Full text: Sozialpädagogik

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gleichsam Einschütten der Erkenntnis, die der Eine hat, in die 
Seele des. Andern wie in ein leeres Gefäß ; das Einsehen könne 
jeder nur selber leisten, Erkenntnis sei nur aus dem Selbst- 
bewußtsein zu schöpfen, und alles, was der Andre dazu beitrage, 
sei die Veranlassung zum Suchen durch Frage und Weckung 
von Zweifeln; gleichsam die Hinweisung auf die Gegend, wo 
das Gesuchte zu finden sein muß. Daß aber auf diese Art die 
Gemeinschaft unterrichtend wirkt, ja ein wahrer Unterricht 
nur so möglich ist, hatte Sokrates, und ihm folgend Plato, 
tief erkannt, der sich die Entwicklung der Erkenntnis schon 
gar nicht mehr anders als im wechselseitigen Austausch, im 
Unterreden zu denken vermochte. 
Was aber so vom theoretischen Lernen gilt und als Anfang 
einer gesunden „Didaktik“ nie vergessen werden sollte, dasselbe 
findet nicht bloß auch Anwendung auf die Willensbildung, als 
sei das eben nur eine Art solchen Lernens, sondern dies theo- 
retische Lernen ‚geschieht wiederum gar nicht ohne Willens- 
entwicklung. Es geschieht, so wurde gesagt, indem man den 
eigenen Blick üben und lenken lernt: das ist aber schon 
Willenstat. Das theoretische Lernen kann auch in dem Sinne 
nur selbsteigene Leistung sein, daß es vom Wollen ab- 
hängt; daß man das Lernen selber nur lernt, indem man 
wollen lernt. Also ist gewiß jeder wahre, nämlich freie Ein- 
sicht und nicht bloß autoritative Annahme wirkende Unter- 
richt zugleich eine Erziehung, nicht als ob die bloße Ver- 
standesbelehrung von selbst den Willen bewegte, sondern viel- 
mehr umgekehrt, indem die Verstandesbelehrung ohne Willens- 
entwicklung gar nicht erreicht würde. 
Und zwar ist die primäre Wirkung der Gemeinschaft die 
auf den Willen. Man lernt wollen, indem man die Erfahrung 
macht vom Wollen des Andern. Der energische Wille des 
Andern, sagt man, reißt uns fort, etwa dem starken Strom 
gleich, der den trägeren Zufluß in sich aufnimmt und so sein 
Gewässer in die gleiche mächtige Bewegung zwingt. Aber ein 
solches Bild verdunkelt noch zu sehr, daß gerade die Energie 
des Selberwollens erhöht, der eigene Wille nicht gezwungen 
oder in Abhängigkeit gebracht, sondern erst recht auf sich 
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