Full text: Sozialpädagogik

— 104 — 
ganz gegen die ursprüngliche Absicht, weit mehr gegensäfzlich 
als einhellig und zu einander komplementär gedacht!). Aber 
in der Verbesserung dieser Fehler bewährt sich nur desto über- 
zeugender der methodische Kerngedanke. 
Und so dürfen wir auf demselben schlichten und sicheren 
Wege zu den wahren Grundfaktoren des sozialen Lebens zu 
gelangen hoffen. Ja, das gleiche Prinzip wird uns über Plato 
noch einige wesentliche Schritte hinaus führen. Eines nament- 
lich, woran Plato in seiner Zeit kaum denken konnte, was 
dagegen dem heutigen. Forscher sich besonders nahe legen 
muß: die Entwicklung des sozialen Lebens muß sich wohl 
einem letzten Gesetze fügen, das auf der gleichen allgemeinen 
Grundlage deduktiv zu gewinnen ist. Unserem Zeitalter ist 
der Gedanke der Entwicklung so in Fleisch und Blut über- 
gegangen, daß man an eine fundamentale Untersuchung über 
irgend ein Problem der Sozialwissenschaft die Frage immer 
zuerst richten wird, wie weit ihre Erkenntnis dadurch ge- 
fördert sei. Die Förderung aber, die hier vor allem not tut, 
sehen wir in der Erkenntnis, daß eine Entwicklung irgend 
welcher Art sich nicht anders zu klarem Begriff bringen und 
methodisch beherrschen läßt, als auf Grund der Idee. Ein 
Gesetz der Entwicklung läßt sich nur entwerfen aus. dem 
Standpunkte der Idee, indem man sie, nach Kants Terminus. 
als „regulatives Prinzip“ in die Erfahrung einführt. Diesen 
von Kant gewiesenen, aber nur in einzelnen Andeutungen von 
ihm selbst betretenen Weg gedenken wir zu verfolgen; die 
Deduktionen des grundlegenden Teils enthalten die Recht- 
fertigung dafür. 
Nach allem, was über die psychologische Seite unsrer 
Aufgabe schon bemerkt worden ist, bedarf es nur kurzer Er- 
innerung, daß diese ganze Ableitung nicht als psychologisch 
verstanden und beurteilt sein möchte... Es ist ein rein objek- 
tiver, vor aller Psychologie feststehender Unterschied, ob das 
menschliche Bestreben, als bloßer Trieb, an den Augenblick 
und das vor Augen Liegende gefesselt bleibt, oder ob es sich 
1) Vgl. Abh. 1. u. Reins Enz. Hädb., Art. Platos Erziehungslehre, N. 6.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.