Full text: Sozialpädagogik

— 106 — 
fachen Objektivierungen des seelischen Inhalts. Denn alle 
Objektivierung beruht auf Abstraktionen; handelt es sich 
hingegen darum, den seelischen Inhalt in seiner subjektiven 
Unmittelbarkeit — und das eben heißt psychologisch — zu 
erfassen, so muß die Scheidung in Gedanken wieder aufgehoben, 
die Verbindung allseitig wiederhergestellt werden. 
Hiernach hat man auch nicht mehr zu besorgen, daß, wenn 
von einem: Willen und einer Vernunft der Gemeinschaft die 
Rede ist, diese zu einem mystischen Wesen ‚außer den Indivi- 
duen gemacht werde. Es ist allein die Frage: was ergibt sich 
daraus, wenn Trieb, Wille und Vernunft der Einzelnen in der 
Gemeinschaft in Berührung treten und ihre Wirkung gleich- 
sam summieren, Daraus folgt eine gewisse Norm, gemäß welcher 
sich diese drei Faktoren in der Gemeinschaft, ebenso wie im 
Einzelnen, ins Gleichgewicht setzen müssen, wenn nicht die 
Gemeinschaft zerfallen, sondern das einheitliche Zusammen- 
wirken der Einzelnen sich erhalten und fördern soll. 
Übrigens ist auch schon bei Plato die Ableitung im letzten 
Grunde nicht psychologisch, sondern objektiv. Seinen psycho- 
logischen Einteilungen liegen ethische Unterscheidungen be- 
reits stillschweigend zu Grunde. Der fundamentale Gegensatz 
des Sinnlichen und Vernünftigen entstammt dem Kerngedanken 
der Ideenlehre; er hat seine klare, objektive Begründung in 
dem inhaltlichen Verhältnis zwischen Erfahrung und Idee. 
Zwischen diesen beiden äußersten Enden schien ihm dann noch 
eine Vermittlung nötig. Diese ist mit dem Platonischen dvudg 
allerdings nur psychol»gisch, aber eben auch nicht zutreffend 
bezeichnet. Uns dagegen ergab sich als Mittelstufe der Wille 
(im engeren Sinn), als Ausdruck des Bewußtseins der prak- 
tischen Regel, der Maxime. Durch diesen rein objektiven 
Begriff erklärt sich die Tugend der Tapferkeit als entschlossene 
Unterordnung der Einzelhandlung unter die einmal gewählte 
Maxime (daß man will, was man will), desgleichen die ent- 
sprechende Funktion im Sozialleben, nämlich die regierende 
im. weitesten Verstand, ungleich besser als durch den Plato- 
nischen dvu6c, der an sich ganz dem Gebiete des Triebs ange- 
hört, wenn auch gleichsam die dem Willen zugekehrte aktive 
Ai 
‘1 
it 
Mei 
er 
dip 
An 
Dar 
fh. 
{} 
I
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.