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in der Gemeinschaft, unter der Bedingung des Lebens in ihr;
gesetzmäßigerweise annehmen, und wie der Wille, wie die
Vernunft unter der gleichen Bedingung sich gestalten muß.
Daraus müssen die wesentlichen Elemente sich ergeben, aus
denen ein soziales Leben sich zusammensetzt, ebenso wie
aus Trieb, Willen und Vernunft das Leben des Individuums
in praktischer Hinsicht überhaupt besteht und durch das
gesetzliche Verhältnis dieser drei Faktoren seinem Begriff
nach bestimmt ist.
Als Trieb nun bezeichneten wir die sinnliche Urform des
Strebens. In dieser liegt aber schon dem Keim nach die
Richtung auf Gestaltung eines Werks, welche in den
höheren Entwicklungen des Strebens beherrschend vorantritt.
Daher erweist sich überall als das Vorherrschende in der
menschlichen Aktivität die Richtung auf Arbeit, nicht auf
bloßen Genuß. Ein gewisses Maß von Befriedigung ist zwar
zur Erhaltung der Energie der Arbeitstriebe selbst nerläßlich,
wie es denn mit deren gesunder Betätigung sich überhaupt
von selbst. einstellt. An sich aber hat das Streben im Genuß
nicht sein Leben, es erstirbt vielmehr in ihm. Leben heißt
tätig sein, und Tätigkeit verlangt, ihrer eigenen Gesundheit
wegen, ein Werk, an dem sie sich darstellt; das gibt ihr die
Einheit der Richtung, deren. sie zu ihrer Gesundheit auch
dann. bedarf, wenn sie nicht als bewußt gewollter Zweck vor
Augen steht, sondern nur an sich ihr immanent ist. Das Be-
wußtsein der Einheit des Zwecks, mit der Folge der ebenso
bewußten Unterordnung der Mittel unter den Zweck, ist es
dagegen, was den eigentlichen Willen ausmacht; also die
Regelung der Arbeit; eine Tätigkeit, die sich unmittel-
bar nicht auf das Werk und dessen Hervorbringung, sondern
auf die es hervorbringende Arbeit und die Triebkräfte dieser
Arbeit richtet. Ebenso hat drittens die Vernunfttätigkeit zu
ihrem unmittelbaren Objekt die Willensregelung als solche, der
sie; als beständig begleitende Kritik, durchgängige Einheit
zu geben bemüht ist, und bezieht sich erst mittelbar durch
diese auf die am Werke. selbst zu leistende Arbeit, und dadurch
schließlich auf das Werk.