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Ganz so muß es sich aber im sozialen Leben verhalten; es
wird demnach zu reden sein von einem sozialen Triebleben, als
yerichtet auf ein soziales Werk, eine soziale Arbeit; zweitens
von der sozialen Regelung dieses Trieblebens durch einen
sozialen Willen; endlich von einer auf diese Regelung sich
beziehenden, für sie wegweisenden, ihre letzte, gesetzmäßige
Einheit anstrebenden sozialen Tätigkeit der kritischen Ver-
nunft. Aus diesen drei wesentlichen Stücken wird ein soziales
Leben im voll entfalteten Sinne des Worts sich aufbauen. Es
ist, diesem Begriff zufolge: Arb eitsgemeinschaft, unter
gemeinschaftlicher Willensregelung, hinsichtlich dieser
unterstehend gemeinschaftlicher vernünftiger Kritik.
Im sozialen wie individualen Leben hat nun der allemal
höhere Faktor zum niederen das Verhältnis der Form zur
Materie. Die Materie der Willensregelung also sind die
Arbeitstriebe, der sozialen Regelung die sozialen Arbeitstriebe;
Materie der vernünftigen Kritik die Willensregelungen der
Arbeitstriebe, der sozialen Kritik die sozialen Willens-
regelungen.
Damit ist nun die Frage schon dem Prinzip nach beantwortet,
die durch Rudolf Stammlers Werk über Wirtschaft und
Recht!) zuerst in Präzision gestellt worden ist: die Frage nach
ler letzten Materie des sozialen Lebens. Es ist kein
ernster Streitpunkt zwischen uns, ob man den Terminus „Wirt-
schaft“, der nun einmal seine feste Verwendung seit lange
besitzt, nicht dieser seiner bisherigen Verwendung gemäß in
einer weniger. weiten Bedeutung, als .der der Materie des
sozialen Lebens überhaupt, gebrauchen sollte (s. $17). Mit
größtem Rechte jedenfalls fordert Stammler zur sozialen
Regelung als einheitlicher Form des sozialen Lebens eine
in gleicher Einheitlichkeit zu definierende Materie; gegen
welche unabweisliche logische Rücksicht die der Eignung
des gewählten Terminus allenfalls zurückstehen durfte. Seiner
1) R. Stammler, Wirtschaft und Recht nach der materialistischen
Geschichtsauffassung. Eine sozialphilosophische Untersuchung. Leipzig
(3. Aufl.) 1914. — Die im Text folgende Kritik findet man etwas mehr im
einzelnen ausgeführt im Archiv für systematische Philosophie II, S. 318 ff,