Full text: Sozialpädagogik

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einer beliebigen menschlichen Erfahrung, sondern einer solchen, 
die etwas Typisches hat, die ein charakteristisches Erlebnis 
darstellt, und durch Konflikt und Lösung sich zum geschlos- 
senen Ganzen abrundet; eine Handlung, der Form nach von 
übersehbarem Umfang — übersehbar je für den bisher er- 
reichten Standpunkt des Lernenden — und von strenger teleo- 
logischer Einheit,.die in ihrem Inhalt irgend ein wesentliches 
Stück praktischer Lehre zur Anschauung birgt. Das Moment 
des Konflikts hat dabei nicht bloß die Bedeutung, die Auf- 
merksamkeit mehr zu fesseln, sondern auch, die begriffliche 
Lehre vorzubereiten. Die nie bestrittene Wahrheit kommt 
weniger zum Bewußtsein, Wie ein Leben ohne Kampf keiner 
Lehre bedürfte, so würde es auch keine erteilen; der Streit ist, 
wie der Vater der Dinge, so der Lehrmeister ihrer Erkenntnis. 
Es ist somit eine nicht bloß ästhetische, sondern allgemein 
erzieherische Notwendigkeit, die ihm in der belehrenden Er- 
zählung seinen Platz anweist. „Geschichte“ aber ist dasselbe 
im großen, was Geschichten im kleinen. Zu der großen 
„Fundament‘“-Ansicht, daß man kein Einzelner ist, sondern 
der Gemeinschaft, zuletzt keiner kleineren als*der der Mensch- 
heit angehört, soll der Heranwachsende geführt werden. Von 
allem, was hierüber an anderer Stelle!) gesagt ist, finde ich 
nichts zurückzunehmen; auch der Verfolg gegenwärtiger Be- 
trachtung wird darauf wiederum führen. 
Die „Lehre“ selbst aber aus der Geschichte und den Ge- 
schichten herauszuholen, ist Abstraktionsarbeit wie jede andre. 
und so sei darüber nur bemerkt, daß man die Geschäfte teilen 
und nicht die Lehre sich in die Geschichtserzählung selbst 
voreilig eindrängen oder als langweiliges Nachwort dazu sie um 
ihre unmittelbare Wirkung bringen lassen soll; sondern die 
Aufgabe dieser Abstraktion ist von der Erzählung ganz abzu- 
trennen. Und zwar lasse man den Lernenden selbst sie voll- 
führen. 
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1 
r. 
Die GrundrichtungenderAbstraktion aber müssen 
voraus gegeben sein; man muß sich auf ein schon bekanntes 
Grundgerüst sittlicher Lehre beziehen können. Ein solches 
1) Religion innerhalb der Grenzen der Humanität, 2. Aufl., 8.8 ff. 67.
	        
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