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allen und besonders im Sprechenlernen liegt auf diesem Gebiet.
Überall geht hier mit der Bildung des Verständnisses die des
Willens Hand in Hand.
Das alles ist nun zunächst freies Spiel der zur Betätigung
drängenden Kräfte, ohne (wenigstens bewußte) Zweckbestim-
mung. Ja, hier wurzelt überhaupt der Begriff des Spiels und
seine Bedeutung für die kindliche Entwicklung, die man
namentlich seit Fröbel ernstlicher, wenn auch immer noch
nicht ernst genug würdigt. Hier entfalten sich die unschätz-
baren erziehenden Kräfte des Bilderbuchs, der Puppe, des Bau-
kastens, der mannigfachen Bewegungsspiele, wobei, wie gleich-
zeitig in der Märchenerzählung!) und in den ersten Ahnungen
des Religiösen, bald eine überaus rege Tätigkeit der Phantasie
sich entwickelt, aber doch alles in der naiven Unbefangenheit
sinnlichster Beziehung zu den Dingen und namentlich zu den
Mitlebenden beschlossen bleibt, in dieser durchgehenden Eigen-
tümlichkeit aber sich zu einer eigenen kindlichen Welt ab-
rundet, die schon ein gutes Teil Idealisierung einschließt.
Gegen alle Gefahr eines einseitigen Überwucherns der Phan-
tasie bietet dann das heilsame Gegengewicht die allmähliche
Überführung des Spiels in zweckmäßige, mehr und mehr auch
zweckbewußte Arbeit. Für das Kind selbst ist der Übergang
ganz unmerklich. Nur deswegen kann das Spielen des Kindes
an erziehender Wirkung selbst der eigentlichen Arbeit den
Rang streitig machen, weil es ihm durchaus etwas wie Arbeit
ist. Es ist mit seiner ganzen Seele dabei, wie nur der treueste
Arbeiter bei seinem Werk, es ist ihm eine ernsthafte Aufgabe,
es sind Wirklichkeiten, womit es zu tun hat. Seine spielende
Tätigkeit nimmt daher auch, wenn sie nur einigermaßen dahin
geleitet wird, wie von selbst den geregelten Gang an, der der
eigentlichen Arbeit vorzugsweise zukommt und notwendig ist.
Es fehlt nur das wirklich Zweckvolle des Tuns; aber dieser
Mangel kommt für das kindliche Bewußtsein kaum in Betracht,
da ihm eben der Begriff dieses Unterschieds abgeht; das
Nächste, Unmittelbare ist ihm Zweck genüg und darf es noch
1) Gute Bemerkungen darüber (obschon nicht ohne Einseitigkeit) bei
FT. Adler, in der ohen (S. 269) genannten Schrift, S. 66.