Full text: Sozialpädagogik

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So mag eine rechte sittliche Hauserziehung sich gestalten. 
Die gleichen Kräfte wirken aber weit über die früheste Kind- 
heit, ja über die Familie im engsten Sinn hinaus; sie bleiben 
grundlegend für die ganze Erziehung des Willens, deren son- 
stige Faktoren ohne diesen ersten niemals ihre volle Wirksam- 
keit entfalten könnten. In keinem menschlichen Verhältnis 
darf dies Element ganz fehlen, und in seiner Kräftigung 
liegt, wie wir mit Pestalozzi überzeugt sind, zuletzt alle 
Hoffnung einer Versittlichung menschlicher Gemeinschaft über- 
haupt. Ich möchte dem Irrglauben zwar nicht Vorschub tun, 
daß Unsittlichkeit nur Krankheit sei, aber das Wahre ist daran, 
daß die sittliche Gesundung von unten auf, von der Grundlage 
des Trieblebens, folglich von der Sorge um Kraft und Reinheit 
familienhafter Gemeinschaft ihren Ausgang nehmen muß; daß 
alle Sittenpredigt verschwendet ist, ja dem sittlichen Tadel 
jedes Erntenwollens, wo man nicht gesät hat, unterliegt, welche 
für diese allererste Bedingung sittlicher Bildung zu sorgen 
vergißt. 
Von der Wiederherstellung des Bewußtseins der Arbeits- 
gemeinschaft, von der Heiligung der Arbeit und des Genusses 
durch die Gemeinschaft, durch ihre Aufnahme in den.Plan der 
Erziehung zum Menschentum, erwarten wir die Heilung unsrer 
privaten und öffentlichen Zustände. Vor allem, man kümmere 
sich darum, wie Menschen leben, welche Bedingungen 
ihnen gewährt sind, um ein Leben führen zu können, wie 
man es von ihnen fordert und erwartet. Man fasse das Problem 
„sozialer Ökonomie‘ einmal ernsthaft in diesem sittlichen, 
oder sagen wir pädagogischen Sinn: daß von der Ökonomie 
der Lebensfunktionen in der Gemeinschaft alle sozialen Funk- 
tionen bis zu den höchsten hinauf schließlich abhängen, und 
daß diese Ökonomie nur auf Grund der Gemeinschaft, nach 
dem allgemeinen Typus einer sittlich geordneten Familie, sich 
wirksam und rein gestalten kann. Das führt auf organisato- 
rische Forderungen, wie sie an früherer Stelle angedeutet 
wurden. Ich vermeine nicht darüber irgend Abschließendes 
aufgestellt zu haben; wenn es am Willen nicht fehlte, würden 
auch die Wege sich wohl erschließen. Keinesfalls darf man uns
	        
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