Full text: Sozialpädagogik

— 308 — 
Diese Schwierigkeit ist begreiflich; auch der heutige Stand 
der Untersuchung ermöglicht nicht ihre glatte und reine Be- 
wältigung, obgleich der Weg ihrer Überwindung bereits un- 
vergleichlich klarer als vor hundert Jahren erkennbar geworden 
ist. Indem nämlich die komplöxeren Bildungen der Vorstellung 
sich anfangs ohne bestimmtes Bewußtsein vollziehen, oder doch 
nicht ihr Vollzug, sondern nur das Ergebnis in bestimmtem 
Bewußtsein verbleibt, so bedarf es immer erst einer oft schwie- 
rigen Analyse, die von diesen komplexen Gestaltungen (als 
den gegebenen) ihren Ausgang nehmen und zu ihren einfacheren 
Elementen bis zu den einfachsten erst zurückgehen muß, Diese 
Analyse würde aber gar nicht möglich sein oder doch zu 
keinem reinen Ergebnis führen können, wenn nicht die kon- 
struktive, synthetische Arbeit, durch die jene komplexen 
Gebilde erst entstanden, voraus‘ vollbracht, und in und mit 
dieser das Verständnis in der Richtung (zum Beispiel) der 
geometrischen Form überhaupt schon vorgebildet wäre. Man 
würde ohne das überhaupt nicht angeben können, was eigent- 
lich aus den komplexeren Bildungen herauszuarbeiten, aus 
welchen und welcherlei Elementen vielmehr sie zu rekon- 
struieren seien. Und doch ist dies möglich: ein Kind setzt 
seine Bauklötze zusammen, so wie es geometrisch und 
mechanisch richtig ist. Und es hat von dieser Richtig- 
keit auch eine Art Wissen; es weiß bestimmt voraus, und zwar 
nicht durchaus nur in Fällen, wo es des früheren; zufälligen 
Gelingens etwa sich erinnert, sondern auf Grund seines bis 
dahin erworbenen allgemeinen Verständnisses seiner 
Klötze, was es mit diesen und diesen Klötzen wird leisten 
können und was nicht. Dies Wissen kann unter günstigen Um- 
ständen schon früh in verhältnismäßig großer Feinheit aus- 
gearbeitet sein; jedenfalls lange bevor das Kind fertige Be- 
griffe und nicht bloß dunkle Ahnungen von Zahlen, Größen 
und gar mechanischen Beziehungen hat. Man sagt dann, es hat 
diese‘ Kenntnis aus der „Erfahrung“. Aber man mache sich 
doch auf dem Wege der Sinnesphysiologie klar, wie solche Er- 
fahrung zustande kommen konnte. Sie kam zustande durch ein 
sehr komplexes, in den entscheidenden Schritten aber Syn-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.