Full text: Sozialpädagogik

— 314 — 
gegnen und zu durchdringen trachten. An der Sprachbildung 
ist, wie es von den Pädagogen oftmals ausgeführt worden ist, 
einerseits aller Unterricht beteiligt, denn der Unterricht jedes 
Fachs vermag je in Hinsicht seines besonderen Gegenstandes 
das Sachverständnis nur zugleich mit dem Sprachverständnis zu 
entwickeln. Umgekehrt entnimmt der Sprachunterricht seinen 
Stoff allem sonstigen Unterricht. Er bringt also die natürlichste 
und nächstliegende „Konzentration“ des gesamten Unterrichts 
zuwege, und hat zu solcher gedient, lange bevor dies Schlag- 
wort der Herbartianer geprägt war, und vielleicht in einem 
schlichteren und wahreren Sinne, als in dem dies Schlag- 
wort oft gebraucht worden ist. Durch diesen universalen 
Charakter eignet sich der sprachliche Unterricht dann auch zur 
Anknüpfung vieles Sachlichen, das nicht in eigenen Fächern 
vertreten ist, so auch der philosophischen oder zur Philosophie 
wenigstens vorbereitenden Elemente, die schon im Unterricht 
der mittleren Stufe ihre Stelle haben; wovon weiterhin noch zu 
reden sein wird. 
Vorzüglich aber bildet die Sprache den natürlichen Kon- 
zentrationspunkt alles aufs Kulturgebiet und folglich auf das 
Gebiet der Geschichte bezüglichen Unterrichts. Doch wäre 
es falsch, sie darum ganz dem Gesichtspunkte der geschicht- 
lichen Bildung zu unterstellen, wozu hier und da eine Neigung 
sich verrät. Die Sprache ist ein historisches Produkt und eines 
der wichtigsten; sie ist andrerseits der Träger aller oder fast 
aller geschichtlichen Überlieferung. Allein sie ist noch etwas 
mehr als bloß ein Medium und wiederum ein Gegenstand der 
Überlieferung; sie ist über das alles und vor dem allen der 
unmittelbare Träger des gegenwärtigsten, und wiederum des 
zeit- und geschichtslosesten Inhalts des menschlichen Bewußt- 
seins. Sie enthält, wiewohl unabgesondert, Elemente rein 
rationaler Ordnung; logische, ethische, ästhetische; und diese 
nicht bloß als geschichtlich ‚überkommene, sondern -voll- 
kommen. so, wie wir dies ‚alles überhaupt ‚geistig besitzen. 
Denn man besitzt und beherrscht geistig nur, was man aus- 
sprechen, was man wenigstens in Gedanken, in der Fiktion 
(s. o. S. 90) mitteilen kann.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.