Full text: Sozialpädagogik

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vom Jahre 1891 konnten dafür als ein nur zu konkretes Beleg- 
stück gelten. Da wurde besonders der ganze Sprachunterricht 
mit geschichtlichen Stoffen einschließlich der Sage, die unter 
dem Gesichtspunkt der Epik ja ganz natürlich mit der Ge- 
schichte in eine Linie rückt, förmlich vollgepfropft, und auch 
für das, was von nicht unmittelbar geschichtlichen, besonders 
dichterischen und rhetorischen Stoffen zugelassen wurde, eine 
ausschließlich oder doch in erster Linie geschichtliche Be- 
handlungsweise direkt vorgeschrieben; während die Grammatik 
und die Übersetzung namentlich in fremde Sprache, die eine 
unverächtliche Übung in eigener Denkarbeit jedenfalls ein- 
schließen, bedenklich verkürzt und auch irgend ein Ersatz 
dafür in verstärktem mathematisch-naturwissenschaftlichem 
Unterricht. bekanntlich nicht geleistet wurde; gerade als ob 
bis dahin in den Schulen an Gedächtnisarbeit empfindlicher 
Mangel, an eigener Denktätigkeit gefährlicher Überfluß ge- 
wesen wäre. Wie hat man auf solche Abwege nur geraten 
können? Man wird nicht fehlgehen, wenn man der Rede vom 
„erziehenden Unterricht‘, vom geschichtlichen als dem zen- 
tralen „Gesinnungsunterricht“ wenigstens einen Teil der Schuld 
beimißt. Die Phrasen von den „ethischen“ Unterrichtsstoffen 
oder Lehrgegenständen usw. sind seit diesen Lehrplänen 
offiziell geworden; es sollte der gesamte Unterricht von 
„ethischem und geschichtlichem“ Geiste -— was für diesen 
Standpunkt sich einfach deckt — durchdrungen sein und der- 
gleichen mehr. Zwar die ganz besondere politische und „soziale“ 
Tendenz, welche die genannten Lehrpläne dem Geschichts- 
unterricht anbefahlen und gegen die die Geschichtslehrer 
selbst sehr gegründeten Einspruch erhoben haben, konnte 
sich unter dem Deckmantel der Herbartschen Theorie Ja 
wohl nicht zu verbergen versuchen: das war Zeitstimmung und 
ist als solche, wie wir denken, heute längst „historisch“ ge- 
worden. Aber wenigstens die allgemeine Auffassung des Ge- 
schichtsunterrichts, welche jene „Lehrpläne“ vertraten, weicht 
doch nicht allzu weit von dem ab, was man auch in den 
gangbaren Lehrbüchern mancher... Gymnasialpädagogen lesen 
kann; wie wenn es hieß, daß die B egeisterung des Lehrers.
	        
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