— 818 —
vom Jahre 1891 konnten dafür als ein nur zu konkretes Beleg-
stück gelten. Da wurde besonders der ganze Sprachunterricht
mit geschichtlichen Stoffen einschließlich der Sage, die unter
dem Gesichtspunkt der Epik ja ganz natürlich mit der Ge-
schichte in eine Linie rückt, förmlich vollgepfropft, und auch
für das, was von nicht unmittelbar geschichtlichen, besonders
dichterischen und rhetorischen Stoffen zugelassen wurde, eine
ausschließlich oder doch in erster Linie geschichtliche Be-
handlungsweise direkt vorgeschrieben; während die Grammatik
und die Übersetzung namentlich in fremde Sprache, die eine
unverächtliche Übung in eigener Denkarbeit jedenfalls ein-
schließen, bedenklich verkürzt und auch irgend ein Ersatz
dafür in verstärktem mathematisch-naturwissenschaftlichem
Unterricht. bekanntlich nicht geleistet wurde; gerade als ob
bis dahin in den Schulen an Gedächtnisarbeit empfindlicher
Mangel, an eigener Denktätigkeit gefährlicher Überfluß ge-
wesen wäre. Wie hat man auf solche Abwege nur geraten
können? Man wird nicht fehlgehen, wenn man der Rede vom
„erziehenden Unterricht‘, vom geschichtlichen als dem zen-
tralen „Gesinnungsunterricht“ wenigstens einen Teil der Schuld
beimißt. Die Phrasen von den „ethischen“ Unterrichtsstoffen
oder Lehrgegenständen usw. sind seit diesen Lehrplänen
offiziell geworden; es sollte der gesamte Unterricht von
„ethischem und geschichtlichem“ Geiste -— was für diesen
Standpunkt sich einfach deckt — durchdrungen sein und der-
gleichen mehr. Zwar die ganz besondere politische und „soziale“
Tendenz, welche die genannten Lehrpläne dem Geschichts-
unterricht anbefahlen und gegen die die Geschichtslehrer
selbst sehr gegründeten Einspruch erhoben haben, konnte
sich unter dem Deckmantel der Herbartschen Theorie Ja
wohl nicht zu verbergen versuchen: das war Zeitstimmung und
ist als solche, wie wir denken, heute längst „historisch“ ge-
worden. Aber wenigstens die allgemeine Auffassung des Ge-
schichtsunterrichts, welche jene „Lehrpläne“ vertraten, weicht
doch nicht allzu weit von dem ab, was man auch in den
gangbaren Lehrbüchern mancher... Gymnasialpädagogen lesen
kann; wie wenn es hieß, daß die B egeisterung des Lehrers.