Full text: Sozialpädagogik

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Welches sind denn nun die zu erarbeitenden Begriffe? Es 
können nur sein die Grundbegriffe der Soziologie; die Begriffe, 
welche die beiden großen Gebiete der Wirtschaft und des 
Rechts beherrschen; weiterhin die Begriffe der höheren, 
geistigen Kultur. Die allgemeine pädagogische Forderung, 
den Unterricht an Erfahrung, die praktische Lehre insbesondere 
an die praktische Erfahrung, an die „Übung“ anzuschließen 
und auf ihr sich aufbauen zu lassen, wäre unter den gedachten 
Voraussetzungen erfüllt. Der erste Grund wäre gelegt in der 
Familiengemeinschaft, in der Schulgemeinschaft, und in allem, 
was von der bürgerlichen‘ Gemeinschaft schon dem Heran- 
wachsenden‘ unmittelbar nahe tritt oder doch so bevorsteht, 
daß er nicht wohl umhin kann, sein Interesse schon voraus 
darauf zu lenken; dahin gehört besonders der Waffendienst. 
Weiter kommt es dann an auf die Erweiterung des so zuerst 
gegründeten Erfahrungskreises gleichsam in die Breite, näm- 
lich von engeren zu weiteren und weiteren Formen der Gemein- 
schaft, und dann in die Tiefe der Vergangenheit zurück. Das 
Erste führt auf Soziologie im engeren und eigentlichen Sinne, 
das Zweite auf Geschichte selbst; deren keines aber ohne das 
andre bestehen kann. Denn Soziologie ist nicht rein rational, 
sondern auf historischem Grunde konkret zu entwickeln; um- 
gekehrt bedarf Geschichte, wenn überhaupt etwas dabei ver- 
standen werden soll, klarer Begriffe des Objekts, nach 
dessen Geschichte die Frage ist, nämlich der man- 
cherlei Richtungen und Besonderungen jener Art von Gemein- 
schaft, welche ein Volk ausmacht, und weiter der Gemeinschaft 
der Völker in einer Kulturwelt, die der Idee nach die ganze 
Menschheit umfaßt. 
Daß im Zentrum des Geschichtsunterrichts die Geschichte 
des eigenen Volkes stehen muß, folgt jetzt so unmittelbar und 
zwingend und ohne jede außersachliche Stütze, wie man aus 
andern als diesen Voraussetzungen es wohl nicht hat begründen 
können. . Es folgt aber ebenso sicher, daß als letztes Ziel die 
menschheitliche Kultur, also auch die Mitarbeit aller an ihrer 
Förderung beteiligten Nationen, nicht aus den Augen ver- 
loren werden darf. Dürfte man nicht die Überzeugung hegen
	        
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