Full text: Sozialpädagogik

— 358 — 
wärts spricht derselbe von der Unterordnung der „äußeren“ 
Arbeit unter die „innere“, auf der der Segen und die sittliche 
Wirkung der Arbeit überhaupt beruhe; genau mit dieser Unter- 
ordnung aber nimmt die Arbeit selbst ästhetischen Charakter an. 
Vielleicht Scheint manchem dennoch wenigstens der Ernst 
der Schulerziehung dem Ästhetischen ferner zu stehen. 
Doch möchten wir, wenn es irgend in unsrer Macht stände, den 
finsteren Pedanten das Gewissen schärfen, die es oft wie mit 
Gewalt aus der Schule fernhalten zu wollen scheinen, und da- 
mit den höchst lebendigen und im tiefsten Grunde berechtigten 
ästhetischen Drang der Jugend sich sehr gegen ihr eigenes 
Interesse zum Feinde statt zum Bundesgenossen machen. An 
sich widerspricht nichts im Leben der Schule der Forderung 
ästhetischer Gestaltung, nur daß es eine besondere Seite des 
Ästhetischen ist, die hier beherrschend vorantritt. Das Kin- 
dische des Spiels wird verachtet; aber ist denn die Welt des 
Schulkinds schon die ganze, wache Wirklichkeit? Ist es nicht 
auch eine Art Spielwelt, in die es eintritt, wenn auch schon auf 
höherer, der Wirklichkeit um einen Grad näherer Stufe? Oder 
ist es weniger wahr für diese als für irgend eine andere Stufe, 
daß dem Menschen „nur mit dem Schönen zu spielen er- 
laubt“ sei? 
Der Realismus des Schulalters scheint. dem schönen Spiel 
zu widerstreben. Aber das Schöne hat selbst eine rea- 
listische Seite, und eben diese ist es, zu der die zweite 
Erziehungsstufe den Grund zu legen hat. Auf der ersten ver- 
blieb noch alles in sinnlicher Ungeschiedenheit; der ästhetische 
Trieb war schon sehr lebendig, aber er war noch nicht ge- 
bildet; seine Schöpfungen gehörten nur dem Augenblick. 
Dabei soll es nicht bleiben. Nichts Geringeres ist die Aufgabe 
als Natur selbst unter die Herrschaft der ästhe- 
tischen Form zu zwingen, der sie doch sich zu weigern 
scheint. Da gilt es, ihr tapfer zu Leibe zu rücken mit der scharf 
geschliffenen Waffe der Technik. 
Das ist die” Seite, die das Ästhetische dem Unterricht 
bietet; also gehört es auch in das Alter des Unterrichts. Die 
ästhetische Tätigkeit selbst braucht der Disziplin. Diese
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.