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wärts spricht derselbe von der Unterordnung der „äußeren“
Arbeit unter die „innere“, auf der der Segen und die sittliche
Wirkung der Arbeit überhaupt beruhe; genau mit dieser Unter-
ordnung aber nimmt die Arbeit selbst ästhetischen Charakter an.
Vielleicht Scheint manchem dennoch wenigstens der Ernst
der Schulerziehung dem Ästhetischen ferner zu stehen.
Doch möchten wir, wenn es irgend in unsrer Macht stände, den
finsteren Pedanten das Gewissen schärfen, die es oft wie mit
Gewalt aus der Schule fernhalten zu wollen scheinen, und da-
mit den höchst lebendigen und im tiefsten Grunde berechtigten
ästhetischen Drang der Jugend sich sehr gegen ihr eigenes
Interesse zum Feinde statt zum Bundesgenossen machen. An
sich widerspricht nichts im Leben der Schule der Forderung
ästhetischer Gestaltung, nur daß es eine besondere Seite des
Ästhetischen ist, die hier beherrschend vorantritt. Das Kin-
dische des Spiels wird verachtet; aber ist denn die Welt des
Schulkinds schon die ganze, wache Wirklichkeit? Ist es nicht
auch eine Art Spielwelt, in die es eintritt, wenn auch schon auf
höherer, der Wirklichkeit um einen Grad näherer Stufe? Oder
ist es weniger wahr für diese als für irgend eine andere Stufe,
daß dem Menschen „nur mit dem Schönen zu spielen er-
laubt“ sei?
Der Realismus des Schulalters scheint. dem schönen Spiel
zu widerstreben. Aber das Schöne hat selbst eine rea-
listische Seite, und eben diese ist es, zu der die zweite
Erziehungsstufe den Grund zu legen hat. Auf der ersten ver-
blieb noch alles in sinnlicher Ungeschiedenheit; der ästhetische
Trieb war schon sehr lebendig, aber er war noch nicht ge-
bildet; seine Schöpfungen gehörten nur dem Augenblick.
Dabei soll es nicht bleiben. Nichts Geringeres ist die Aufgabe
als Natur selbst unter die Herrschaft der ästhe-
tischen Form zu zwingen, der sie doch sich zu weigern
scheint. Da gilt es, ihr tapfer zu Leibe zu rücken mit der scharf
geschliffenen Waffe der Technik.
Das ist die” Seite, die das Ästhetische dem Unterricht
bietet; also gehört es auch in das Alter des Unterrichts. Die
ästhetische Tätigkeit selbst braucht der Disziplin. Diese