Full text: Sozialpädagogik

— 364 — 
trachte, sondern sie in sich, im eigenen Innersten finde; er 
selber soll religiös sein, in Religion leben; ein tieferes, eig- 
neres Leben als in irgend einem andern Erlebnis, etwa des 
Wahren, des Guten, des Schönen. Bildung hat man; das 
Wahre, Gute, Schöne, so weit es sich uns überhaupt erschließt, 
bleibt immer, als „Objekt“, ein uns Äußeres; Religion lebt 
man; es genügt nicht einmal zu sagen, man erlebe sie; denn 
man ist nicht bloß dabei, um dann mehr oder weniger davon 
zu ergreifen und gleichsam an sich zu bringen, sondern man 
lebt sie unmittelbar, sie ist nur da in unserem Selbstleben. 
Umso mehr muß der Quell der Religion im Men- 
schen selbst aufgezeigt werden können. 
Ich bezeichnete nun diesen Quell, nach Schleiermachers Vor- 
gang, durch das Wort Gefühl..Bei der schillernden Natur 
dieses psychologischen Kunstworts, die auch in der Ästhetik 
Verwicklungen herbeiführte, ist es begreiflich, daß man, trotz 
aller beigegebenen Erklärungen, an diesem Worte sich ge- 
stoßen hat; daher wird besonders hier eine weitere Aufhellung 
nötig sein. . 
Auch das Ästhetische hat unzweifelhaft eine nahe Be- 
ziehung zum Gefühl; obgleich uns schien, daß mit (frei ge- 
staltender) „Phantasie“ sein Wesen unzweideutiger bezeichnet 
werde. Soweit aber Gefühl, ist es schlechthin nur Gestal- 
tungsgefühl. Zwar ist es gewiß auch Selbstgefühl, aber nur 
das Selbstgefühl im Gestalten, das Gefühl des Selbst als 
des Gestaltenden. Das ästhetische Gefühl haftet ganz allein 
an der Gestaltung, es lebt nur von ihr und in ihr; es erlischt, 
sobald die gestaltende Kraft der Phantasie erlahmt. Es ent- 
behrt deswegen auch eigentlich ganz des (im ausschließenden 
Sinn) individuellen Charakters. Nicht, daß ich, und nicht der 
und jener, Herr dieser Gestaltungen bin, ist sein Inhalt; das 
ist durchaus nichts Ästhetisches, sondern ein nebenher gehen- 
der, ziemlich unaufrichtiger Selbstbetrug. Sondern allein, daß 
der gestaltende Geist Herr der Gestaltung ist, ist 
tiefster Quell der ästhetischen Freude. Das besagt aber im 
Grunde nur, das Gesetz der Gestaltung sei Herr; und im rein 
ästhetischen Empfinden wird in der Tat nur dies empfunden. 
1 
N: 
N 
Abe 
pnE 
He 
I mAT 
8 
nt 
ha 
ram 
Ant 
In 
Ann 
NTST 
Apr 
im! 
HOP 
Inc! 
gli 
krar 
en] f 
füh 
Pay 
Tan 
anet 
1! 
fe 
Yo 
IMarT 
Ah: 
hat 
mM
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.