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zufolge, dasselbe gelten wie vom ersten, d. h. es müßte wiederum
dessen Denken hinzugedacht werden, und so ins Unendliche.
Kann ich aber überhaupt einen Inhalt denken, ohne das Denken
dieses. Inhalts auch mitdenken zu müssen, so ist nicht ein-
zusehen, weshalb ich es nicht von Anfang an könnte. Jene
Ansicht macht den Mathematiker, den Physiker, den Forscher
jedes Fachs, ja jeden, der überhaupt irgend etwas denkt, zum
unbewußten Psychologen. Aber das ist doch eine ganz un-
annehmbare Voraussetzung, daß man nie beim Denken einfach
die Sache, um die es sich handelt, sollte vor Augen haben
können, ohne zugleich das Denken dieser Sache, und. folgerecht
das Denken dieses Denkens und so in infinitum hinzuzudenken.
Selbst‘ wenn das wäre, so ist doch hoffentlich die Sache auch
ım Gedanken; kann ich nun zeigen, daß sie allein ge-
nügt, die logischen Verhältnisse daran ein-
zusehen, so gehen mich, sofern es sich eben um die Einsicht
dieser Verhältnisse “handelt, alle jene neben der Sache her
gehenden Gedanken, die nun existieren mögen oder nicht, über-
haupt gar nichts an.
Am Inhalt aber sind das, was die logischen Gesetze ins
Auge fassen, die allgemeinen Relationen eines jeden
Inhalts. Logisches Denken ist Denken unter der Bedingung
der Einstimmigkeit oder des durchgängigen Zusammenhanges
des Gedachten, d. i. dasjenige Denken, in welchem das einzelne
Gedachte zugleich mit seinen Relationen zu allem Andern,
wozu es eben in Relation steht, gedacht wird. Die möglichen
Relationen des Gedachten systematisch zu entwickeln, ist die
ganze, dem Begriff nach einfache, in der Ausführung sehr zu-
sammengesetzte Aufgabe der Logik, allgemein der Erkenntnis-
kritik. Darin sind die Grundlagen des mathematischen wie
des kausalen Denkens zugleich enthalten. Dagegen das, was
man zum Ersten, Allbegründenden hat machen wollen: die
Wirklichkeit der Tatsache, ist vielmehr erst das Letzte,
worauf, insofern es sich um theoretische Erkenntnis handelt.
dies alles schließlich abzielt; es ist das Bedingteste, Ab-
hängigste von allem, also die allerschlechteste Grundlage,
die man nur wählen konnte zur Ableitung der logischen oder