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meines Lebens, meines Denkens, Fühlens und Strebens aus-
machen, und alles Andre nur eine, man weiß nicht wozu dien-
liche, Verkleidung dieses allein wahren Lebensinhaltes sein.
Von der Theorie, die alles auf das natürliche Streben der
Selbsterhaltung stützen will, gilt dasselbe. Dasein ist Voraus-
setzung jeder Zweckverfolgung, aber doch darum nicht Zweck
an sich, nicht der einzige, letztbestimmende Zweck. Der
Trieb zur Lust ist sehr oft dem der Daseinserhaltung entgegen
und umgekehrt; Beweis genug, daß keiner von beiden der allein
oder zuletzt bestimmende ist. Man kommt bei dieser Annahme
überdies in Gefahr, der Natur eine allgemeine, bedingungslose
Tendenz zur Erhaltung der lebenden Wesen anzudichten, die
eine nüchterne Prüfung durchaus nicht zu erkennen vermag.
Natur erhält ihre Geschöpfe eine Zeitlang, und weiht sie dann
mit demselben Gleichmut dem Untergang. Wirklich strebt
kein lebendes Wesen unter allen Umständen fortzuleben.
Warum auch? Bloßes Dasein ist kein Zweck, bei dem sich
stehen bleiben ließe, Daß man nach dem Zweck des Daseins
so lange schon fragt und überhaupt fragen kann, ist ein hin-
reichender Beweis, daß wenigstens der Gedanke im bloßen
Dasein sein Ziel nicht findet. Es ist noch nicht einmal eine
sittliche Erwägung, daß es töricht ist üropter vitam witae
perdere causas, um des Lebens willen das daran zu geben, was
allein ein Grund zu leben ist. Es kann sehr verschieden sein,
worin man einen zureichenden Grund zu leben findet.
Und so bleibt es dabei, daß mindestens von dem Augen-
blick an, wo die Zwecksetzung sich zur Freiheit des Denkens
erhebt, wo es eine eigene Wahl der Zwecke gibt (und es
gibt solche Wahl), der letzte Zweck allein in der Idee, d.h.
in derjenigen formalen Einheit gesucht werden kann, in der
alle besonderen Zwecke sich vereinigen. Dem letzten Sinn
des Sollens (wie er oben erklärt worden) genügt auch keine
bloß empirische Zusammenstimmung der Zwecke, denn über
diese läßt sich immer hinausfragen: wozu? — das heißt eben,
zu welchem letzten Ende dient, auf welche letzte Einheit oder
Übereinstimmung zielt diese empirisch begrenzte, also bedingte,
abschlußlose Übereinstimmung, die es immer offen 1äßt. daß