Full text: Sozialpädagogik

— 60 — 
Lust und Unlust also wird der bloße Hoch- und Tiefstand des 
Gemüts, die bloße Augenblickslage verspürt; während im 
Streben die Erhebung und Senkung als solche, und zwar als der 
eignen Tendenz des Bewußtseins (auf Einheit, auf Über- 
einstimmung) entsprechend oder widerstreitend bewußt 
wird; welches beides übrigens zuletzt derart eins ist, daß im 
Gefühl der Hemmung oder des nicht gehemmten oder die 
Hemmung überwindenden Sich-behauptens eben jene eigene 
Tendenz, in verschiedenen Graden der Bestimmtheit, gefühlt 
wird. Danach läge also ein Moment der Richtung, mithin 
der Bewegung schon.dem Gefühl selbst zu Grunde; woraus 
der Gegensatz des positiven und negativen Moments darin 
(Lust und Unlust) vielleicht in der einzig möglichen Weise 
begreiflich wird. 
Mag man nun diese (etwa mit Brentano sich berührende) 
psychologische Vorstellungsweise annehmen oder nicht, ganz 
unabhängig davon bleibt die Feststellung, daß eine Beziehung 
des dem Bewußtsein Gegenwärtigen auf ein Nichtgegenwärtiges 
(d. i. Tendenz) immer stattfindet und wohl immer auch ın 
irgend welchem Grade zum Bewußtsein kommt. Und das ist 
nun unsere Behauptung, daß diese Beziehung ihre Grundlage 
schließlich nur haben könne in jenem Ursprünglichen des Be- 
wußtseins, dem allein auch Nichtgegenwärtiges 
gegenwärtig sein kann, seles nun, in bloß theoretischer 
Vorstellung, vergegenwärtigt, oder, in praktischer, mit 
der eigenen Positivität des Sollens gesetzt. Nur wenn man 
dies unter Vorstellung mitverstände, und andrerseits in Lust und 
Unlust das Moment der Tendenz eingeschlossen sein ließe, wäre 
gegen die These allerdings wenig einzuwenden, daß das Streben 
oder Begehren sich auflöse in Vorstellung und Gefühl. Aber die 
Absicht dieser Erklärung ging vielmehr dahin, jenes ursprüng- 
liche, über die bloße Gegenwart der Vorstellung wie des Ge- 
fühls zum Nichtgegenwärtigen hinübergreifende Moment des 
praktischen Bewußtseins, in dem die ganze, unvergleichliche 
Eigentümlichkeit des Strebens liegt, überhaupt wegzuerklären; 
weil man, als Empirist, aus dem je im Bewußtsein Gegen- 
wärtigen, Gegebenen, alles erklären zu müssen meinte. 
AV 
ii 
Por 
WIN 
banı 
verk. 
Rio] 
INDEW 
HER 
Mesa 
las 
1%
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.