Full text: Sozialpädagogik

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A. 
welche die Unlust ausübt; daß aller Trieb ursprünglich Zug 
zur Lust, Flucht vor Unlust wäre. Sondern durchaus erweist 
sich der Trieb ursprünglicher als die Befriedigung und Un- 
befriedigung. Mit schwindender Energie des Triebes schwinden 
beide; in der restlosen Befriedigung erstirbt das Verlangen 
und mit ihm — die Befriedigung. So wenig ist sie es, die den 
Trieb ins Leben ruft und am Leben erhält; sie lebt vielmehr 
von ihm als er von ihr. Ein Streben, das nur seine Be- 
friedigung erstrebte und weiter nichts, würde seine eigene Ver- 
nichtung, also überhaupt nichts zum Ziele haben. Also wäre 
die Konsequenz, daß der Totalinhalt alles Strebens der Tod 
alles Strebens wäre. Auch hat ja eine wunderliche Theorie, die 
des Pessimismus, diese Konsequenz alles Ernstes gezogen. Sie 
ist völlig im Recht, wenn die Voraussetzung gilt, daß Be- 
friedigung das letzte Ziel alles Strebens ist. Aber diese Vör- 
aussetzung kann nicht gelten. Streben ist Richtung; ver- 
gleichen wir sie also einer Richtung im Raume, so geht ja diese, 
eben als Richtung, notwendig ins Unendliche. So wird es auch 
mit dem Streben sein, es wird also ein Ziel nur haben in dem 
Sinne, daß das Ziel im Unendlichen liegt. Im endlich erreich- 
baren Ziele allerdings würde es ersterben. Es kann also nichts 
Endliches zum letzten, absoluten Ziel haben. So allein ist der 
Sinn des Lebens nicht mehr — der Tod. Aber wird damit 
das Streben nicht etwa ziellos? Im Gegenteil, es wird so erst 
recht zielvoll, nämlich es wird notwendig, nachdem ein (end- 
liches) Ziel erreicht ist, sich ein neues setzen, stets mit dem 
Vorbehalt es wiederum, nachdem es erreicht ist, zu über- 
schreiten, und so ins ‚Unendliche.. So ergibt sich ein dem 
Pessimismus völlig entgegengesetztes Resultat. Der Pessimist 
muß, seiner Theorie gemäß, dem Streben den Vorzug geben, 
das die Gesamtsumme des Strebens vermindert; 
während unsre Ansicht dasjenige Streben bevorzugen wird, 
welches die Gesamtsumme des Strebens zum wenigsten erhält. 
womöglich aber erhöht. Diese Ansicht ist nicht nur wahrer. 
sondern auch tapfrer als jene; sie ist weit entfernt von dem 
faulen Optimismus, den die Pessimisten mit grellen Farben zu 
malen lieben. Sie erschließt in dem größeren Streben tiefere 
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