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So wird klar, wie zwar der Trieb Voraussetzung des Willens,
Wille aber darum nicht lediglich Trieb ist. Soll ich wählen, so
fragt es sich nach der Norm, wonach ich mich richte, nach der
„Maxime“ meines praktischen Urteils, nach Wahrheit und
Falschheit; dann tritt. die praktische Besinnung in ihr Recht,
ist die Aufgabe gestellt für praktische Erkenntnis; und
eine unendliche Entwicklung steht offen. ;
Daher erschien nicht wenigen und nicht den schlechtesten
Philosophen geradezu als Kriterium des Wollens dieleitende
Einsicht. Völlig richtig, sofern nur nicht außer acht ge-
lassen wird, daß es praktische Einsicht sein muß; daß es nicht
auf bloßen Scharf- und Weitblick des Verstandes, sondern auf
eine der Einsicht unmittelbar inwohnende Energie ankommt,
mit der sie, auch mächtig gegenwirkenden Tendenzen zum
Trotz, die Aktivität in die Richtung zu lenken vermag, für
die das praktische Urteil entschied. Schon. dieses ist ja vom
theoretischen scharf unterschieden. Ein Sollen ergibt ‘sich
niemals als einfache logische Folge aus dem erkannten Sein;
das Sollen schließt bereits die Tendenz in sich und könnte ohne
schon zu Grunde liegende Tendenz gar nicht mit innerer Wahr-
heit ausgesagt, höchstens nachgesprochen werden ohne wirk-
liche Überzeugung.
Aus welchem Quell nun ‚diese aktive Energie ihre
Nahrung zieht, welche mit der praktischen Erkenntnis zu-
gleich die Tatkraft des Wollens erzeugt, das muß dem, der
von empirischen Voraussetzungen ausgeht, wohl als die eigent-
lich entscheidende Frage der Willensbildung erscheinen. Un-
haltbar ist jedenfalls die Meinung, daß der Wille nichts sei als
der passıve Zuschauer, bestenfalls der Prophet eines be-
stimmten Ergebnisses der augenblicklich wirksamen Trieb-
kräfte, welches Ergebnis genau so ohne sein Zusehn und
Prophezeien eintreffen würde. Sondern der Wille hat eine
eigene Energie und ist mit dieser an dem Zustandekommen
der Willenshandlung beteiligt. Gewiß kann diese Energie nicht
aus dem Nichts stammen, noch sich den allgemeinen Gesetzen
des Energieaustausches entziehen. Aber daß sie nur der
Energie der zuvor vorhandenen Triebe entlehnt sei und zu ihr
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