1403 BEISZKOHL — BEITEN
nannt, poln. piskorz, böhm. piskof, russ. piskar'; da ein ähn-
jiches fischlein, cobilis taenia steinbeiszker, steinbeiszel und
;chon mhd. steinbize (Ben. 1,193”), ahd. steinbiza (GrRAFF 3, 231)
hiesz, beide aber zwischen steinen, im schlamm und grund le-
ben, so ist wol der name aus beiszen, fressen abzuleiten und
lie slavische form von uns enilchnt, nachher wieder zurück
zufgenommen (doch vgl. bartheiszker sp. 1143). HOouBERG 2, 512°
sagt: die beiszgern, oder biszgurren sind schlechte und ver-
schtliche fische oder vielmehr würme, die allein von dem ar-
men mann zur speis gebraucht werden, sehen fast aus wie
lie blindschleich, auszer dasz sie kleiner, schwärzlichter und
gescheckichter sind.
BEISZKOHL, m., was beisze, heta.
BEISZKORB, m. fiscella, maulkorb, gr. pıuoös für pıduOs
nd derselben wurzel.
BEISZRIEME, m. fiscella e corio:
beiszriemen hiengen da von leder,
yeiszriemen nicht schmachtriemen sind
die ihn zum werwolf machen, Hinz. Voss 6, 112.
BEISZSCHAF, mordens oves, bischof, die rechte beisz-
;chaf. bienenk. 120°. ein andres worispiel als das unler bei:
schaf mitgetheilte, ReıcnarD im versuch einer hist, der d. sprachk.
z. 307 hut, als erfände ers neu. hiesze beiszen noch, gleich
Jem nord. beita, pascere, so wäre beiszschaf sogar die kirch-
'iche bezeichnung.
BEISZZAHN, m. dens incisor, schneidezahn. S. beiszer 4.
BEISZZANGE, f. forceps, kneipzange: abnemen mit einer
‚agen oder beiszzangen. GERSDORF 49.
BEISZZÄNGLEIN, n. volsella.
BEIT, n. mora, mhd. bit (BEn. 1, 174°) ; nhd.
wir wend nit dörfen beit noch borg. Ruzrs Adam 5050;
da ist kein gnad, noch borg noch beit. frag. Joh. B8;
dasselb uf beit widerumb verkoufet
vil thürer dann es sust erloufet. C2,
„gl. bit.
BEITAG, m. dies praeler ordinem siatulus, nebenversammlung.
BEITEINWEIL, exspecla parumper: lieben landsknecht, seit
still und schweiget, ich wil euch ein eigen dorf eingeben,
ligt allernächst hiebei, das heiszt Beiteinweil. Frey garteng.
sap. 44; kom ich nicht hinüber, so bleib ich im dörflein
Beiteinweil unterwegen. Garg. 233°. auf ähnliche weise bildel
man heute warteinweil, warteinweilchen.
BEITEN, exspeclare, golh. beidan, alıd. pitan (Gnarr 3, 62),
mhd. biten (Bey. 1, 173), alts. ags. bidan, null. beiden, altn.
bida für bida, schw. bida, ddn, bie. dieses uralten, slarken
worts gehn wir seit dem 17. 18 jh. verlustig und erselzen es
überall durch das ungefügere, oft doppelsinnige warten oder
durch harren und verziehen ; die oberdeutsche volkssprache be-
wahrt es noch heule, Luther kannte und gebrauchte es, doch
nicht in der bibel. beiten ist bleiben, manere, warten ist ezx-
zpectare, allendere.
Urverwandt zeigt sich hier das ir. und gal. feith (wait, al
rend), unverkennbar ist auch der anklang an die reiche wur-
zel bauen, der so vieles entsprieszt. denn die vorstellung bauen
geht über in wohnen, bleiben und warten, wie das lat. ma-
nere warlen und erwarten bestätigt, nicht anders morari blei-
ben, wohnen, verweilen, franz. demeurer, und demeure {si
au, wohnung. noch mehr, das ags. Abidan == golh. usbeidan,
ıhd. arpitan ist ausdrücklich exspeclare, manere, das engl
abide habitare, abode habitavit (ahd. arpeit), abode habilalio
wie nah grenzen die begriffe des seins, bleibens, werdens
wohnens aneinander, und beidan baid, obleich die ableitun-
zen anders sind, rührt an beide, bajöbs, die zusammen seien-
Jen. man erwäge das sl. hudu ero, gs. beo. unverwand
zber scheint mit beiten unser arbeiten, gofh. arbaidjan (sp. 541),
wie auch jenes äbidan absteht von earfod& labor; doch liesze sich
umstürzen, was sp. 539 vorgelragen wurde, 80 gemahnte frei-
Jich arbeiten laborare wieder an bauen t{erram colere. allein
las golh. ar in arbaips neben dem usbeidan gebielet diesen
jedanken fern zu hailen.
Dasrropius hat beiten nicht, wol aber MAALER 56°, HEnısch
268, selbst noch StiELER; Frisch 1, 79° gedenklt seiner aus dem
kirchenliede da Jesus an dem kreuze stund, und dessen achler
zers lautet:
zum siebenten ich meine seel
9 vater in dein händ befehl
in meinen letzten zeiten,
weil sıe jetzt von mir scheiden will
. und mag nıcht länger beiten,
was sogar Ponrsts gesangbuch verdirbt in streiten.
BEITEN 1404
In den weisthümern ist eine stehende formel zu gunsien des
holzfällenden märkers, der, wenn er haue rufe, wenn er lade
beite, d. h. dessen laut durch den wald schallende axt, dessen
ruhiges aufladen allen verdacht eines diebsials fern halte:
wenn er ledt, so beit er, so er bindet und ledt, so beitet
er (1, 329. 422. 459. 579. 753. 761. 2,174. 3, 357. 542. 591. 858).
erst jüngere fassungen wandeln beitet in wartet (1, 575), eine
selbst in peitscht (1, 777), mit nicht völlig unpassendem ne-
bensinn, da, wenn der ladende mit seiner peitsche knallt, er
sich auch ankündigt. allein richtig ist aber beitet.
Hier folgen nun andere beispiele des meist schon in schwa-
cher form erscheinenden worts: man sol gütiglich beiten, bis
sie es wol bezalen mögent. KEısErsB. paternoster L6; ich hab
zottes geharret und mein seel hat gewartet und auf sein
wort hab ich gebeitet. LuTRER 1, 40°; sondern er beit auf ein
soncilium. 6, 10°; da hiesz in der bapst bereiten zu der erst
messe und sprach, man solt nicht lenger beiten. 6, 501‘;
mein lieber herr, was beitestu? ich wil von dir getauft wer-
den. 6, 502°; sie beiten nit ein jar. Hurren 5, 212; so darfstu
nicht lenger mein beiten. de fide mereir. 85;
sagt im, sein herr peitet sein. Teuerd. 23, 21;
dann ich seiner kunft mit verdriesz bit. 87, 86;
ich kan nicht Janger beiten. UHLAND 112;
tü keiner des andern beiten. 523;
welt ir mein beiten siben jar? 773;
ich beit und wart. Ambr. lb. 8. 72;
ich harr und beit. 244;
der kaufman wolt nit beiten. s. 168;
stets wil ich auf dich beiten. s. 205;
thet er nit lenger beiten. Aimon e; wer lob erlangen wil,
der sol nit als lang beiten. S4; oft auch im Fortunal (Augsb.
1599) und Fierabras, z. b. wiltu meiner beiten? A7:
indem stünd auf der edelman,
kam zü den dreien, sprach sie an,
sie solten doch des imbisz beiten,
dann es wer nit güt nüchtern reiten. Wıckram bilger bl. 70:
da künd der wei nicht lenger beiten,
er must die bösen krieger scheiden. ALBERUS 18;
sich da folgt ir von ferne nach
die podagra zu beiden seiten
und sprach, gesellschaft wöllest beiten. WarLpıs Esop 2, 31 :
derhalb nit lenger ist zu beiten,
ah die zwei heer zusamen kommen. H. Sacyus Ill. 1, 29;
wiltu mich denn lassen allein, fraw,
wornach soll ich lenger beiden? Strickers schlemmer JA';
darumb magstu ein zeitlang beiten,
bisz er kom widrumb heim zu haus.
SPANGENBERGS fangbriefe G 5°;
'n krankheitsnöten‘ soll einer beiten bisz er lustig wurde.
PARACELSUS 1, 720°; es ist zu lang gebeitet. Sgzız 107; lieber,
möget ir nit ein wenig beiten? Kırcnaor wendunm. 260°; und
wo er nicht möchte bis an den morgen beiten. 427‘; er-
scheint der regenbogen zu klaren zeiten, so wird die helle
nit lang beiten, sondern mit winterlichem luft und regen
scheiden. Fıscnarr groszm. 23; ist bös auf niderländisch zu
wagen und schif reiten, wann sie eines nicht beiten. 56;
hörst nit, wie die landsknecht vor des Peters himmel bei-
ten? (s. heiteinweil). 76: ich deiner baite. MELISSUS ps. Kr’;
es ist nu allzulang gobeit,
die zeit zur busz ist uberhin. RınewaLD fr. Eckh, J8°;
Arumb steht auf und thut nicht beiten,
wir haben zeit auf djagt zu reiten, ATRER 134°;
und ich ohn trost, heil, hofnung und ausflucht
kann kaum, herr, länger beiten
auf deiner hilf und deiner quo deofrucht,
ECKHERLIN 112;
nach einer stunde, dann so lang musten wir beiten. PurLann.
2, 828;
es kommt die liebe zeit,
darauf ich harr und beit
gar mit fröhlichem mut (a. 1589. 1609).
Horryw. gesell. lieder 8. 116;
ade, ich mag nit lenger peitn. SCHWELZEL £ug 9°;
nun will ich doch noch beiten
bestendig alle zeit. Spez g. tugendb. 255;
wann sie (die seele) nach vielen langen beiten,
so ärger drückt als glut und band,
der höllen heiszes folterland
mit vielen klagen musz beschreiten,
Horxannsw. sterb, Socr. 125,
in welcher stelle, vorausgesetzt dasz jenes kirchenhed älter il,
wol zuletzt ein nhd. dichter sich des worts bediente.