Full text: A - Biermolke (Band 1)

'407 BELWEIB — BEIWESEN 
BEIWEIB, n. pellez, concubina, mhd. biwip: trugen sie (die 
Ȋbste) nit auch aus dem alten in das new testament die 
»hweiber der alten heiligen väter? nein, aber ire beiweiber, 
dann sie sagten, es wäre unzimlich den blattenden (plaltge- 
schornen) ehweiber zu haben. so halten sie anstat der eh- 
weiber ire hurenweiber? da ist kein zweifel. der verzucket 
Pasquinus, 1543. 8, F6. . 
BEIWEILEN, adv, interdum, zuweilen, unterweilen, mhd. so- 
wol bi wile als bl wilen, unverbunden, wie auch noch im 16 jh. ver- 
schiedenilich hei der weil gesenrieben wird, z. b. Petr. 13°. 29°. 45”, 
doch mit übergewicht von beiweilen: denn der begirden sind 
30 viel, so mancherlei, dazu beiweilen durch eingeben des 
bösen so behend, subtil und guter gestalt, das nicht müglich 
ist einem menschen sich selbs zu regieren. LUTHER 1, 243°; 
also sehen wir in vetern, das sie auch beiweilen stro und 
bew auf den grund gebawet haben. 6, 415°, vgl. corp. doctr. 
ehr. 97; das solche statuta beiweilen zu lindern. br. 5, 255; 
ist er nit beiweilen karg? Hurtren 5, 172; das er auch bei 
weilen ganz ein streitig‘ fürnemen hett. Wırsune Cal. F3'; 
lelt heiweilen selhs ein man. Petr. 32°; uberwindet beiweilen 
kleine schande mit groszem loh. 130°; nelımen auch beiwei- 
len die gemeine hofer mit in ihren rath. weisth. 1, 619; die 
h. mesz ist auch vol kreuz von eim ort zum anderen, hei 
weilen zwei beieinander, beıweilen drei zugleich. bienenk. 177° , 
„eiweilen zwen, beiweilen drei, ja vier päpst miteinander. 223°: 
fur Newburg man das leger schlug, 
nam ein die päsz beiweilen, 
die vor der feind hett all besetzt. SoLTtAu 372, 
in dieser letzten stelle bedeutet es aber paulalim, wie das ahd. 
bullöm (Grarr 4, 1226). 
BEIWERFEN, adjicere, hinzuwerfen: warf noch zwei gro- 
schen bei. 
BEIWERK, n. parergon, nebenwerk: wir sind mit dem druck 
des almanachs jetzt bald im reinen, und wenn die beiwerke, 
decke, titelkupfer und musik keinen aufenthalt machen, kann 
das werk noch vor Michaelis versendet werden. SCHILLER an 
Gölhe 359; gleich gelehrten liegt sie neben dem brotstudium 
noch einem beiwerk ob, und thut in jeder sache die benach- 
harten mit. J. Pavur, uns. loge 1, 69; schönheit ist bei uns, 
'off ich, nie etwas anders als anschrot und beiwerk des vor- 
‚heils. Til. 1, 42; wie doch das alles noch kaum das beiwerk 
'hres bildes sei. 2, 142; kein stundendatum und andere bei- 
werke der contracte zu vergessen. flegelj. 2,13. 
BEIWERTH, m. preiium quod accedit, nebenwerlh: es ist 
möglich, dasz der stein alt und der name neu eingeschnitten 
sei, um dem vortreflichen noch einen beiwerth zu verleihen. 
ZÖTHE 30, 260. 
BEIWESEN, nm. in zwei verschiednen bedeutungen, 
1) früher war es praesenlia, anwesenheil, gegenwart, beisein, 
jegensatz von abwesen: was solt der fleischliche mensch thun 
im ahwesen des geistes oder der gnaden wider die sünde, 
so er im beiwesen des geistes streitet wider gott für die 
zünde? LUTHER 1,411‘; in meim beiwesen. 3, 405°; wenn du 
wilt aufs beiwonen sehen und die augen auf das euszerliche 
heiwesen kerest, so ist unter dem ehelichen leben und hurn- 
leben gar kein unterscheid. 5, 339°; im concilio niceno ist 
beschlossen worden, das ein igliche kirche einen bischof für 
sich selbst, in beiwesen eines oder mehr bischoven, so in 
der nehe woneten, welen solte. bei LuTHER 6, 524°; ohn der 
nüchbare beiwesen und bewilligen. Frankf. ref. 9, 3, 3; in bei- 
wesen des volks. Frang welilb. 10°; in ihrem beiwesen. WIicCKRAM 
roll. 44; der rilter ihr auch in beiwesen des herzogen ver- 
sprach bald wider zu kommen. Galmy 207; das ire weiher 
Irei in ihrem (der männer) beiwesen essen und trinken mögen. 
Fıscnart ehz. 19; in beiwesen und zusehen etlicher frommer 
glaubwürdiger leut. bienenk. 36°; ausz disen reden, die ich 
mit meim son itzund in ewerem bheiwesen getriben. Garg 
140°; in beiwesen aller seiner fürsten und haubtleut. 267°. 
in seinem und der Actavien beiwesen. Opırz 1, 3°. 
2) neueren schriflstellern ist aber heiwesen parergon, neben- 
sache oder zulhat: das beiwesen, das man Huraz aus kunst- 
büchern zuführte, HERDER 11, 76; das pfeifchen (mil welchem 
der krüppel stels sich zeigte) ist so ein beiwesen, das man 
‚hm auch nicht nehmen mag, was hut er sunst für freude? 
HEGcNEn molkenkur 3, 135; wem ererbte reichthümer eine 
vollkommene leichtigkeit des duseins verschaft haben, wer 
sich, wenn ich mich so ausdrücken darf, von allem beiwesen 
Jer menschheit von jugend auf reichlich umgeben findet. 
BEIWESEND — BEIWOHNEN 1408 
GÖTHE 19, 17; einen blumenstrausz anhrachte, auch die Ichen- 
ligen kleinen beiwesen zierlich und erfreulich sowol zu wäh- 
en als zu vertheilen wuste. 24, 244; dieser zug mit seiner 
pracht und allem beiwesen. 24, 294; bei einem werke, wo 
zeine arbeit nur beiwesen bleiben, wo er manigfaltig gegebene 
äume verzieren sollte. 32, 50; so ist auch Laokoon ein blo- 
jzer name, von allem poetischen und mythologischen heiwe- 
sen haben ihn die künstler entkleidet. 38, 40; im beiwesen 
ınd in verzierungen dacht ich manches anzubringen, was eine 
Schweizerreise, deren bester theil zu fusz gemacht worden, 
zezeichnete.‘ an Lavaler 61; es mag ein gut bild sein, aber 
2s sagt nichts. davon haben die modernen künstler keinen 
»egrif, und müssen sich am ende deine auslegung des bei- 
vesens gefallen lassen. an Zeller 747. 
BEIWESEND, praesens, qui praesto est, vorhanden: die bei- 
wesenden. dünste würken ihren absonderlichen geruch aus. 
MuraLT eidgen. 34; und weil er dem regiment nicht allezeit 
zeiwesend sein könte. MiıcräLius 3, 627; weilen derselbige in 
lKser schlacht beiwesend gewesen. unw. docl. 549; waren die 
zestrigen herren auch beiwesend. 645; dieweil ich aber nicht 
mmer beiwesend sein kann. hebamme 815. Absolut gesetzt, 
wie das lat. praesente, mil folgendem gen., 
ätzt wolt wir anrichten gern 
unserer schwester ihr hochzeit, 
beiwesend eurer hbeiligkeit 
und anderer fürsten und herrn, ATRER 141°; 
dasz gott mit seinem sohn, beiwesend des heiligen geistes, 
himmel und erden erschaffen habe. AvREk proc. 1, 6. 
BEIWESENHEIT, f. rraesentia: in seiner liebsten beiwc- 
zenheit, ped. schurfuchs 226. 
BEIWESER, m. comes: teurung, hunger, sterhseuchen und 
ındre übel, als gewöhnliche beiweser des kriegs. J. Roxpıen 
von LöweEnHALTS gebüsch seiner reimgelichle s. 2. 
BEIWILLIG, consentiens, willfährig : 
meint sie, dasz Stuard selbst beiwillig ihrer bitte} 
GnyPHius 1, 264. 
BEIWIND, m. venlus a lalere flans, seitenwind: so cr geet, 
hat er zü jeder seiten ein beiwind. Frank weltb. 3°, 
BEIWOHNEN, 1) concumbere, mlal. cohabitare, wofür auch 
ft wohnen bei einer, habitare cum aliqua sticht: 
des weinmons zwainzig siben tag 
verlor ich die, darümb ıch klag, 
der ich recht ehelich wonet bei. ScuwaArzens, 151; 
seiner frauen beiwohnen. pers. rosenth. 7, 20; 
wie bitter, Dido, war die frucht 
der beeden männer lieb, denen du beigewohnet. 
WECKHERLIN 799; 
schaw ich bın Jie fraw Phantasei, 
die ich dir oftmals wone bei, ganskönig D ; 
Heinricus wolte seiner ersten gemahlin nicht länger beiwoh 
2en, weil sie schon eine vidua velata gewesen. Haun 2, 39. 
2) beiwohnen, adesse, interesse, oft schon mhd., 
sit mir wont diu fröide bi. MS. 1,22; 
mir wont vil ungemaches bi. I, 42°; 
ob mir ir genäde wonet bi. I, 77°; 
in welchem sinn noch öfler b} wesen geselzt wurde. nhd. 
und wonet im noch sovil bei 
schicklichait mit gelückes val. Teuerd. 17, 66; 
Juno, die uns thut beiwohnen (unter uns w.) AYrren 39°; 
wer mir in gunst will wonen bei. SCHWARZENB. 134, 1; 
nempt war, manch pöse procurei 
gar -vil gewälten wonet bei. 157, 1; 
zein trutziger müt, der ime als uberschwenklich beiwonet. 
Aimon A; docter Frobels und Waldis sache in der verhör 
beizuwonen. ScCHWEINICHEN 3, 2486; ich danke dir, getrewer 
zott, dasz du mir gnediglich in verrichtung meiner sachen hei- 
zewonet. Susanna com. Hibeldeha 3,1; 
ja wan ich mıt dank nicht belohnet, 
der mit undank mir beigewohnet, WECRKHERLIN 20; 
dergleichen wohnet nichts des helden söhnen bei, Orıtz; 
wann nicht bei kampfer hierse liegt, so wird er sich verzehren. 
wann jungfern zucht nicht wonet bei, wird lang ihr stand nicht 
wehren. Locau 2, 2ug. 50; 
die liebe, fürst und herr, die wir vom himmel haben, 
die wohn euch reichlich bei mit ihren edien gaben, 3,8,49; 
und dieser sein befehl wer auch geschehen frei, 
werstu nicht kommen mir mitichülfe beizuwohnen. 
Werners Ariost 5, 74; 
lesttagen und fröhlichkeiten beiwuhnen. pers. baumg. 4, 1; 
dasz er ihm in dem hecr beiwohnen und beistehen wolte.
	        
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