1983 MEISTERUNG — MEISTTHEIL
MEISTERUNG, f. das meistern, gewalt haben, in gehorsam
halten: meisterung der unzimlichen bewegung der glider,
KEISERSBERG seelenpar. 111; nach meistern 6 und 7, sp. 1974 fg. *
die meisterung, das meistern, inspeclio, direckio, disciplina,
correctio. STIELER 2379, mit der bemerkung dasz dem worte der
sinn des unziemlichen tadelns innewohne; scharfe meisterung,
emendatio audax. ebenda.
MEISTERURTEL, n. urtel eines meisters, hier des abdeckers,
in bezug auf abgängiges vieh:
kein handwerk hat fast mehr gesellen,
als wo in küh- und pferdeställen
das meister-uriel ist zu fällen.
Locau 1,87, 59 (überschrift mäuse-handwerk).
MEISTERWERK, n. 1) werk eines meisters, vorzügliches,
kunstvollendetes werk: meisterwerk, magisterium, opus magistrale
StIELER 2357; beuge dich nieder, oh mensch! erkenne die
würde der weiszheit! durch sie umfassest du das meister-
werk gottes! ScHILLER hist.-kr. ausg. 1, 69; Narbonne, den auf-
satz zusammenlegend. ein wahres meisterwerk — in deı
that! parasit 4, 4; manche gute schrift aus verschiedener zeit,
die nicht gerade an der leserstrasze lag (befand sich in einer
büchersammlung), neben edeln meisterwerken auch ehrliche
dummhbeiten. G. KELLER das sinngedicht (1882) s. 39.
2) arbeit eines handwerksmeisters: man sol auch keinem,
der vor burger hie ist, meisterwerk erlauben, er hab denn
dreiszig guldein werdt oder besser, über seine kleider und
hausgeredt. Nürnb. pol.-ordn. 26 (15. jahrh.).
MEISTERWORT, n. wort eines meisiers: wenigstens die
meisterworte Wolkens über die oben berührte materie müssen
schüler finden und über verdorbne ohren siegen. J. PAUL
vorsch. d. ästh. 2, 217 anm. bei den freimaurern ist meisterwort
das erkennungswort der im meistergrade stehenden.
MEISTERWÜRDE, f. würde eines meisters: als knape er-
hielt er (der krieger) zuerst mit gewissen feierlichkeiten schild
und pfriemen, und wenn er seine lehrjahre geendiget hatte,
reisete er vermuthlich auf abentheuer oder auf das krieges-
handwerk, und erhielt hiernächst die meisterwürde. Möser
osn. gesch. 1, 64.
MEISTERWURZ, f. die pflanze imperatoria ostruthium. NEM-
NicH 3, 225, als arznei und färbemittel geschätzt: meu meister-
wurz Dier. 360°; ostrucium meisterwurz 403°; meisterwurz
smyrnium Ars. FF 4°; die schwarze meisterwurz, astrantia
NEMNICH 1, 524.
. MEISTERWURZEL, f. wie meisterwurz : meisterwurzel, im-
peratoria ostrucium, . . die fürber brauchen sie zur schwarzen
farbe der seide, JAcoBssoN 6, 547.
MEISTERWURZPULVER, n. pulver von meisterwurz ! meister-
wurzpulver eingenommen zertheilt die geronnen und Knollecht
milch in brüsten. BocK kräuterbuch (1630) 343.
MEISTERZEICHNUNG, f. meisterhafte zeichnung: mehr als
alles war mir wichtig sein (des malers Füger) zimmer der
Messiade. hier hängt fast zu jedem gesange eine meister-
zeichnung, an der sein geist mit liebe und eifer gearbeitet
hat. SEUME spazterg. 1, 27.
MEISTERZUG, m. meisterhafter zug: nur mit wenig meister-
zügen ist ihr (Opheliens) charakter vollendet, GöTHE 19, 78;
siegender zug im schachspiele: den meisterzug ziehen, wie schon
mhd. meisterzuc in diesem sinne. LEXER wb. 1,2090.
MEISTGEBOT, n. gebot einer höchsten summe bei versteige-
rungen (vergl. gebot IL, 1,@ fh. 4*, 1803, und meistbietend oben
sp. 1951): im öffentlichen meistgebothe auf sachen, die ver-
Azaufet wurden. WINKELMANN 5, 148,
MEISTLICH, adv., wie meist 8, a, sp. 1950, meistens, gröszten-
{heils : meistens, meistlich, plerumque, frequenter, saepiuscule,
saepicule, frequentisstme STIELER 2375; .
das kühne fräwlein hier, die ganze nacht verbliebe,
und meistlich selbe zeit mit fragen nur vertriebe,
D. v. D. WERDER Ariost 3, 64,2;
(der glanz) den feinden allzumal die augen so verdunkelt,
dasz sie im augenblick auf einmal worden blind,
und meistlich aus dem schiff ins meer gefallen sind. ebenda;
die meistlich worden sind der schinder raub und beute,
friedens wehklage (1640; s. quellenverz. zum 1, bd,);
ın der form meinstlich (vergl. meinst für meist sp. 1947): sie
suchen meinstlich das darinn, das ire auf- und nebensetz der
schrift gleich gehalten werden. G. NIGRInUs papisf. inquis. 82,
MEISTTHEIL, adv. wie meistentheils sp. 1952:
das treffen ist nit allweg kunst,
denus ligt meisttheil an gottes gunst,
Kırcqauak wpndunm. 96%
MEISZ -— MEISZEL 1984
MEISZ, m. 1) holzschlag, holzabtrieb, abgetriebener platz im
„alde, schlag, hau; ein wort des bairischen sprachgebietes, und
zier weit verbreitet, vergl. Schm. 1, 1663 Fromm., seit dem 14. jahr-
hundert als maiz, maisz in Östreichischen urkunden aufgewiesen
LEXER mhd. handwb. 1, 2090) ; namentlich auch das junge holz,
las auf einem solchen abtrieb wächst: item ob ein leiten holz
würd abgeben, so sol der maisz frei sein von sand Jorg tag
anz auf sand Gilgtag. weisth. 3, 698, 38; ob einem halter ein
iech entlüff und schaden tett in einem maisz. 39 (Österreich,
‚on 1460) ; wenn man die alten stücke fein heraus graben und
vegbringen lässet, also wird der junge maisz in drei oder
er jahren mehr und besser wachsen als sonst in zehen.
JOHBERG 2, 570°; den jungen maisz einfrieden, 581°.
2) alemannisch ‘ist meisz der einschlag der axt in einem
jaum, den man fällen will, STALDER 2, 206, der hau, hieb. vergl.
Jazu meiszen.
MEISZEL, m. 1) der da schneidet, abhaut: lapicida stein-
naiszel Dier. 318°.
2) gerät zum schneiden und zerkleinernden abtrennen von
was gröszerem, mit einer schneide versehenes eisen, wie es eine
'‚eihe von handwerkern, schmiede, schlosser, zimmerleulte, schreiner,
jelbgieszer u. a. in verschiedener form gebrauchen, ahd. meizil,
ıltnord. meitill (vergl. dazu unten das verbum meiszen): celtes
neiszel Dıer. 111°; celtulus meiszel 111°; celum meiszel; meisel
»benda; telus mayszl 576°; meiszel der steinmetzen, celtes,
zeltis, celtrum. voc. inc. theut. n 5*; meiszel der zimerleut, ascıa,
'rona, ebenda; meiszel, instrumentum fabri lignarii SCHOTTEL
1363; ich habe mich einmal vom hochmuth verleiten lassen
und wollte, wie ihr es nennt, einen richtigen schrank zu
wege bringen, weil mir hobel und meiszel und reiszschiene
auch bei dem zimmerwerk durch die hände gegangen waren,
[MMERMANN Münchh. 1, 128;
(bauleute) bleimasze, meiszel, feilen
in ihrer harten hand. RAMLER 1,131;
der meiszel der bildhauer, zugleich sinnbild ihrer kunst: sah
er (gott) einen engel unter dem. meiszel hervorgehen, und
half diesem irrthum in der eile mit einem desto schlechtern
herzen ab? ScHILLER kab. u. lebe 5, 7;
können sie
in ihrer schöpfung fremde schöpfer dulden?
ich aber soll zum meiszel mich erniedern,
wo ich der künstler könnte sein? (Posa zum könıge).
don Curlos 3,10;
lasz, künstler, lasz uns das vergnügen,
dein meiszel ist dazu zu klein. Hhist.-krit. ausg. 1,51;
diesz ist ja die gestalt der Cypria,
die ich (Pyqmalion) bei nacht in träumen salı,
die jeden morgen um mich schwebte,
indem mein arbeitsamer stahl
ihr diesen marmor nachzubilden strebte,
und führt ich nicht einmal —
o wunderbares schicksal! statt des meiszels
in meinen händen einen pfeil? RAMLER 2,20;
zerbrich die pllugschar, lasz den meiszel fallen,
die leier still, den webstuhl ruhig stehn!
Körner 1,122 (aufruf, 1813);
(verkündige im fremden land) dasz mit meiszel und farb
und in gestimmtem klang,
Deutschlands genius schaft. Voss 3,21;
die ordnung schmückte dorf und städt,
vom schönen volk umblüht,
die kunst mit meiszel, schnur und rad,
der weisheit red und lied. 4,170;
neiszel, die sonde der wundärzte: meiszel, eisen des wund-
ırzet, specium Dasyp.; meiszel der wundärzte, specium, Spe-
ällum , instrumentum chirurgicum, quo vulnus vel altitudinem
yulneris tentant. FrıscH 1, 657°; im dim. meiszlin = meiszellin:
wer gern well werden bald gesund, ;
der zoug dem arzet recht die wund,
und 1yd sich, so man die uff brech
oder mit meiszlin dar jn stech. Brant narrensch, 38,16;
jergl. dazu meiszeleisen; meiszel in den schmelzhütten der
jergwerke, ein eisen mit einem langen heft, das was sich im
»fenloch angehängt, abzustoszen. Frısch 1, 657%. Östreich, der
nesel, schwere hacke. CAsTELLI 200, in den selte communi moazel,
1sce, ascia, axlı ScHM. in den sitzungsber. der östr. akad. 15, 209",
zeht von der verwendung des verbums meiszen (s. d.) beim holz-
fällen aus.
3) meiszel, wieche, charpie in eine wunde, wird dasselbe wor
sein, und das bedeuten sollen, was sich von leinwand abtrennt,
abgeschlissen wird (vergl. meiszen): meiszel in ein wunden,
plagella, tenta. voc. inc. theut. n 5°; meiszel von schleiszen ge-
macht. wie in die wundarzet brauchend, »annus, turunda,