1985 MEISZELBOHRER — MEISZELN
peniculum, linamentum, ein meiszel in die wunden thün oder
legen, Knamentium dare in plagamı MAALER 287°; sÖ man sein
(des feldkümmels) pulver mischt mit ezzeich und smeckt dar
zuo, oder tunkt ainen maizzel darein und steckt den maizzel
in die nasen, dem verst@t der röt flug auz der nasen. MEGEN-
BERG 396, 34 in einer lesart, vergl. s. 542, sonst waizel; du solt
auch ein ıneiszel in das loch stoszen, das es nit züfall.
GERSDORF feldbuch d. wundarzn. (1528) 46; wie notwendig die
meiszel und fäselin so man in die wunden legt seien zu
gründlicher cur und heilung derselbigen. Rırr chirurgie (1559)
86°; etwan braucht man sie die wunden damit offen zu be-
halten, alsdann werden solche meiszel bereit von reinem
werk (fachs) oder aus kleinen fäselin leinin tuchs. 87‘; ein
meiszel von leinem tuch gemacht, in wein genetzet, in die
nase gesteckt, stillet das nasenbluten. TABERNAEM. kräuterb.
129; leinine meiszel in baldriansaft genetzt und in offene
wunden gestoszen, zeucht alle geschosz heraus und heilet
auch den schaden. 458; wann du nur ohn allen meiszel oder
wiechen dieses pflaster überlegest. AGRıcoLA neue feldscheer-
kunst (1701) 32; die wunden must du mit oel, fetten oder
vielen harten pflastern, meiszeln und dergleichen mit nichten
beschweren, 50; einige meiszel macht man auch aus weicher
zarten leinwand, in keils- oder kegelform zusammengewickelt
... einige meiszel braucht manauch, um allzu enge wunden
oder geschwüre zu erweitern, welche, weil sie in der wunde
aufschwellen oder aufquellen, quellmeiszel genannt werden,
JACOBSSON 6 (1793), 547°;
ich wone in gar fleiszig bei
mit pflastern, meiseln und ander arznei, fastn, sp. 377,23;
auch als fem. die meiszel, was sich aus dem plur. entwickell
zu haben scheint; das du machest meiszeln oder weichen von
encian der wurzelen, oder mark von holder, oder binzen.
H. BRAUNSCHWEIG chir. (1539) 19; soll man saubre meiszlen
nemen, dieselbige mit zerlassenem pech bestreichen, inn den
schaden stoszen. SEBIZ 128,
4) meiszel, bair. maisel, stelle an einem flachs- oder wolle-
faden, wo sich dieser, wegen zu starken‘ drehens beim spinnen,
zusammengerollt hat. ScahM, 1, 1664 Fromm. vergl. meiszeldraht.
meiszeldrähtig.
MEISZELBOHRER, m. ein rundes eisen mit stählerner schärfe,
mittelst dessen im bergwerk da gearbeitet wird, wo man mit
eisen und schlägel nicht arbeiten kann. JAc0BSsoN 3, 47°
MEISZELCHEN, n. kleiner meiszel: celum meiszelchen Dier.
111” (aus TrocHus); reichte er mir einen hammer, womit ich
auf die meiselchen, die er in der hand hielt, schlug, so dasz
die figuren von erde und rost gereinigt wurden. GÖTHE 35, 237.
MEISZELDRAHT, m. schlechter, dicker faden (vergl. draht 1,
th. 2, 1328) beim spinnen, wie oben meiszel 4. so bairisch maisel-
drät ScHm. 1, 1664 Fromm.; aber auch in Düringen (Jena und
umgegend), meiszeldraht spinnen.
MEISZELDRÄHTIG, adj. einen schlecht zusammengedrehten
faden bildend: wan man ze vil clein spint, so würt der faden
meiszeltretig und das garn bricht, und mag nit heben. KEISERS-
BERG evangel. (1517) 12°; noch jetzt in Ober- und Mitteldeutsch-
land verbreitet: bair. maiseldretiges garn ScHM. 1, 1664 Fromm. ;
in Obersachsen ebenso; schles. meiseldrätig, meseldrätig, misel-
drätig, misteldrätig, zusammengerollt , kraus, von fehlerhafl
gezwirnten fäden, übertragen auf den menschen wunderlich, mür-
risch WEInnoLD 61°; ebenso in Leipzig und umgegend meesel-
dräthig, meesteldräthig, sehr ärgerlich, unwirsch ALBRECHT 168°.
MEISZELEISEN, n. die sonde des wundarztes ? meiszeleisen
der wundarzten, specium, specillum, scalprum chirurgieum
MAALER 287°
MEISZELHIEB, m. hieb mit dem meiszel! wir wollen aber
alle hören. . durch was für meiszelhiebe ich aus dieser un-
brauchbaren schönen statue die geheime misgestalt fast gar
hervorgeholet. J. PauL auswahl a. d. teuf. pap. 1, 41. vergl.
meiszelschlag.
MEISZELN, verb. 1) nach meiszel 2: meiszelen, scalpro
a.pscindere, torno excidere STIELER 1252; an einem steine mei-
szein; ein bild, eine statue meiszeln; ein loch in den stein
meiszeln; späterhin erblicken wir bei den Griechen die
blüthezeit der bildhauerkunst, und diese bekundet schon
eine äuszere hbewältigung der materie; der geist meiszelte
aine ahnende sinnigkeit in den stein. H. HEINE 11, 327;
hieran fügt ich das bett und meiszelt cs bis zur vollendung,
künstlich mit gold und silber und elfenbeine durchwirkend,
Odyss. 23. 199:
‚ MEISZELSCHLAG — MEIT 1986
du zürnst, dasz man noch jetzt die götzen meiszelt.
SEUME spazierg. 2,84;
am münsterthurm, dem grauen,
da sieht man, grosz und klein,
viel namen eingehauen;
geduldig trägts der stein.
einst klomm die luftgen schnecken
ein musensohn heran,
sah aus nach allen ecken,
hub dann zu meiszeln an. UHLAND ged. 301;
neiszeln bei den bergleuten, mittels des meiszelbohrers losbohren.
VEıITH bergwb. 337; bei den hutmachern: um die haare zum
ilzen fähig zu machen, beizet man die felle mit geschwäch-
em scheidewasser, trocknet sie, und meiszelt die haare
nit dem schneideeisen herunter, BECKMANN fechnol. (1777) 47.
neiszeln heiszt auch das beschneiden der allzu langen ohren der
»ferde. ADELUNG,
2) nach meiszel 3, in eine stichwunde oder ein tiefes geschwür
‘harpie (in nagelform zusammengeballt) drehen, um ein vorzeiliges
‘chlieszen der wundöffnung zu verhindern: alle beinbrüche,
'orenbrüche, aderenzerschroten die man spene nempt, glid-
ıbehouwen, stich geleiches tiefe und tiefer die man meiszlen
der büszen (nähen) müsse. Basler rechtsquellen 1,133 (von 1449) ;
velher ouch den andern slüge oder würfe mit bengel, kannen
der andern dingen gelider entzwei, der verbessert dem
ıerren zwenzig und ein pfund. müszt man es aber heften,
neiszlen oder bein usznemen, so verbessert er zehen pfunt
ıfenning. müsz man es aber pflastern oder sust heilen, so
erbessert er drü pfunt ein helbling. 2,57 (von 1464); so aber
/emandt der masz geschlagen, gestoszen, gepissen oder ge-
vorfen wurde, das er meiselns oder heftens notdurflig.
Vürnb. pol.-ordn. 44; wer aber die wund in die hüle des
eibes gangen, so werde sie gemeiszelt mit rosenhönig, rosenöl
ınd ayerthotter, bisz es anfahet zu aitern. H, BRAUNSCHWEIG
;hir. 70; da ist es (das geschwür) Zu öffnen, meiszeln und
einigen, das soll man etliche tage treiben, damit der wust
wol ausflieszen möge. WIRSuNnG arzneibuch (1572) 493 ; es heilet
eine wunde viel besser ungeheftet, als wann du die wunde
lamit mehr erzürnest: du solt dich auch alles meiseln ent-
halten, dann es eine rechte henker- und buben-marter ist.
\GRICOLA neue feldscheerkunst (1701) 82;
ein scherer meiszelt, schnydt die wund,
do mit der siech bald werd gesunt, BrAanrt narrensch, 23,15,
MEISZELSCHLAG, m.: durch sanfte, langweilige meiszel-
schläge. STURZ 1,48. vergl. meiszelhieb.
MEISZELWUNDE, f. wunde die mit charpie behandelt werden
nusz. HALTAUS 1337; meiszelwunde heiszt eine solche, bei deren
sur meiszel oder wieken gebraucht werden müssen. JAcoBSSoN
5, 547°; beinschrötig oder meiszelwunden. weisth. 5, 342 (Ober-
lsasz, von 1441).
MEISZEN, verb. schneiden, mit dem nebenbegriff des zer-
keinerns und stückweisen abtrennens von etwas gröszerem (wäh-
rend schneiden von anfang nur das scharfe trennen schlechthin,
ıauen eigentlich aber den schneidenden schlag bezeichnet); das
ılte, im goth. als maitan, ahd. als meigen scindere, incidere
prät. miaz) bezeugte verbum hält sich auch mhd. noch als
neizen, prät. miez, zumal in österreich, quellen, und tritt nach
Hieser zeit ganz in diese mundart zurück, indem sonst schneiden
:chon längst den begriff von meiszen mit übernommen hat.
lie ursprüngliche bedeutung dieses letzteren verbums, wiewol sie
such mhd. nicht mehr immer festgehalten wird, erklärt den be-
ıriff des subst. meiszel oben. bair.-österreich. lebt meiszen noch
ıls wort der holzfäller, holz schlagen, vom stocke abtrennen, also
vie golh.” sumal astans maimaitun us bagmam jah stravi-
ledun ana viga. Marc. 11, 8; vierzehen manstuedl holz maiszen
ınd hacken. Schw. 1, 1663 Fromm. (von 1464) ; abgemaiszen holz,
st abmaiszen. ebenda; kärntn. mäsen schneiden, hacken LEXER
89; tirol, moaszen, abmoaszen, hauen, schlagen, einen wald
wusmoaszen ScHöpr 415; alemann. hat sich von dieser bedeu-
ung her noch das subst. meisz (s. d. nr. 2, 1984) erhalten; wäh-
‚end bair. die meisen schnitte, schnitichen (ScHM. 1, 1664), kärntn.
näsen, moasen, ein kleines butterstück, butterantheil den die
'ennerin bekommt (LEXER 187), von der allgemeineren verwendung
les verbums ausgehen. Fıcx? s. 826 stellt meiszen zu dem indo-
jerm. mi, minuere, sanskr. minäti, nass. Mivate& mindern, auf-
ıeben.
MEIT, m. MEITE, f., als bild einer kleinigkeit, zur verstär-
kung der verneinung, im 16. jahrh. häufig.
1) mit geben, schuldig oder wert sein: oder wo auch schon
n dieser welt nicht genug geschehen were, das man dan-
1975