Full text: L. M. (6. Band)

1999 MELKER — MELKERN 
reden. Scuöpr 432; alem. sisch nüt me an im zmälche, nichts 
mehr bei ihm zu holen. SEILER 202°; me hett em gmulche bis 
uffs blut. ebd.; zu viel melken gibt blut. SıMmRock sprichw. 374; 
sie sindt hirten auf erden worn, . 
haben aber die schaf nur gschorn, 
und gemolken bisz auf das blut, 
sie nit geweiden wol und gut, 
mit deiner lehr, dem gottes wort. H, SAcys 3, 1,257‘; 
es wär zit das man sie (die pfaffen) ouch melk, 
Jas inen die spanadren krachtind. 
U. EcKkstTEIN rychstag, in Scheibles kloster 8,836; 
wenn gläubiger und advocaten ihn in die enge treiben, und 
juden an den zipfeln seines schlatfen geldbeutels melken. 
KNiccE umg. m. menschen 2,51; als vergebliche arbeit den bock 
melken: er will den buck melken, Sımrock sprichw. 62; als er 
den bock melkte, hielte Menalcus das sieh unter. SCHUPPIUS 
422; vgl. dazu auch unter gänsemilch th. 4, 1275; melken wie 
guspressen ? 
Didos thränen, die der schmerz 
ihr aus dem aug gemolken, BLUMAUER 2,85; 
aber auch wie sireicheln , sanft streichen, in der redensart die 
ohren melken, os sublinere AGR. spr. 15° : 
welch jung man sich an heuchler kert, ; 
und lest jm melken seine ohren. IM. Sacıys 3,2, 120*; 
den schmeichelhaftigen schelken, 
welche die ohren künnen melken, 3,3,26’; 
oder endlich für hin und her wenden, zwischen den händen 
herum ziehen: melken et melkeren etiam significat contreclare, 
in specie mammas premere et pressare, cum alias sit manibus 
tractare, attrectare, comprehendere, volutare in manibus. STIELER 
1265; das wort weiden, lesset sich nicht so melken und 
treiben. LUTHER 1, 423°; der keiser lest sich melken, wie eine 
memme, der etwan der glückseligste war, ist nu der unglück- 
seligste. tischr. 347°, wobei auch, mit rücksicht auf memme = 
euter , an das auspressen, ausbeuten gedacht sein kann; vergl 
melkern und katzenmelker; flämisch konijnenmelker (ScHuEr- 
MANS 275°) der kaninchenliebhaber , der sie immer herumzerrt. 
in einer eigenen ausdrucksweise” indesz noch dazu unten im 
thurm seine frau die glocken melkte. J. PAuL uns. loge 1, 27, 
ihnen.durch das ziehen am seil klang entlockte. 
MELKER, m. 1) der da melkt, mas mulgens STIELER 1265 ; 
melcher, melker, lacticinator. voc. inc. theut. n 5°; in den milch- 
wirtschaften, der mit dem geschäfte des melkens und der milch- 
bereitung beauftragte, bair. tirol. melcher ScHM. 1,1591 Fromm. 
ScHöpr 432, ebenso schweizerisch: ich vermag Nicht leute an- 
zustellen, wie ein reicher bauer, einen melcher, einen karrer 
und noch ein halb dutzend deren schnürflene, J. GOTTHELF 
schuldenb. 164; auch in Ostfriesland melker, person welche 
melkt und welche milch verkauft, bez. mit milch handelt. TEN 
DoornKaaT-KooLMAN 2, 588°; vgl. kuhmelker 1, fh. 5, sp. 2573; 
zuerst ging Sepp zu den melkern in den stall. FE£LDER sonder- 
linge 1, 154; übertragen für einen der immer zwischen den händen 
thiere herum zerrt, vergl. hundemelker, katzenmelker, s. auch 
menschenmelker. 
2) melker, name der brandeule, strix stridula. NEMNICH 4, 1381, 
weil sie dem wieh die milch aussaugen soll. vergl. dazu auch 
geiszmelker {h. 4%, 2807 oben, ziegenmelker, und kuhmelker 2. 
3) melker, in Tirol name des milchkrautes, in der form mel- 
>her, ScHöpPF 432. 
MELKEREI, f. das geschäft des melkens und die anstalt, wo 
zolches betrieben wird: melkereien und schäfereier, Pierot 2, 134; 
das ichs hiesz melkery. FıscHhART dicht, 2,214, 108. 
MELKERIN, f. lacticinatrix. voc. inc. theut. n5°; melkerinn 
foemina mulgens. StTIELER 1265; in Baiern, Tirol, der Schweiz 
melcherin die, mit der milchwirtschaft beauftraote magd, vergl. 
unter melker; 
rings an den ufern 
hingen gebüsch und saaten, von röthlichem scheine beduftet, 
umgekehrt in der Nuth, und zitierten über den wölhklein, 
sammt dem füllen am bach und der melkerin unter dem weidicht. 
Voss Luise 1,691; 
spuke wie irrwisch 
nachts um faulendes moor, wo der wanderer kräftigen fluch dir 
anflucht, und sich bekrenzet die melkerin! 
gedichte 2,262 (idyllen 12,109). 
MELKERN, verb., frequentativ zu melken (s. d. nr. 6), zwischen 
len händen herum ziehen, von plumper liebkosung der thiere 
gebraucht: die hunde werden nicht fein, wenn man sie 89 
melkert, catuli manibus saepiuscule compressi haud adolescunt. 
StIiELER 1265. in Leipzig malkern, malgern, malchern, herum- 
malchern, kinder, vögel, hunde, katzen u. deral. plump liehkosen, 
MELKERPAPPEL — MELODIE 2000 
Irücken. ALBRECHT 165°; vgl. schoszhündlinmelkerin FıscHART 
odagr. trostb. in Scheibles kloster 10, 683. 
MELKERPAPPEL, f. trollius europaeus, die kugelranunkel. 
NEMNICH 4, 1499, 
MELKETE, f. so viel auf einmal durch melken gewonnen 
wird: man soll keine milch, sonderlich im sommer, herbst 
and frühling, uber einen tag lassen stehn .. doch möcht man 
nm winter, wann die küh wenig milch geben, .. inn zwo oder 
Irei mälket zusammen sparen. SeBiz feldb. 99. 
MELKFASZ, n. fasz in welches gemolken wird. öcon. lex. 1592. 
MELKGEFÄSZ, n. wie melkfasz. vgl. auch melkgeschirr. 
MELKGELTE, f. gelte in welche gemolken wird; mulcra 
nelkgelt. Dies. 370°; multra, multrum, multrale melkgelte. nov. 
yloss. 258”; melchgelten, mulerum, mulcra, mulcrale. voc. inc. 
‘heut. n 5°; setzen zü zeiten ein melkgelten auf den tisch 
voll biers. Frank weltb. 58°; da risz und schält man den 
wein aus... mörkrebsschalen, stübichen, melkgelten. Garg. 
33°; las uns diesz bier mit schüsseln ausz der melkgelten 
schöpfen und es bei zehen schüsseln zusaufen. 94°. 
MELKGESCHIRR, nz. mulctrale, mulctra. Frisch 1,658”; mälch- 
zeschirr MAALER 281°. 
MELKKÜBEL, m. melkfasz, melkgeschirr : mulcra melkkübel 
Jıer. 258°; mälchkübel mulctra, mulctrum MaaALER 281°; melk- 
zübel mulctrale FrıscHLIN nomencl. 269; dasz ein hauswesen 
>hne ein tüchtiges weib einem wurmstichigen melkkübel 
gleiche. FELDER sonderl. 1,51; da sitzt er auf einem um- 
zekehrten melkkübel und beiszt an den fingernägeln herum. 
46. 
MELKKUH, f. bos lactaria, mälchkü MAALER 281“; melkkuh 
wird eine kuh, so täglich gemolken wird, zum unterschied 
ajner treuge stehende kuh genennet. öcon. lex. 1310; die melk- 
kühe sind entweder altmelke oder frischmelke. 1311; 
des wettet mit mir umb drei gemest stier 
und umb guoter melkkue wol vier. fastn. sp. 353,20; 
so treuft die beicht in jerlich zü 
vil nutzlicher dan ein melkkü. 
SCHADE sat. u, pasqu., 2,218, 817; 
also stat es noch, dasz die pfaffen hüren habent, und seind 
zum theil die besten melkküw, die die bischöf habent; wann 
des bischofs fiscal straft si der metzen halben in seckel. 
\, 66, 11; in der form melkekuh, mit obscöner beziehung: 
(die klätscherin weisz) wie hoch die Phideile die melkekuh ver- 
pachtet. GÜNTHER 979, 
MELKPLATZ, m. platz auf dem man das vieh melkt. 
MELKSALAT, m. die pflanze veronica beccabunga, bachbunge, 
wassersalat. NEMNICH 4, 1554, 
MELKSCHEMEL, m. schemel, auf welchem man beim vieh- 
melken sitzt: melkschemmel öcon, lex. 1592. 
MELKSTUHL, m. stuhl auf welchem man beim viehmelken 
iitzl. 
MELKTER, f. gefäsz, in welches beim melken die milch aus 
lem kleineren melkeimer gegossen wird. ein schweizerisches wort; 
melkteren, darein die ınilch gemolken wird. SCHEUCHZER 1, 31; 
in alter und noch mundartlicher form melchter: die mälchteren, 
mulctra, mulctrum MAALER 281° ; die melchtere, hölzernes ovales 
nilchgefäsz mit einem griff an der mitte zum tragen, in welches 
jewöhnlich nach dem melken die milch aus den kleinen eimern 
jeschüttet wird. STALDER 2, 207; in Baselland ist der name mälch- 
lere übergegangen auf ein hölzernes gefäsz, in welchem schweine- 
'ulter gereicht wird. SEILER 202°. 
MELKTUCH, n. tuch, wodurch man die frischgemelkte milch 
'‚eihet. FRISCH 1, 658°. 
MELKVIEH, n. kühe, schafen und ziegen, die gemolken werden 
ännen. öcon. lex. 1592. 
MELKZEIT, f. tempus mulgendi Frisch 1, 658°. 
MELKZIEGE, f. ziege die gemolken werden kann. 
MELODIE, f. ueimdia. 
Vom gregorianischen kirchengesange aus ist dieses fremde kunst- 
wort in unsere sprache gekommen, welcher in seinen strophen 
lie tonfolge, die wir noch jetzt melodie nennen, hervorgebildet 
atte, und welcher mit der bekehrung zum christenthum in die 
leutschen kirchen und klöster eingezogen war. Gregor selbst 
brauchte für den strophischen gesang, wie er ihn aus früheren 
ınfängen gestaltet und musikalisch und rhythmisch geordnet, das 
wort melus (melos canımus gloriae. hymnus bei Wackernagel, 
dA. kirchenl. 1, nr. 89, 8), ebenso spätere hymnendichter des 8. bis 
Y. jahrh. (nos Ubi regnanti pangimus eccce melos. nr. 130, 5; 
sarminan Dpsallere voce Ivra, edere tunc juvat arte melos.
	        
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