2093 MERKBAR — MERKEN
arbeit oder das werk gemacht habe. WAIısseL chron. (1559) 106°;
man saget, dasz der maulbeerbaum seine blätter nicht herfür
stosze, alldieweil noch kälte vorhanden sei, daher auch et-
liche leut ihr merk abnemmen, ob noch kälte zu gewarten
sei oder nicht. TABERNAEMONT. krduterb. 1391; unter vielen so
genannten sieglen oder merken in erzt, will ich nur eines
anführen. WINKELMANN 2,67;
das abgeredte merk und zeichen gibt er ugs.
D. v. D. WERDER Ariost 5, 46,7;
gleich wie der alte bund den juden von den heiden
durch ein besonders merk des leibes müssen scheiden.
Opıtz Hugo Grotius’ wahrheit s, 387:
doch ist der augen blitz
das rechte wunderwerk, der gottheit merk und sitz.
v. Haucwıirtz Soliman 1,64;
sieh an_der mauer dort das merk:
nicht, lieb, du kannst den strich gewahren?
dort hemmte sein zerstörungswerk
der alte Rhein vor sechzig Jahren!
FREILIGRATH dicht. 3, 80;
merk auch der punct wo zweierlei zusammenstöszt und sich
merkbar von einander unterscheidet: die vierte (maus) wirt,
wenn sie zu dem merk oder ort der andern kompt, auch
zu einem starken haarwachs. UFFENBACH neues rossb. (1603)
1,209; endlich als kleinstes masz: in Mitteldeutschland es ist
um ein merkchen kleiner; schütte noch um ein merkchen
mehr ins glas; wie im dän. kjende gebraucht wird: det er
en kjende for langt, eine kleinigkeit zu grosz.
MERKBAR, adj. und adv. was gemerkt, beobachtet werden
kann, vergl. bemerkbar: er behandelte ihn mit merkbarer
kälte ; im befinden des kranken ist eine merkbare besserung
eingetreten; sich dem gehöre merkbar machen. ADELUNG;
nur die begierde, sich von andern auszuzeichnen, sich durch
etwas eigenthümliches merkbar zu machen, ist eine allge-
meine menschliche schwachheit. LEssınG 7,415; es scheint,
er will uns merkbar machen, dasz ihn nichts gröszer machen
kann, als er sich denkt und fühlt. KLINGER 5,176; das
gefühl, das einst mein dasein so wichtig, merkbar, wunder-
bar, elend und glücklich machte. 7,209; Plato, als er die
gebrechen der staaten seines zeitalters merkbar machen
wollte. 8, 148; was die bergwerke betraf, so war ja in ihren
tiefen weder winter noch sommer merkbar. GöTHE 30, 219;
der deist und liberale trat mir also schon merkbar ent-
gegen. H. HEIne 12, 15.
MERKBARKEIT , f. memoria, reminiscentia, notatio, obser-
»atto, attentio, animadversio, recordalio. STIELER 1271.
MERKCHEN, n. vergl. das neutr. merk a. e.
MERKE, f. nebenform zum fem. marke 1, sp. 1636; in der
bedeutung grenzzeichen, grenze: das holz an der kilchstaig ob
dem weg ist ain recht gmain merk .. item der Schwarzen-
bach ist ain recht gmain merk. weisth. 5, 155 (St. Gallen, von
1466); in der bedeutung abzeichen , kennzeichen: furter sucht
der quartiermeister ein gut schön hausz .. zu des obersten
losament, dem obersten leutenampt ... zeichnet diese losa-
menter alle mit seiner merk. Kırcayor mil. disc. 122; auch
mittelniederd. merke, zeichen, merkzeichen, bezeichnung einer
grenze ScHILLER-LÜBBEN 3, 75°,
MERKE, f. ziel, absicht” ich hatte eine gute merke, zu
ihrer (der deutschen kokarde) ablegung zu rathen. VARNHAGEN
tageb. 6, 384. es ist das mhd. häufige fem. merke (LEXER 1, 2112),
das wol noch landschaftlich lebt, mehr angewendet als beachtet
und aufgezeichnet; vom Westerwald wird die redensart zu merk
nehmen beigebracht. KEHREIN 278.
MERKEISEN, n. eisen womit man ein merkzeichen auf etwas
brennt. Campe. mnd. merkiserne, eisen zum marken, zeichnen,
eichen u. s. w. SCHILLER-LÜBBEN 3, 76°.
MERKELN, verb. feilschen, s. märkeln sp. 1637.
MERKELN, verb. zerbröckeln: merkelen, secando aut scin-
dendo aliquid discerpere, lacerare, laniare, als nehenform zu
murkelen. STIELER 1294.
MERKEN, verb. notare, animadvertere, memoria tenere.
1) als ableitung von mark sp. 1633 erscheint , neben dem in
marken (sp. 1637) forflebenden ahd. alts. markön gimarkön,
ags. mearcian , auch ahd. merkan, merchan anımadvertere mil
gamerchan nolare, pimerchan designare (pimarhtun designave-
runt STEINMEYER-SIEVERS 2, 255, 69), weiter ausgebreitet in mhd.
merken, wo auch die ursprüngliche bedeutung: mit einem zeichen
versehen, kenntlich machen, sichtbar zu der heutigen mehrfachen
sich entfaltet, mnd. merken, nl. merken neben marken , sig-
nare. notare. insıonire KıLıan: eine form mirken mit toner-
MERKEN 2094
zıöhung ist mitteldeutschen quellen eigen: considerare merken,
nirken Digr. 144°; das prät, lautet ahd. marhta, mhd. neben
nerkete marhte und marcte, eine form, die noch im 17. jahrh.
nicht ausgestorben ist: daz marhte man dobi. d. städiechron.
3, 139, 2; welche aber schwach und zweivelhaftig sind, das
sich dieselben nicht viel unterwinden des christlichen wesens
und bekennens, auf das sie nicht in jren worten gemarkt,
angegriffen, und als denn zum verleugnen sich dringen lassen.
LuTHER 3, 401“; da kam er zur malzeit, asz und trank zwar,
aber sehr wenig, welchs ich unter allen am tisch allein
narkte. BUGENHAGEN ebenda 403°; er hat gesehen, das pfalz-
zraf Ruprecht stolz und reich, dazu küne war .. widerumb
hat er gemarkt, dasz Maximilian ein erbar, aufrichtig gemüt
aatte. fischr. 199°; die anderen güten gesellen markten disz
ın jm, WickraM rollw. 69,26 Kurz; er markt von stundan
vol, wen er vor jm hatt. 180, 13;
so freundlich aber er die helden hier empfinge,
dasz man wol markt, dasz es jhm recht von herzen gienge.
D. v. D. WERDER Ariost 15, 74,6;
starke präteritalformen haben sich in niederdeutschen mundarten
zrgeben?! in der Altmark merken, prät. murk, part. murken
und murkt DANnneEI 136°; in Westfalen merken, part. merket
und morken WogstE 174°. in Leipzig wird, wie in Berlin,
das part. gemorken für gemerkt scherzhaft gebraucht. ALBRECHT
56, 121°.
2) merken, mit einem zeichen versehen:
dö wart Hildebolten ouch ein riz
durch den rüzzel sin an diser stunde:
jemer muoz er haben dank, der imz sö meisterlichen
mezzen kunde
von den ören zuo der nasenspiz,
daz ir hundert sö gemerket waren,
daz man si erkande durch ir spot!
minnes, 3,225° Hagen;
wan wir si gerne ... uszzaichnen wolten mit zaichen uff ir
zewand ze machen, umbe daz man si füro für juden er-
gennen mocht, nachdem und si an vil enden und in menigen
landen, alz wir vernemen, gemerket und uszbezaichnet sind.
d. städtechron. 5, 375, 11. (Augsburg, von 1432); aber etliche die
auch mit giengen, wolten das loch merken und zeichnen
(&x.0onunvaod as septuag.), sie kundtens aber nicht finden.
% Macc. 2,6; das eichstättische blumenbuch stellt uns eine
ıquilegiam stellatam vor, mit weiszen, von kleinen häufigen
schwarzen tüpflein gemerkte blumen. HonzErG 1,670‘; ihre
(die äginetischen) gefäsze ... waren mit einem wilden widder
gemerket. WINKELMANN 6, 14;
spil ist mein höchste freud auf erd,
das mir doch oft den beutel leert,
wiewol ich kan die würfel knüpfen,
die kartenbletter merken und Krüpfen,
H. Sacus 5, 357°:
mir gilt es sehen auf die hend,
ich kan gar schwind die würfel knüpfn,
die kartenbletter merkn und krüpfn.
dessen fastn. sp. 1,59, 181;
im bair. schaf merken, schafe zeichnen, mit der redensart : das
zet um wies schäfmerken, von geschäften, die leicht und kurz
nach einander abgethan werden. ScHM. 1, 1651 Fromm.
3) merken, sich etwas schriftlich anzeichnen, für das gedächt-
nis bezeichnen, notieren: am 19. novembris aber ein graussam
wetter mit plizen, donnern, staindlen. dy wetter sein dar-
umb gemerkt, das ein selzam wunder diser zeit im, jar ist.
7. städtechron. 15, 54, 25; sobald ich auf meinem zimmer war,
nerkte ich mir in meiner schreibtafel den tag und die
stunde, wo das geschehen war. ScHILLER hisf.-krif. ausg. 4, 199.
»gl. anmerken, bemerken, vermerken, vormerken und merk-
afel.
4) merken, durch kennzeichen inne werden, erkennen; merken
der auf das gespor kommen, conjecturam accıpere MAALER
»88°; die bedeutung wird wol auch durch zusammenstellung mit
‚Annverwandten verben kräftiger hervorgehoben: und ward sein
'eib durch aus so kalt, das kein farb, kein blut, kein fülen,
kein stim, kein zeichen des lebens, sondern allein der tod
an jm zu sehen und merken war. BuUGENHAGEN bei LUTHER
3, 401°; auf das man sehe und erkenne, und merke und ver-
stehe zugleich, das des herrn hand habe solchs gethan.
Jes. 41, 20; als vil und ich mag merken und verston, quantum
animi mei conjectura colligere possum. MAALER 288°;
0 mein freundt, erst merk ich und spür,
das unser freundtschaft hat ein loch.
H. Sacus fastn. sp. 3, 63,234:
und es steht merken