Full text: L. M. (6. Band)

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MERKEN 
l) sich etwas merken lassen, mit dem acc. des reflexivums : 
ich fürchtete mich so sehr als die andern, liesz mich es 
aber nur weniger merken. GöTHE 34, 189; oder dem dativ: 
lasz dir gegen Zeineb nichts von der einfältigen historie 
merken. WIELAND 8, 265; ohne mir meine krankheit merken 
zu lassen. LEssınG 12,353; doch liesz ich mir nichts merken. 
GöTHE 24,285; oder mit der form, die beide casus vertritt: wir 
lassen uns nichts merken; er liesz sich sein erstaunen zu 
sehr merken; 
gevatterinn, um Jesus Christ! 
Jaszt euch nicht merken, was ihr nun wiszt. 
CaaMıIsso in Wackernagels leseb. 2 (1876), 1690, 
m) endlich etwas läszt sich merken, kann gemerkt, erkannt 
werden: 
6 freund, es hätte längst sich merken lassen, 
dasz eifersucht an seinem herzen pickt. UHLAND ged. 441, 
5) merken, zw der bedeutung acht geben, auf etwas achten, 
es beachten, sinn und gedanken auf etwas richten, erhöht. 
a) mit sächlichem accusativ: daz eina ist abo hie ze mer- 
chene, daz daz &rera vers horet ad primitivam ecclesiam de 
Judaeis collectam. WıLLIRAM 49,2 Seemüller ; 
wilen dö ich was ein kneht, 
und mich din ene Helmbreht, 
der min vater was genant, 
hin ze hove hete gesant 
mit kese und mit eier, .. 
dö nam ich der ritter war 
und markte jr geverte gar. Helmbrecht 920; 
der do merket den wind, der seet nicht, und der do merket 
die wolken, der schneidt nimmer. bibel 1483 309° (qui observal 
ventum, non seminet. pred. 11,4); sie wissen des herrn gedanken 
nicht, und merken seinen ratschlag nicht. Luther Micha 4, 12; 
sehet an die exempel der alten, und merket sie. Sirach 2, 11; 
merkt doch einmal diese verzwickte consequenz, diesen 
possierlichen schlusz von der nachbarschaft der leiber auf 
die harmonie der geister, ScHILLER räuber 1,1; lasz ums das 
licht suchen, ich bitte. die aufgewiegelten sinne könnten 
den gefährlichen wink dieser finsternis merken, Fiesko 4, 12; 
wie das sie denn nit lieber merken 
dein stim, du löbliche warheit? 
H. Sacus fastn, sp. 2,137,212. 
b) derselbe ist unterdrückt: hören und lernen kann jedes 
kind; merken und rathen müssen meine schüler. GÖöTHE 
14, 136; in der aufforderung merke!, die an die bedeutung 
unten 6 rührt: merk und höre zu Israel, heute dieses tages 
bistu ein volk worden des herrn deines gottes. 5 Mos. 27, 9: 
nu hör und merk, lieber knecht, 
du pist mir ie gewesen recht. fastn, sp. 475,3; 
so sitzt du wartent, treg und faul, 
bisz dir ein pratens hun fleugt ins maul, 
du wirst nit reich, merk und erfars. 
H. Sacus fastn, sp. 1,87,161 
ich bin dein, du bist mein, 
nichts soll uns widerstreben 
im leben, merk eben! 
HorrMAnn gesellschaftslieder 82; 
den weg will ich euch nennen, merket wohl! 
SCHILLER Tell 5,2; 
mit persönlichem dativ: 
klaget 
als eine buhlerin sie an! sie soll 
des todes sterben, ohne rettung, sie 
und der infant soll sterben — aber, merkt euch! 
kann sie sich reinigen, ihr selbst! don Carlos 3,4; 
laszt phantasie, mit allen ihren chören, 
vernunft, verstand, empfindung, leidenschaft, 
doch, merkt euch wohl! nicht ohne narrheit hören. 
GöTHE 12,11; 
in der formel wohl gemerkt, auch verbunden geschrieben wohl- 
gemerkt: ich leugne nicht, dasz ein schöner mund, der sich 
ein wenig spöttisch verziehet, nicht selten um so viel schöner 
ist. aber, wohl gemerkt, ein wenig. LESSING 2, 118; si omnes 
consentiunt ego non dissentio. wohlgemerkt, ohne komma. 
SCHILLER räuber 1,2; 
wenn ich mit mäszigem gewinn 
die mühle kaufen kann, 
mit schiff, geschirr und vieh und feld, 
doch. wohl gemerkt, ums halbe geld. 
J. Fr. Kınp gedichte. 
6) mit abhängigem satze: allein merke, das du das hlut 
nicht essest, denn das blut ist die seele. 5 Mos. 12, 23; 
setz auch das kraut und fleisch hinzu, 
und merk, baldt der schultheis thu blasen, 
das du kiüe und sew ausz thust lasen. 
R. SAacas fastn. sp. 3.87.39: 
MERKEN 2100 
so merket denn, dasz dieses leben 
auf eine lange zukunft zielt. DROLLINGER 23; 
ir weiber Lamech höret meine rede, und merkt was ich 
sage. 1 Mos. 4,23; so merke nun und sihe, was du thust. 
1 Sam. 25, 17; wenn du unter den unweisen bist, so merke 
was die zeit leiden wil. Sir. 27,13; merke was ich sage 
(vö8 & )eyamw). 2 Tim. 2,6; wenn du sitzest und issest mit 
einem herrn, so merke, wen du fur dir hast. spr. Sal. 23, 11; 
merkt auf, merkt himmel, erde, 
und du, o meeresgrund, 
was ich jetzt singen werde. P. GERHARD 278,1; 
dort, wo der zeiten eigensinn 
die brücke des Trajans zertrümmert, 
dort wirf die augen vor dir hin, . 
dort merke, was so schwärmt und schimmert. 
GÜNTHER 124; 
doch merken sie, was ich itzt sagen werde, 
GELLERT 1,21; 
wir wollen merken, wie die sache verläuft; 
nü merket, wie er die sine bat! livldnd. chron. 1756; 
das alterthum hat viel exempel 
verliebter lust und seltner treu; 
bemüh dich drum und liesz und merke, 
wie zärtlich dich ihr beispiel stärke. GÜNTHER 313; 
lobe dich ieman dir ze hage, 
sö merke ob er wär sage, 
und gloube im niht baz denne dir. Cato 156; 
nun merk obs (das treten mit den beinen) dir nicht löblich ist, 
30 es auch thüt ein organist? Grobian. B4° (v. 454); 
merk, ob du auch ein ämptlin hast, 
so uberheb dich dessen fast. S4° (v. 4775); 
nur merke, fehlt gewalt, so brauche rath und list. 
GÜNTHER 629; 
Jen abhängigen satz begleitet ein accusativ (oben a): 
secht an, und merket eben 
die vöglin ohne ruh, 
wie sie ihr kurzes leben 
mit lieben bringen zu. 
P. Denaisıus bei Opitz 1624 169; 
mit instrumentalen oder localen beisätzen: 
als bald sie dann vom disch auf stehn, 
so thü die thür auf, lasz sie gehn. 
darbei soltu auch merken eben, 
wann sie ein güte nacht hond geben, 
dem herren oder vatter dein, . 
so pack dich weg, und schleich dahin. 
Grobian, JA" (v. 2359); 
ain statt di stund in groszer wehr, 
als sj verlegt das römisch hör. 
ain maister darin ward verkert, 
der vil der bürger kinder lert. 
dj fürt er in der feinde zelt, 
hofft das jm groszer lon nit felt. 
der römisch hauptman darausz merkt. 
w]j er der Römer tugent sterkt. 
und binden liesz er disen schalk, 
mit rüten streichen seinen palk, SCHWARZENBERG 113°; 
umher merken, ringsum acht geben: 
und an dem ufer merkt ich scharf umher, 
wo sich ein vortheil aufthät zum entspringen. 
SCHILLER Tell 4,1. 
d) häufig merken auf.. (vergl. aulmerken fh. 1, 691): hore 
loch Hiob meine rede, und merke auf alle meine wort. 
Hiob 33, 1; bis das ich gieng in das heiligthum gottes, und 
merket auf jr ende. ps. 73, 17; ich aber merke auf deine 
‚eugnis. 119, 95; das ist des klugen weisheit, das er auf 
;jeinen weg merkt. spr. Sal. 14,8; böse leute merken nicht 
ıufs recht, die aber nach dem. herrn fragen, merken auf 
ılles, 28,5; alleine die anfechtung leret aufs wort merken. 
les. 28, 19; 0 das du auf meine gebot merktest. 48, 18; auf 
a2in vogel merken, etwas künftigs ze sagen, auspicare avem. 
MAALER 288“; auf einsi red merken, einem losen, sermoni 
zlicujus vacare, sermonem alicujus captare. ebenda; etwar auf 
Jeiszig merken, ein güt aufsähen haben, intendi animo in 
rem aliquam. ebenda; merkest du auf diese listigen reden! 
ÜRONEGK 1,99; in stetem kampf mit dem ocean und den 
mündungen reiszender flüsse.. hatte dieses volk (die Nieder- 
länder) frühzeitig gelernt, auf die natur um sich her zu 
merken. ScHILLER hist.-krit. ausg. 7,34; so muszte er selbst, 
der altvater und patriarch, gerade wie sein jüngster mit- 
bewerber, auf den augenblick merken, nach neuer gunst 
haschen. GöTHE 26, 60; in solchen ausgeweinten, ausgeleerten, 
ausgenüchterten stunden ergreift den menschen eine wilde 
gleichgültigkeit und zugleich schärft sich in ihm eine art 
von gedankenlosem merken auf die unbedentendsten dinge 
IMMERMANN Münchh. 4,52:
	        
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