191 LANZENSTOSZ — LAPPALIE
rauchgehenkten bieckingischen schneckenfresser und hafen-
scharrer bruder Lanzenstil sampt seiner lären sackpfeifen und
kröpfigen hunden aus. Garg. 81°.
LANZENSTOSZ, m. stosz mit einer lanze?
nimmer mochten ihn bezwingen
schwerterschläge, lanzenstösze. UHLAND ged, 256.
bei pferden was lanzenhieb, lanzenstich: ein pferd, welches
den sogenannten lanzenstosz hat, wird durchgängig hoch
geachtet. JAcoBsson 6, 417°
LANZENTANZ, m. lanzenkampf als tanz genommen?
und strahlenhell im waffenglanz
ein ritterlich geschlecht,
las freudig flog zum lanzentanz
und jauchzend zum gefecht.
E. M, AryoDrt lieder f. Teutsche (1813) 9.
LANZENWURF, m. wurf der lanze:
schon war der tannenast nicht fern
vom verfolgenden uhr (auerochsen),
hald gehörte des besiegten horn
dem ersten lanzenwurf, KLopstocK 9, 195;
so treib in meinen lanzenwurf den mann,
und lasz mich morden ihn, desz pfeil mich traf,
. BÜRGER 160°.
LANZETTE, f., franz. lancette, kleine messerklinge von lanzen-
form: lantzete, phlebotomus, scalpellus StEINB. 1,976; lanzette,
ein werkzeug der wundärzte, um kleine öffnungen zu machen,
auch läszt man zuweilen mit ader, JAcossson 2, 558°. vergl.
tänzlein. auch eine trompetenschnecke , buccinum lanceatum,
lanzennadel. NEMNICH. N
LANZETTENFÖRMIG, LANZETTFÖRMIG, adj. in form einer
lanzette : lanzettenförmig lanceolatus NeEMnNıch 3, 321; lanzett-
förmiges hlatt heiszt dem gärtner dasjenige blatt, welches länglich
ist und an seinen beiden enden schmäler zuläuft. JAcoBsson 6,417”
LANZETTENMACHER, m. laszeisenmacher, verferliger chirur-
gischer instrumente. JAcoBsson 6, 420°.
LANZETTENVOGEL, m. parra chilensis. NEMNICH 4, S64.
LANZETTGRUNDEL, m. gobius lanceolatus, ein fisch mit
lanzettförmiger schwanz flosse. .
LANZIEREN, verb. einem hirsch auf der fährte folgen und
ihm nachjagen, bis er von den hunden umstellt werden kann.
JAcoBSSON 2, 559°, nach dem franz. lancer la hete, le cerf, le
sanglier u. s.w. (LITTRE 2, 245°).
LANZIERHUND, m. canis venalicus, NEMNICH 1, 720,
LANZKNECHT, m. umoedeutet aus landsknecht, vgl. sp. 137,
und danach auf speerbewaffnete krieger überhaupt bezogen: lan-
cearius ein lantzentrager, lantzknecht Dasyp.; die hauptwaffe,
und eigentlich die einzige welche der lanzknecht . . gebrauchen
konnte, war sein speer. NIEBURR 1,528,
LÄNZLEIN, mn. lanzette: Yänzle, scalprum chirurgieum MAA-
LER 260°,
LAPPALIE, f. kleinigkeit, nichts wertes ding, von lappen lumpen
mit lateinischer endung und in folge dessen auch mit fremder be-
tonung (lappälie). dergleichen bildungen, wahrscheinlich durch
die macaronische poesie gezeugt, stehen seit dem 16. jahrh. nach-
zuweisen, vgl. hankalia theil 4?, 455, es sind eigentlich neutrale
plurale und die früheste vorkommende form unseres worles mus:
lappalia, von einem sing. lappale, gelautel haben. aber das sprach-
bewustsein behandelt sie als feminine, zunächst nur im plural
erscheinend, in welchem das wort am frühesten von STIELER ver-
zeichnet wird: lappalien, propr. penicula et pannucea, metaph.
autem battologia , nugae, gerrae 1071; schlechte sachen, alias
lappalien, res viles et tenues, gerrae, quisquilige, titivillitium,
puerilia, nullius preiti 1849; der plural ist auch noch im 18. jh.
und später vorwiegend: anbei habe ich müssen meine lappalien
vollends fertig machen. hier erhalten sie ein exemplar davon,
es sind fabeln. LEsstNG 12,137; den andern murgen sah ich
Ascanio, der an der seite seines meisters einige lappalien
arbeitete. GÖöTHE 34,279; das sind vielleicht die wichtigern
pertinenzstücke seiner stube, wobei man lappalien, leere
markenkästchen, ein nähpult, einen schwarzen basaltenen
Kaligula, der aus brustmangel nicht mehr stehen Konnte,
ein wandschränklein u.s,w. nicht anschlagen wollte. J. PauL
flegelj. 1,126; die kleinsten lappalien sind ihm erheblich genug
für eine depesche. Til. 1,65; ein paar lichtschimmer, hie und
da ein stückchen sphärischer musik, oder ein unmotivirter
Knall gelang mir auch glücklich unterweilen (beim verkehr mit
geistern), der kleinen lappalien und brieflesen mit dem nabel
und gucken durch dicke bretter natürlich zu geschweisen.
Immermann Münchh. 2,123; .
es steht bei dir, ihm (dem dichter) vorzuzichn lappalien,
du nordisch volk. ihn aber schützt Italien! PLATEN 321.
LAPPARSCH— LAPPE
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ler siny. die lappalie, von ADELUNG verzeichnet, ist jetzt häufiger
in gebrauche: dieser preis ist nur eine lappalie für ein solches
zunstwerk; wegen so einer lappalie musz man sich nicht
ntzweien.
LAPPARSCH, m, für einen schlaffen menschen. Görue, vgl.
heil 1,565. rheinisch ist das wort schimpfname für einen lappigen
menschen, westerwäldisch für einen trinker (vgl. dazu unten lappen
= schlürfen). KEHREIN 255.
LÄPPCHEN, n. kleiner lappen, als flickfleck an einem kleide
vergl. auch klebeläppchen theil 5, 1043), oder abgerissenes stück
zeug: läppgen, läpplein, panniculus HEDERICH 14738; verdchllich:
ein mahler kann die grösze der alpen, das unendliche meer,
len unendlichen himmel schildern auf seinem läppchen lein-
vand. Heinse Ardingh. 1,351; von einem halsluche ?
endlich hatt ich im sinne, mich auch zu putzen, wie jene
handelsbühchen, die stets am sonntag drüben sich zeigen
und um die, halbseiden, im sommer das läppchen herumhängt.
GÖöTHE 40, 254,
‚hrläppchen? ich legte ihm zwei ringe, mit gruszen schönen
yerlen, an die ohren; die ringe waren offen und klemmten
las Jäppchen, so als wenn es durchstochen wäre. 34, 79.
LÄPPCHENWEISE, adv. als läppchen, kleiner fetzen: so sei
3s denn mein schicksal, wie es dein schicksal ist, himmel-
anstrebender thurm, und deins, weitverbreitete welt gottes!
ıngegafft und läppchenweise in den gehirnchen der Welschen
aller völker auftapeziert zu werden. Görne 44,13 (dritte wall-
fahrt nach Erwins grabe im julius 1775).
LAPPE, LAPP, m. 1) homo stolidus, ineptus. ein in den ober-
leutschen volksmundarten weit verbreitetes (Scum. 1,1496 Fromm.,
appes Kennen 256), schon dem späteren mhd. eigenes, und mit
affe sp. 56 aufs enyste verwandtes wort, dus, wie letzteres auf
affen lecken, schlürfen, so auf das gleichbedeutende lappen
‘s. unten) sich stützt, und vom leckenden, naschenden kinde aus-
zeht ; wobei aber der begriff in den eines schlaffen, weichlichen, und
hernach geradezu thörichten menschen um so leichter umschlägt,
ıls neben dem verbum lappen schlürfen ein in der form ganz
gleiches lappen schlaf hangen steht (ss unten), beide wol im
qrunde ein wort, und nur zu verschiedener bedeutung später aus-
1nandergegangen. die schriftsprache verschmäht das substanliv zw
junsten von laffe, doch hat sie die adjective ableitung läppisch
‚eibehalten. lappe, iners, falwus, stultus, vulg. nurr. voc. inc,
theut, m 1”; lappe, fatuus, agrestis, homo stolidus, er ist ein
'appe, homo est fatuus STEINBACH 1, 976; höret nur ferner, wie
der lappe hat hungern müssen. unw. doct, 375; drei söhne,
von denen der jüngste Hans hiesz, und ein rechter lappe war.
ZINGERLE hausmärch. 2,17; schalten ihn einen lappen, dasz
ar sich so etwas einfallen lasse. 21;
die vasnacht machet vil lappen,
das sich mancher macht zu eim ackertrappen.
fastn. sp. 91, 19;
richter, ich klag euch uber disen lappen,
der get mir des nachts umb mein haus trappen. 221, 7;
das wendt mir an mein weib von Säckhendorf
und spricht: laap dich soll nun gar benüegen,
und lasz ein Jungen werben
nach werder min, Pürtzeriens ehrenbrief bei Haupt 6, 36;
so henkt si mir zwü schellen dran,
so heb ich an und gnappe,
ain groszes klinglen ich da han,
gleich als ain ander lappe. UHLAND volksl. 642;
das er in seiner spanschen kap
nicht herzög als ein ander lap. froschm. 2,2,3, bl. Y3*.
lie eigentliche vorstellung des kindischen, die in lappe liegt, zeigt
sich in der häufigen verbindung junger lappe (vgl. junger lafle
sp. 56 (g.): so wir jungen lappen müszig gehn, pflegen wir der
wollust. A. v. Eys philogenia 109°; da num die nechsten stett
hörten was sich verloffen hett, und die jungen lappen das
regiment der statt hbeseszen. KEISERSBERG Nnurrensch. 168°; du
sichest wol, er ist ein junger aufgewachsener lapp (che egli
& un cotal giovanaccio seiveco). Bocc. (1535) 58°; kurz, die
aıllerklügste müssen mich ohn allen zweifel vor einen jungen
appen gehalten haben, dessen hoffart nothwendig nicht lang
lauern noch bestand haben würde. Simpl. 1,292 Kurz; hier-
mit wandte er sich zu dem jungen lappen, der viel wuste
was der krieg vor ein ding wäre, Cur. WEISE erzn. 195; er.
als ein Junger lappe. pol. näscher 108;
man findet manchen jungen lappen
der auf der gassen get her gnappen. [fastn. sp. 315,20;
du junger lapp, du wirst mir geben
die meit! es gilt dir sust mein und dein lchen. 549,29:
und stiesz den jungen lanpen inn dreck. 756.20.
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