2217 MILITÄRISCH — MILLIARDE
mat ansehen gewonnen. Karl Mathy s. 289; mit dem fremden
plur. militärs, der auch jetzt noch geblieben ist: die wirths-
tafel...gab auch ein sinnverwirrendes schauspiel; militärs
und angestellte, aller art uniform. GöTHE 30,159.
2) als neutr. (geschlecht nach volk, kriegsvolk) eine gesamt-
heit der dem kriegerstande angehörigen: (es wurden) flächen
planirt, wo das militair in seiner ganzen pracht und zierlich-
keit sich zeigen konnte. GöTHE 30,291; auch wurde bei einiger
aufmerksamkeit des militairs der eintritt einer solchen menge
gar bald verboten. 301; der ernste schritt des militairs, die
ordnung durch nebenhergehende offiziere erhalten, hinderte
ginen ausbruch (von unruhen). 317;
der herr korporal
ist was für dich, der würdge Holzgebein,
der seinen stock im militär geführt (Marthe zu Eve).
H, v. Kızıst zerbr. krug, 6. auftr.;
heute zum ınilitär kommen, unters militär gehen, ins militär
eintreten, vom militär entlassen werden, heim militär sein,
bleiben.
3) das heute so völlig eingebürgerte wort ist auf deutschem
boden noch nicht alt, am wenigsten in der angegebenen substan-
tiven verwendung, die auch im franz. sich aus dem adj. militaire
am spätesten entwickelt; le militaire als homme de guerre und
tolalite des gens de guerre ist erst seit Voltaire und Rousseau
recht aufgekommen, vgl. LITTRE 2, 560°. früher denn als einzel-
wort erscheint militär (auch in fremder schreibung militair, an-
fangs in lateinischer form militar) in zusammensetzungen, wo es
dem franz. adj. militaire entspricht: unter standes- und hohen
militar-personen. Quincy kriegskunst deutsch von JÄGER (1745)
s. 3; militar-Justiz, justice militaire. EGGERS kriegslex. 2 (1757),
206; im heutigen militair-stande. Möser phant. 3, 183; von den
militair-ehen der Engländer. 4,123; die veränderungen im
militairwesen. 3,188; einem... ernsten und genauen militär-
gast. GÖTHE 24,133; einsicht in militairangelegenheiten. 30,44;
die hohen militairpersonen. 42; dasz er den militärverdienst-
orden erhalten habe. 153: u.a. auszerhalb solcher zusammen-
setzungen ist das adj. militärisch gebildet worden, ohne fremde
schreibung.
MILITÄRISCH, adj. dem militär zugehörig oder gemäsz ;
zufrühest an das lat. militaris angelehnt: wmilitarisch, nach
kriges art, krigerisch, soldatisch. NEHRING hist.-pol. lex. (1736)
‚56; später nach franz. militaire: gedachter junge militärische
freund. GöTHE 30,8; ich unterhielt mich mit fürst Reusz und
andern diplomatisch-militärischen bekannten. 57; militärische
verfassung, res publica tota ad usos bellicos formata.. SERZ 100°
MILITZ (militz), m. name verschiedener gräser * groszer militz,
vielblümiges wasserrispengras, poa aquatica; süszer militz, auch
milenks, milenz, kleines milizgras, der wasserhirse, aira aqua-
tica falscher militz, die waldbinse, scirpus sylvaticus. der name
ist das mittellat. milicium, welches aber den senf bezeichnete.
MILIZ (miliz); f. kriegswesen, kriegsmannschaft. im 17, jahrh.
als fremdwort in lateinischem gewande; da die alte weisen aller
ınenschen werk gefaszt und getheilt in zwei stücke: agri-
culturam, den ackerbaw, und militiam, das kriegsleben. Phil
Lugd. 4,97; später unter einflusz des franz. milice als militz:
militz, milice, wird in zweierlei verstande gebrauchet. erstlich
hedeutet es die Sämtliche kriegsmacht eines landes, welche
in verschiedene classen vertheilet ist, deren jede wieder eine
besondere militz formiret; und zweitens wird auch der aus-
schusz, den ein landesherr aus seinen unterthanen erlieset,
und im gewehre exercieren läszt, um das land im nothfalle
zu beschützen, militz, und eigentlich landmilitz genennet:
EsGcErs kriegslex. 2 (1757), 206 ; und, wie jetzt, als miliz: dasz er
die ihm anvertrauten kassen des fündlingshospitals und der
miliz von Bukkingham bestohlen. MösEer patr. phant, 2, 167;
soldat, es werden truppen ausgehoben, . ,
ich geh umher und suche leut,
die tüchtig sind in kriegeszeit.
Hornvilla. soll ich denn etwa mit euch gehn?
soldat, da müsztet ihr anders aussehn,
ihr währet der miliz ein schänder.
TızcK Octavıan. s. 206,
heute bezeichnet miliz eine für den kriegsfall eingeübte und zu-
sammenberufene mannschaft (ein sprachgebrauch, der sich schon
im vorigen jahrh. herausbildet: weil die regulirten und gewor-
benen soldaten nicht zur militz wollen gerechnet sein, son-
dern zur soldatesque. Frıscm 1, 663°); plur. milizen, fruppen,
die nicht ein stehendes heer bilden.
MILLIARDE, f. zahl und summe von tausend millionen, aus
dem franz. masc. milliard übernommen, das geschlecht zunächst
MILLICH — MILLION 2218
zach million geändert, welcher selbst sich» dem geschlechte von
zahl anbequemt hat; bei Brockes in der form milliare, wol
ıach der franz. aussprache, die das d stets unterdrückt:
millionen milliaren
sind auf dieser welt gewesen in den fast sechstausend jahren;
millionen milliaren werden noch vermuthlich kommen. 9,574;
ıber ganz vereinzelt stehend, erst im 19. jahrh. als milliarde ge-
wöhnlicher +
ihr millionen oder milliarden (: bastarden)
die ihr genippt aus Hippokrenes lache. PrATEN 291;
neuestens zumal" seit der franz. kriegsentschädigung von fünf
milliarden im jahre 1871 häufig verwendet.
MILLICH, m. das zitzenkraut, lampsana communis, auch nieder].
nillich. Nemnich 3,328, vergl. milch 13 und milchen.
MILLION, f. summe und zahl von tausend mal tausend.
zn wort ilaliänischen ursprungs, nachher in andere romanische
;prachen aufgenommen (span. millon, franz. million): gebildet
zeit nachweislich dem 13. jahrh. als masc. milione mit dem ver-
gröszernden suffi® -one, also grosztausend bezeichnend. ursprüng-
‘ich eine benannte zahl, und zehn tonnen (dolia) goldes oder
schatzes bedeutend, die tonne zu 100000 einheiten der jedesmaligen
'andesmünze berechnet (vgl. BALTZER in den berichten über die
»erhandlungen der königl. sächs. gesellsch. der wissensch., math.-
ohys. classe 1865 s. 2; derselbe im neuen reich 1811 s. 620); und
;o erscheint es seit dem 15. jahrh. im deutschen, in sprachquellen
von gegenden, die dem romanischen sprachgebiet näher oder in
jeziehung zu ihm sind; anfangs ohne erkennbares grammalisches
jeschlecht: dieselben unser tochter dir zu geben zu gemahel
nit zwelf milion stuck, der ie dreiszigk ein mark lötigs
eines goldes tund. d. städtechr. 10, 170, 3 (Nürnberg, 15. jahrh.);
ınd ijeglich person, in welchem wesen irs kosten sie da
ind, söllen von hundert milion lifergelts von unserm trisolier
5egabt werden. 11; ligt im nit vil, am glauben, aber ein
dri milion golts jerlich thet wol in der küchen, oder mer.
SCHADE sat. u. pasqu. 3,19, 22 (oberrhein., gegen 1520); später
deutlich als fem. (das geschlecht nach zahl geändert):
ermunter dich kaiser, ergreife die waffen,
lasz dich doch nicht länger betrügen die pfaffen,
lasz sie nicht so gnädig aus Oesterreich kommen,
weil sie dir entfrömbdet so grausame summen,
wohl über die zwanzig und mehr millionen.
flieq. blatt: päpstl. Vombre-spiel 1684;
nicht aber als abstractes zahlwort in den zahlreichen rechen-
büchern des 16. und 17. jahrh., die eine schwerfällige umschrei-
hung des zahlbegriffes mit tausend festhalten. wie ADAM RIESE
die zahl 86789325178 aussprechen läszt: ist sechs und achzig
lausent tausent mal tausent, sibenhundert tausent mal tau-
zent, neun und achzig tausent mal tausent, fünf und ZWenzig
‚ausent, ein hundert und acht und sibenzig (bl. A 3°), so ähn-
ich im 17. jehrh. z. b. OvERHEIDENS rechenkunst (Braunschweig
1650) bl. A 1°, und im 18. jahrh. noch SERIANDERS kurzer begriff
‚on der rechtschreiberei, briefstellung und rechenkunst (1739),
ler s. 273 die zahl 6987654 in die worte faszt: sechs tausend
nahl tausend, neun hundert und sieben und achtzig tausend,
jechs hundert vier und funfzig. zw dieser zeit aber ist doch
nillion als abstracte zahl schon ein allgemeiner ausdruck, den
lie wörterbücher regelmäszig verzeichnen: million , zahl von
iehen mahl hundert tausend. HEDErRICH promptuar. (1729) 1613; die
million, decies centena millia, millena millia STEINBACH 2, 62;
million Frıscn 1,663‘. es steht als bestimmtes zahlwort: eine
million menschen; das land hat zwei millionen einwohner;
zine million thaler; einen groszen pferch, in welchem viel
nillionen poeten saszen. PHıLANDER 1 (1642), 376; ich selbst
ınd meine unterthanen gewönnen etliche millionen taels
labei. WIELAND 6,167;
(der geist) legt’ in einem augenblick ®
viel tausend millionen meilen
bis an das fix-gestirn zurück, Brocxes 1,144;
zuch mit weglassung eines solchen substantivs, in welchem falle
lann in entsprechenden sätzen, unter wahrung der alten bedeu-
‘ung von million, die im lande geltende münze hinzugedacht wird:
ler mann besitzt eine million (nämlich thaler, gulden, mark,
franken wu. s. w.);
ein bettler, der nie eines thalers wehrt
in seinem bettelsack gesehen,
kann weder wehrt noch zahl verstehen,
wenn er von millionen hört, BRockes 1,427;
indessen war er doch baron;
und sein verdienst, die million,
liesz sich, zu alles volks entzücken,
in läufern und heiducken blicken. GELLERT 1,99: