2235 MINDESTBETRAG — MINE
MINDESTBETRAG, m.: dasz den arbeitern ihr bisheriger
ohn als mindestbetrag ganz gewährleistet wird. allgem. anz.
7. Deutschen 1845 s. 3681,
MINDESTENS, adv. mininum; für zum mindesten (vergl.
mindest 4, c) in jüngerer zeit empor gekommen, zuerst gegen an-
fang des 18. jahrh. in wörterbüchern verzeichnet: minstens, wenig-
stens, allerwenigstens (niederl.) ten minsten, ten alder minsten
KRAMER hoch-niederd. dict. 2 (1719) 144°; mindestens für zum
mindesten, zum wenigsten. ADELUNG; das eine mindestens, was
den dichter macht, die proteische begabung, war ihm (Fried-
rich IT) keineswegs versagt. Treırscnke deutsche geschichte im
19. jahrh. 1, 82;
zwar ihr herz ist immer mein:
aber ach! die hand! die hand!
zwinge mindstens in kein band,
liebes glück! sie straubend ein!
Göxkıncxk lieder zweier lieb. (1779) 27;
dem alten grafen will ich mindestens
verkündigen, sie sei bereits entfernt, PLATEN 230;
wär ich ein jäger auf freier fur,
ein stück nur von einem soldaten, >
wär ich ein mann doch mindestens nur,
so würde der himmel mir rathen.
A. v. Droste-HüLsnorr ged, 70.
MINDESTFORDERND, part.: der segen des himmels wird
licht an den meistbietenden, sondern an den mindestfor-
dernden überlassen. ARNım 2, 352.
MINE, f. sprenggrube, erzgrube. ein romanisches wort: ital.
span. portug. mina, prov. mina, mena, franz. mine, wallon. meinn
schacht, erzgrube (von lat. minare, roman. menare führen, betreiben,
vergl. Diez wb. d. rom. spr. 1, 277; etymologischer zusammenhang
mit miene gesichtszug ist nicht sicher, s. oben sp. 2172). in der
bedeutung der erzgrube ist es bereits früh miltellateinisch nach-
weisbar? mina plumbi Du CAance von HENSCHEL 4,410° (9. jh.);
als wort der belagerungskunst scheint es miltellat. nicht bezeugt,
wol aber begegnet das verbum minare, cuniculos facere, mit mi-
narli, fossores cuniculari , minator und minor fossor cunicu-
larius (ebenda 411°. 412°. 422°), so dasz wol auch an der mittellat.
existenz von mina für cuniculus nicht zu zweifeln ist. von den
deutschen sprachen nimmt es zufrühest das niederl. auf, in beiden
bedeutungen mijne, mijn-kuyl, mine, fodina, cuniculus, mijne
van goud, aurifodina, mijne van silver, argenfifodina, mijne,
ondergravinghe, cuniculus, meatus subterraneus, suffossus, vulge
mina Kıtıan; und das niederrheinische wenigstens im sinne von
erzgrube: mıne (plur.), goltaderen }. minen Dier. 362° (gemma
jemm., Cöln 1507); seit dem 17. jahrh. ist es bei uns allgemein
eingebürgert , gewöhnlicher in der bedeutung der sprenggrube,
ıls in der des erzschachtes , in welcher es namentlich in die
eigentlich bergmännische sprache nicht übergeht. der unterschied
ler schreibung gegen miene sp. 2172 hat sich erst seit dem
18. jahrh. ergeben; SteinBAacH schreibt auch miene, subfossio,
zuniculus 2,62.
1) mine, militärisch, bei belagerungen, unterirdischer gang
für sprengungen und seine füllung. in diesem sinne war es
zumal der französischen kriegssprache des 16. jahrh. geläufig,
und kam als eins der ‘kriegswörter, so in unser mutter-
sprach nicht eigentlich mit einem wort zu geben sein, dieweil
meistestheil die gebräuchlichsten wörter im heutigen kriegs-
wesen aus lateinischen, französischen und niederländischen
wörtern gezogen und angemeldet werden’, zu uns, anfangs
mit verdeutschung: mine, etwas so undergraben ist. WALL-
HAUSEN kriegsmanual (Frankfurt 1616), epitome nomenclaturae
militaris (2°; bald aber als eingebürgertes lehnwort* wann ihr viel
munition und rüstung habt, so last machen minen gegen die
örter, da die arbeit ewerer feinde fortgehet., WALLHAUSEN
frantzoische kriegszkunst (Hanau 1617) s. 97; indem sie diesel-
bigen (feinde) durch eine minen lassen springen. 110; wann
der feindt einnimpt den grundt eweres grabens, müst jr haben
bedeckte wegen, und viel minen, so unter der contreescarpe
respondieren. 111, nur fheilweise noch durch den druck als fremd-
wort hervorgehoben; und so verzeichnen es später die wörterbücher
unter deutschem sprachgute, mit reichlichen wendungen ? die mine,
plur. die minen, cuniculi, suffossiones, sinuosi suffossionum mae-
andri. STIELER 1278; eine mine graben, cuniculum agere, terram
suffodere; eine mine springen lassen, cuniculo ignem applicare,
pulvere nitrato subjecto cuniculos in aerem raptare. die minen
tuhn das ihrige, cuniculi ex voto aere ascendunt. die mine
hat nichts getahn, cuniculus incassum diruptus est. ebd.; eine
mine entdecken, hostilem cuniculum detegere, difflare. mit einer
mine dargegen kommen, ecuniculum adverso cuniculo erecinere,
MINEN — MINENHALS ; 2236
278; eine mine unter etwas hintreiben, cuniculum agere. der
nine feuer geben, sie springen lassen, ignem admovere cuni-
ulo. durch eine mine auffliegen, pulvere pyrio cuniculi in aerem
‘erri. Frıscn 1,664‘; die mine ist zurück geschlagen, effectus
;uniculi fuit contrarius. eine mine auslüften, pulveris pondus
e cuniculo hostis eximere. 664°; bei den minen sollen die spreng-
kammern also gesetzt und zugerichtet werden, dasz das pul-
ver weder ausz- noch einwarts, sondern über sich schlage,
und also eine genugsame brech zum sturm mache. BöckLER
triegsschule (1668) 761; der eingang der minen, welcher krumm
zeführet wird, ist besser als wann man mit einer geraden
lini hinein gehet. ebenda; man hat die minen lange zeit nur
ıach gutdünken geladen. Quincys kriegskunst deutsch von JÄGER
11745) 516; es wird nöthig sein, hier auch etwas von dem
anterschied der minen anzuführen, und zu zeigen, was eine
»infache, doppelte, in der gestalt eines T gemachte, und eine
3fache treffelmine sei. 530; wie es nur eines geringen zünd-
<rauts bedarf, um eine gewaltige mine zu entschleudern,.
GÖTHE 26, 230.
2) bildliche anwendung von mine in diesem sinne seit dem
‚origen jahrh. nach franz. vorbilde (decouvrir la mine, faire jouer
quelque secrete mine u. ähnl. LitTTRE 2, 565°): man muszte also
noch eine andere mine springen lassen, durch die mir, wenn
ich einmahl aus Athen vertrieben wäre, alle hoffnung, je-
mahls wieder zurück zu kommen, abgeschnitten würde. WieE-
LAND 2,122; SO hat er doch alle fähigkeiten, minen anzu-
‚egen, kabalen entgegen zu arbeiten, und für sich und seine
freunde im trüben zu fischen. GoTTER 3,19; wehren sie sich,
;o gut sie können. ich lasz alle minen springen (lady zu
Verdinand). ScHiLLER kab. u. liebe 2,3; dasz ich mit seinem
i[reunde rede, der nun wider mich arbeitet, und die minen
eicht entkräften kann, die er selbst gegraben hat. GöTHE
j, 62; unglücklicher weise erbat man sich eine allgemeine
stille. also auch schwatzen sollte ich nicht mehr und die
;‚öne thaten mir in den zähnen weh. war es nun ein wun-
ler, dasz endlich der kleinste funke die mine zündete? 23, 88;
dies alter und dies plätzchen war
das rechte, wo am liebsten seine mine
der gott der liebe springen läszt. BÜRGER 105°;
lein lebenszelt steht auf einer geladenen mine und rings
umher halten die stunden offne geschosse auf dich. J. Pauı
Tit. 3, 6.
3) mine, erzgrube: mine, fodina, grube, erzgruhe. SCHOTTEL
1364; mine, fodina est, unde metallum effoditur, alias eine zeche.
STIELER 1278, mit den zusammensetzungen goldmine, bergmine,
3rzmine; minen, ist so viel als gruben, gold-, silber-, kupfer-
and eisengruben. mineral - lex. (1743) 386°; ihre (der Nieder-
länder) goldgrube war über der erde, aber sie war uner-
schöpflicher und reicher, als alle minen in seinem (Philipps)
Amerika. ScHILLER hist.-krit. ausg. 7, 60; bildlich: er (der welt-
veise) spaziere frei: in desto mehreren gegenden wird er
jekannt, an desto mehreren orten kann er früchte suchen,
hie und da minen eröffnen — hie und da die wünschelruthe
'ersuchen. HERDER zZ. litt. 1,198. )
MINEN, verb. mit minen versehen, minen graben; von Campe
ıls neues wort für minieren aufgeführt, aber bereits bei SCHOTTEL:
nterminen, subfodere. 1364, .
MINENARM, MINEARM, m. arm, seitengang einer mine: musz
nan acht geben, dasz die verschiedenen kammern zugleich
euer fangen, .. derohalben „. kein minearm vor den andern
ım einen halben zoll länger sein musz. Quincys krieqgskunst
Toutsch von JÄGER (1745) 524, .
MINENAUGE, n. das zum anfang einer mine gegrabene loch :
ı1at der graben wasser, So. wird das minenaug einen schuh
iber der fläche des wassers angefangen. Quincys kriegskunst
Teutsch von JÄGER 525.
MINENBIENE, f. apis cunicularia, bienenart, die ihr nest in
andiges trockenes erdreich gräbt; auch minierbiene.
MIENENEULE, f. strix cunicularia, eulenart mit einem höhlen-
est im erdreich; auch miniereule.
MINENGANG, m. meatus subterraneus primarius. FRISCH 1,664”;
lasz ihr euren minengang unter dem wall nur halb so tief
als der wall hoch ist, ‚.anleget. Quincus kriegskunst deutsch
on JÄGER (1745) 517.
MINENGRÄBER, m. gräber einer mine, minierer.
MINENHALS, m. collum camerae cuniculi, via ad locum pul-
‚ere pyrio implendum, der weq zum yulver in der mine. Friscn
664°