2273 MISTLER — MISTRECHT
MISTLER, m. misteldrossel (s. d.), turdus viscivorus: mistler,
2in vogel der trostlen gleich. MAALER 291°; mistler, furdus
„iscivorus, den andere eine schnarre nennen. Frıscr 1,665";
dise vögel (krammetsvögel) gläbend auch desz mistels, fürausz
aber der, so den namen mistler davon überkommen. HEUSZLIN
vogelb. 201’; meben, mistler, schneehüner, holbrot und sonst
ein geschwader merchen und lerchen (auf die tafel). Garg.
237°; unter den vögeln essen die ziemer, besonders die
gröszeren, welche man mistler nennt, gar gern die beerlein
an dem mistelgewechs. anm. weiszh. lustg. 492; andere vögel,
als droscheln, mistler und amseln. HonsErc 2,679“; der
mistler wird an etlichen orten auch zaritzer und brachvogel
genannt. 679°; mistler, schnarre oder schnerr, ist eine art
von krammetsvögeln. öcon. lex. 1628.
MISTLERSTICH, m. fang der mistler im herbste, mittels lock-
yogels und netze oder leimruten, auf welche die mistler zu-
:toszen (stechen). öcon. lex. 1630.
MISTMAGD, f. serva stercoraria. STIELER 1210.
MISTMELDE, f. name der pflanzen chenopodium rubrum,
roter gänsefusz, schweinetod, und chenopodium vulvaria, stin-
kender gänsefusz. NEMNICH 2, 1016. 1017; der mercurialis peren-
nis, des wilden bingelkrautes. 3,558; auch name der gemeinen
melde oder waldmelde , atriplex patula. ADELUNG; mistmelde,
atriplex sylvestris. Frisch 1, 665°.
MISTNASZ, adj. nasz wie mist; in derber rede einen un-
jemeinen grad von nässe bezeichnend: der plötzliche regen
hatte uns mistnasz gemacht. auch verstärkt mistmadennasz.
nd. messnatt.
MISTPFORTE, f. podex, anus. NEMNICH: der ruck hat seinen
anvanch an dem hals und strecket sein leng unz an die
mistporten. MEGENBERG 24,9;
das im sein mistpfort ganz ist belieben. fastn. sp. 214,10.
MISTPFÜDEL, m. für mistpfuhl: die hurn so on die sacra-
ment dahin sterben inn solchem wust, wölle er in die mist-
»fudeln begraben lassen. G. NIGRINus papist. inquis. (1582) 702
MISTPFUÜHL, m. pfuhl von mistwasser, mistpfütze* im mist-
pfuhle wälzten sich die schweine; stätte des landmanns für
mist und jauche; ein groszes vordach schützt das haus nach
westen (im Osnabrückschen), und deckt zugleich die schweine-
koben, und um endlich nichts zu verlieren, liegt der mist-
pfuhl vor der ausfahrt, wo angespannet wird. Möser patr.
phant. 3, 140.
MISTPFÜTZE, f. lacus aqua stercorata mplenus, mistlache
Frıscm 1,665”: auf dem weg in allen mistpfützen gebadet.
Kırchnor wendunm. 264°; also zaigt sich auch dieser patient
weisz, aber nur auszwendig,... warte nur, bisz der heilige
communion-tag vorhei, so wird der Jordan seinen alten lauf
nemmen, so wird dieser in die mistpfützen, in das vorige
saubad wieder eilen. Arr.aS, CLARA Judas 1,236; ist...
jämmerlich in die mistpfütze gefallen. RABENER Sal. 1, 134;
ain mistpfütz und ain pful,
ain sessel und ain stul, ..
das seind ve zwai und zwail ainerlai,
KELLER schwänke nr, 48,
dafür ein mistpfutsch und ein pful, fastn, sp. 1333;
im bilde für eine feile dirne: so wäre es doch zu beklagen,
dasz manch unschuldiges blut durch solche betzen in sein
zeitlich und ewiges verderben gestürzet würde. absonder-
lich wäre es schrecklich, dasz sich auch ehemänner ausz
solchen mistpfützen ableschen wolten. Cur. WEIsE erzn, 123
Braune.
MISTPFÜTZICHT, adj. die art einer mistpfülze habend:
fische die man in den seen, pfülen, unflätigen mistpfützich-
‚en wassern fähet, CoLEr, hausb. 493.
MISTPILZ, m. mistblätterschwamm.
MISTRÄUBER, m. staphilinus, name eines kurzgeflügelten, im
miste lebenden käfers. RATZEBURG die forstinsecten (1839) 1, 31.
MISTRECHT, n. das recht des von dem landsiedelgute ab-
ziehenden landsiedels, den wert des zuletzt in den acker gewen-
deten mistes, falls er von dem acker keine ernte gewonnen, er-
seizt zu erhalten. VıLMAR 2711: zehn gulden mistrecht ver-
steuert. LEnNEP lands. 2,421 (von 1555); dasz ihnen denen
hoifmännern vor ihre besserung und mistrecht zehen gülden
erstattet werde. 425 (von 1589); wofern auch augenscheinlich
zu beweisen, dasz die güter in baw und besserung, in-
maszen sie dieselbig bekommen, gehalten und das mistrecht
augenscheinlich daran gewendt beweislich erfunden werde.
zbenda,
I
MISTREGISTER — MISZ 2274
MISTREGISTER, n. catalogus agrorum stercoratorum , auf
anem gute, wo man aufschreibt, welche äcker alle jahre gemistel
verden. FRIscH 1, 665°.
MISTSCHAUFEL, f. schaufel zum aufladen von mist.
MISTSCHRÖTER, m. mistlader ; als schimpfwort* nun nun jhr
mıstschröter hört eins, das euch der blickars reut. Garg. 134°.
MISTSCHUTT, m. fimetum. STIELER 1944.
MISTSCHWAMM, m. mistblätterschwamm.
MISTSESSEL, m. misitrage: er liesz ihn martern.. und auf
nem mistsessel nach dem gerichtsplatz tragen. CLAUDIUS 3, 95.
MISTSTALL, m. sterquilinium. STIELER 2118.
MISTSTAMPF, m. einer der mist stampft, schimpfwort für
nen groben menschen (vergl. misttrampel): es hat... Abigail,
vie die heilige schrift bezeuget, einen mann, den Nabal,
welcher ein grober huischusz von hausz ausz war, last den
licken rausch auszdämpfen durch den schlaf, alsdann erst
‚u morgens frühe mit manierlicher beschaidenheit ihme die
nmängel vor augen gestellet, hätte sie dem vollen miststampf in
jeiner trunkenheit etwas zugeredt, hätt er ihr ohnfehlbar das
zesicht mit der faust auszgepeglet. ABR. AS. CLARA Judas 1,38.
MISTSTATT, f. locus fimeti. Frisch 1, 665°: also fuer ain
<necht mit 3 rossen an ainem wagen und füert mist an
ın miststatt vor Hausstetter tor. d. städtechron. 5, 251, 28.
MISTSTÄTTE, f. wie miststatt: miststäte sterquilinium.
STIELER 2114; miststätte, heiszet derjenige platz, worauf der
zus denen ställen geschaffte mist zusammen und über einen
ıaufen geworfen wird. öcon. lex. 1630.
MISTSUDEL, m. mistpfütze : wenn man die saamen erbsen
3ine nacht in mistsudel weichet, so zichen sie aus derselben
nämlich einweichung) eine solche geilheit an sich, dasz sie
schöne fortkommen. BEcHER hausvaler (1714) 46.
MISTTHOR, n. ein thor Jerusalems, durch welches der mist
sgeschafft wurde: und ich reit zum talthor aus bei der
ıacht, fur den drachenbrun, und an das mistthor. Neh. 2, 13;
mit anklang daran, in freiem sinne: die verläumdung macht
edem gern das mistthor auf. J. PAuL lit. nachlasz 4, 18.
MISTTRAGE, f. mistbahre. öcon. lex. 1631: misttragen, ceno-
ohium, cenopheigium, cenoplectorium, mistber. voc. inc. fheut. n 8°;
lie misttrage anstatt der leiter brauchet. maulaffe 207.
MISTTRAMPEL, m. der den mist trampelt (vgl. miststampf) ;
ıls schimpfwort gewendet auf ein bauernmädchen: jetzt kommt
kaum ein baurentochter aus dem nächsten dorf in die stadt
‚um dienst, gleich will ein solcher misttrampel nach der
node gekleidet sein. (ConıLın) hundert ausbünd. närrinnen
Wien 1113) 87.
MISTUNG, f. 1) die handlung des mistens, düngung: ster-
;oratio mistung Dıer. 551°; tungunge, mistunge nov. gloss. 348° ;
nistung, stercoratio MAALER 291°; mistung (der acker und
natten), SEBIZ feldb. 50.
2) misthaufen: mistung misthaufen, mistplatz, auch hofraum,
ıls fränkisch Scam. 1, 1684 Fromm.; eine mistung aufschlagen.
'benda; namentlich der zur düngung verwendete mist: die mistung
üeren. ebenda; sein landt, darauf er die mistung füeren will.
veisth. 3, 682 (Österreich) ; alles geströh und mistung. LENNEP
ands. 2, 18 (von 1571).
MISTVOGEL, m. ein tagfalter, papilio populi, NEMNICH.
MISTWAGEN, m. plaustrum stercorarium, den mist auf den
cker zu führen. Frıscy 1,665’: ich wil euch also zurichten,
lasz man euch mit mistwagen soll von dem platze führen.
\. GRYPHIUS (1698) 1,827; sprichwort: wo der mistwagen nicht
ın geht, da geht auch der erntewagen nicht hin. Sımrock
nrichw. 379.
MISTWASSER, n. aqua stercorosa , wasser von mistlachen
der von einer mistgüllen. MAALER 291°.
MISZ-, betonte untrennbare vorsilbe, in verbindung mit nomi-
bus und verben verfehltes, falsches, unrechtes bezeichnend. goth.
nissa-, altn. ags. fries. alts. mis-, ahd. missa- und missi-,
nhd. misse- und mis-, die nhd. form ist nur ausnahmsweise
nisse- geblieben, fast durchgängig in misse-that, missethäter
s.d.), auszerdem in älterer sprache neben misz- (vergl. unten
ınter miszbieten, miszlingen), sonst überali zu misz- geworden.
lie bedeutung der vorsilbe war schon früh die des fehlerhaften,
'o in goth. missa-deds, ahd. missität, mistät, älter aber doch
lie des blosz verschiedenen, wechselnden, wie nicht nur aus den
goth. compositis missaleiks verschieden, ahd. missalih, missilih,
mhd. misselich, mislich (vgl. unten miszlich), goth. missa-qiss
wechselrede, wortstreit, sondern auch aus dem eigenleben der
‚orsilbe als einstiges adijectiv erhellt, ein solches goth. miss,
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