Full text: L. M. (6. Band)

2281 MISZBRAUCHER — MISZDENKEN 
weniger schaden. Burscuky Patm. 199; schrecken in dem ge- 
miszbrauchten verstande. LESSING 7,353; was wunder, dasz 
sie diese fremden wohlthaten sich zur beute gemacht und 
gemiszbraucht haben? HERDER z. litt. 6, 246; 
graf Schrewsbury, ihr sehet, wie mein name 
gemiszbraucht wird. ScCHILLER M, Stuart 5, 14; 
endlich miszgebraucht: 
oO selig dem der tod im hinzug ist bescheret! . . 
dem nie sein zartes kind für augen (vor den augen) misz- 
gebrauchet (ist). A, GRYPHIUS (1698) 1,149; 
ach! warum wird dieser segen 
so erbärmlich misgebraucht. Brockzs 9,21; 
(es ist) verblüht die blüte, lebenskraft 
auf immer miszgebrauchet, HERDER z, litt. 3,140; 
dieser letzteren form entsprechend wäre auch der inf. in ver- 
bindung mit zu als miszzubrauchen wol erlaubt (vgl. unter 
misz a. e.), wenn auch die form zu miszbrauchen die her- 
schende ist: unsere furchtsamkeit zu miszbrauchen. SCHILLER 
räuber 1,1. 
MISZBRAUCHER, m. homo longe audacissimus, abutens aliqua 
re, STIELER 222; ein misbraucher seiner schönen zeit, ofio 
abutens. ebenda; ein misbraucher der ehre, wiolator honoris. 
ebenda; maleficus heiszt kein zauberer, sondern heiszt ein 
miszbraucher und ein bescheiszer. PARACELS. opp. 2, 241 C; in 
der form miszhräucher: die bosen practiken der miszbräucher 
kais. namens zu entdecken. LUTHER br. 4, 238; solche misz- 
bräucher der edien gaben gottes. Simpl.1 (1713) s. 102. 
MISZBRÄUCHIG, adj. und adv. - abusivus miszbruchig DIEF. 6°. 
MISZBRAUCHISCH, adj. und adv.: alle miszbräuchische 
canones, MELANCHTHON 0pp. 7, 26 Breischneider. 
MISZBRAUCHLICH, adj. und adv.: misbreuchlich, abusive, 
cum abusione, inusitatus, insolitus, cavillans STIELER 222; (dieweil) 
das geschlossene v auch fast die kraft eines f hat, und vor 
das offene, wiewol ganz misbreuchlicher weise gebraucht 
wird. dessen lehrschrift von der hochteutschen sprachkunst s. 4; 
indem die folter längst abgeschafft ist, und nur noch in 
englischen romanen durch drei bände lange spannung misz- 
hbräuchlicherweise angewendet wird. IMMERMANN Münchh. 3,137 
MISZBRAUCHSWEISE, adv.: er fragte mich, ob gebäude 
etwas anders als architektonische kunstwerke wären, die 
mehr zum beschauen als zum bewohnen gehörten und in 
die man nur misbrauchweise zöge. J. PauL Qu. Fixk s. 11. 
MISZBRAUCHUNG, /f.: weil die miszbrauchung nicht mal- 
Jafitzlich ist. REUTER v, SPEIR kriegsordn. 69; sol er sich hüten, 
dasz er seine passion, wunsch und begierden, nicht durch 
misbrauchung der prinzlichen gnade, werkstellig mache. 
BuTscHKY Patm. 959. 
MISZBÜNDNIS, n. verfehltes, unpassendes bündnıs; nament- 
lich von einer ehe, die von gesellschaftlich ungleichen ehegenossen 
geschlossen wird: hier ist es durch das miszhündnis, welches 
er trift, mit ihm doch aus. LEssING 2,124; hat die chur- 
fürstin ihre abneigung gegen ein solches miszbündnis (ehe 
ihres sohnes mit einer bloszen adelichen) überwunden. SCHILLER 
hist.-krit. ausg. 15', 308; auch meine erfahrung hat mich ge- 
lehrt, dasz miszbündnisse nie zum heile führen. IMMERMANN 
Münchh. 4,98. 
MISZBURT, f. wie miszgeburt: (die früh klugen) kinder 
sterben gmeinglich, oder verwüdlen wie ein hopf, das sie 
selten zeitig werden, sonder jrer weiszheit zü frü niderkom- 
men, das jn wie ein miszburt abgeht. S. FRAanxg sprichw. 2, 14°. 
MISZBURTIG, adı. 1) als miszgeburt auf die welt gekommen : 
unvollkommene und halb miszburtige, magere und schwache 
kälblin. M. Sesız feldb. 96; (dasz sie) fremhde anschläg, wider- 
sinnische und ungeratene und gleichsam miszburtige, oder 
sonst unordenliche gelüst gebüren, FıscharT ehz. 17. 
2) aus einer miszehe entsprossen: die miszheirath eines edel- 
manns wirkt unter dem schutze der gesetze bis ins vierte 
glied, warum sollte die uneheliche vermischung im bürger- 
lichen stande nicht unter gleicher begünstigung auf das erste 
glied wirken? , . in beiden fällen findet nur eine ausschlieszung 
von gewissen wohlthaten statt, die der adel für vollbürtige 
und der bürger für ächte kinder ausgesetzt hat. in beiden 
fällen sind den misz- und wahnbürtigen tausend wege offen, 
die forderungen der menschheit zu hefriedigen. Möser phant- 
2, 164, 
MISZDANK, m. schlechter dank, milder als undank. Campe. 
MISZDENKEN, werb. falsch denken, im denken irren, mhd 
missedenken: misdenken, sinistre judicare, suspicari STIELEK 
295: an eines solchen statlichen fürstens worten und ausz- 
MISZDEUTBAR — MISZDÜNKEN 2282 
schriften etwas wanken und miszdenken können. SpEg güld. 
'ugendb. 190, 
MISZDEUTBAR , adj. zu miszdeuten: eine miszdeutbare 
;uszerung. 
MISZDEUTEN, verb. aliter judicare, quam quod res est, sıni- 
street perperam explicare, invertere verba et sensum. STIELER 
310: worte, absichten, andeutungen miszdeuten; dasz, was 
ich geschrieben, von andern nicht miszgedeutet werden 
möge. WECKHERLIN vorrede zu den geistl. ged.; ich will einige 
gedanken auf das papier werfen, die ich die feinde der 
Klopstockischen muse nicht miszzudeuten bitte. LESSING 
3, 309; gesinnungen und gründe... beide sind miszgedeutet 
and verkannt worden. 9,155; nicht jede absicht ist offenbar, 
ınd manches mannes absicht ist zu miszdeuten. GÖTHE 8, 260; 
öfters wurde aber doch ein ausdruck, wo nicht durch den ver- 
stand, wenigstens durch die empfindung, miszdeutet. 17,374; 
ler vorgang dürfte gegen abend einigen auflauf gegen den 
1afen und meinen pallast verursachen, welchen der herzog, 
‘hr oheim, misdeuten könnten. ScHILLER Fiesko 3,10; 
miszdeut auch du nicht mein erstaunen, sultan! 
LEsSSING 2,359; 
die erfüllung 
der schönsten pflicht, du wagst sie miszzudeuten? 
GÖTHE 10, 306; 
du müsztest denn die regung mir miszdeuten, 
dasz ich ihn schöner niemals fand als heut. 
H, v. Kızist Amphitryon 2,4: 
der wille meines vaters ist miszdeutet. 
Shukesp. Heinrich IV, 2,4,2; 
ine person miszdeuten, in bezug auf charakter und benehmen: 
ich selbst, ein prinz durch rechte der geburt, 
dem könig nah im blut und nah in liebe, 
bis ihr bewirkt, dasz er mich miszgedeutet. 
Hichard I]. 3,1. 
MISZDEUTER, m.: miszdeuter der besten absichten. 
MISZDEUTEREI, f.” wie dem französischen trauerspiel die 
geichendeuterei und miszdeuterei solcher augurn jeden freien 
adlerflug anhielt und an fäden band. J.PauL sphinze 155. 
MISZDEUTUNG, f.: wenn er.. beibringt, dasz die Deut- 
schen diesen namen mehrern edelsteinen heilegten, so hätte 
er, zu vermeidung der miszdeutung, wohl hinzusetzen mögen, 
was für mehrern? LessınG 8, 176; ich weisz wohl, dasz 
3s ausleger des Martials giebt, die dieses zu thun (eine stelle 
Jesselben auf bestimmte weise zu erklären) ausdrücklich an- 
weisen; dagegen ich keinen weisz, der vor dieser miszdeu- 
jung gewarnet hätte. 471; (das gesetz) dient ihnen (den königen) 
zum schilde gegen alle miszdeutungen, vorwürfe und an- 
maszungen desselben (des volkes). WIıLLAND 7, 217; diese ein- 
würfe sind also nichts als miszverständnisse, denn für misz- 
leutungen mag ich sie nicht halten. Kant 5,372. 
MISZDIENEN , verb. schlechten dienst leisten, mhd. misse- 
lienen: wie soll ich merken, das jm die gaben nit misz- 
lienen, sonder sey im zü seligkait wol dienen. KEISERSBERG 
“ben hauptsünden (1510) cc17‘; mit acc. übeles verdienen? misz- 
lienen, demereri. voc. inc. theut. n7°; was habe ich misse- 
lienet? Frisch 1, 196° (aus eıner bibelübers. des 15. jh., quid 
'ommerui richt. 12,3). 
MISZDIENLICH, adj. schlecht dienlich. ScHoTTEL 639°. 
MISZDIENST, m. demeritum. voc. inc. theut. n 7°. 
MISZDRUCK, m. fehlerhafter druck; A. Grypuus in der nach- 
chrift zw seinen werken Leipzig 1663: bisz du deren miszdruck 
ı1ehessert (mögest du leser die werke nicht lesen). 
MISZDUFT, m. übler duft: dieser mensch, der von dem 
niszduft tiefster gemeinheit umgeben war. SPIELHAGEN glalt 
and 1,88; 
ich trug einmal ein blümchen in der hand, 
vor dessen hauch ein jeder miszduft schwand,. 
P. Hayse verse aus Italien 179, 
MISZDÜNKEN, verb. diffidere, vereri, displicere. STIELER 296; 
nit acc. oder dat. der person: es misdünket ihn hierbei, 
'uspicatur, metuit, subolet, olfacit aliquid mali. ebenda; es mis- 
lünkte mir stracks, protinus dubitabam. 297; absolut: endlich 
nisdeucht das volk (faszte verdacht), zeigens dem unter- 
jchulzen an, der liesz das haus aufbrechen. HENNEBERGER 
jandl. 81; der infinitiv substantivisch: ein misdünken, timor, 
metus, contraria opinio STIELER 297; hatte doch an im selbst 
atwas miszdunkens (argwohn). Kırcanor wendunm. 118° : 
der müller dacht: was thiers ist das? 
zum esel trat er zuhin basz: 
miszdunken het er an der stimm, . 
sie wer nit eines löwen grimm. 
B. WarLnıs Esop 1.90.31.
	        
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