9363 MITPÄCHTER — MITPRIESTER
2) von personen (vergl. nehmen II, th. 7,533 fg.): er gienf
spazieren und nahm seine kinder mit; einen auf die reise,
auf eine wanderung mitnehmen; einen mit in die kirche
nemen, comitari aliquem in ecclesiam. STIELER 1365; nimm mich
mit, vater, vom sohne gesprochen, der jenen begleiten will; viele
tage müszt ihr mich mitnehmen und oft müssen wir bei
Fremden leuten einkehren. FrREYTAG ahnen 3, 369;
der (könig) war nun kürzlich, wie bekannt,
vom freien heimgekommen,
und hatte vom Kaldäer land
ein weibchen mitgenommen.
SCHILLER hist.-krit. ausqg. 3,170;
alsobald knallet in G** des reiches würdiger schwager,
zwar er nimmt euch nicht mit, aber er fährt doch vorbei.
11, 106.
3) mitnehmen, zugleich oder beiläufig mit anderem nehmen ;
von dingen, genieszend, besuchend, oder selbst gegen eigene wahl
und absicht: ich will das noch mitnemen, adjungam hoc caeteris.
STIELER 1365; diese hatten sich auf des wirths einrathen in
einen berühmten lustgarten verfügt, und wolten die herrligkeif
desselben ortes auch mitnehmen. Cur. WEISE erzn. 47 Braune,
ich musz auf alle weise bedauern, dasz den vortrefflichen
mann einige unerwartete zufälle abgehalten haben, Göttingen
auf seiner tour mitzunehmen. LICHTENBERG 8,107; wenn es
mir darum zu thun ist (in den räubern) ganze menschen
hinzustellen, so musz ich auch ihre vollkommenheiten mit-
nehmen. ScHILLER hist.-krit. ausg. 2, 11; dieser nebenverdienst
ist auch mitzunehmen, sagt ein arbeiter ;
sucht erst die freude, wo sie wohnt,
dann sprecht, obs nicht die müh belohnt,
die hand voll jahre mitzunehmen? GöKIincxg 1,126;
von mersonen: wir setzen also in aller stille den musikus
fest — die noth um so dringender zu machen, konnte man
auch die mutter mitnehmen. ScHILLER kabale und liebe 3,1.
4) mitnehmen, gewaltsam (an nehmen VI und VII, fh. 7, 541
angeschlossen) , beschädigen, übel behandeln, wie erobertes, an
sich gerissenes; die ältere sprache braucht auch in dieser bedeu-
tung mit sich nehmen: wie Samson wolt ich sie mit mir
nehmen. LurTHER lischr. 35°; später ist die kurze fassung gewöhn-
lich: mitnehmen, für verwüsten, arm machen, exhaurire incolas.
FrıscH 2, 13°; mitnehmen, als die krankheit einen menschen,
debilem reddere. ebenda; von ländern: vorzüglich wurde die
provinz Lahor ... von freund und feind zugleich übel mit-
genommen. WıELAND 8,339; das elend dieses so hart mit-
genommenen landes. ScHILLER hist.-krit. ausg. 8, 412; Itri war
von den Franzosen häszlich mitgenommen worden. SEUME
spazierg. 1, 123; von personen, in bezug auf schädigung oder
schwächung: ich bin hierinnen (im pferdekauf) oft heszlich
mitgenommen oder betrogen worden. CoLEr, hausb. 245; ich
zahle gern eine suppe und ein stück fleisch und einige
groschen, aber ich lasse mich nur einmal so grob mitnehmen.
SEUME spazierg. 2, 118; ich wollte blosz die kälte ein wenig
abschlagen lassen, die mich von Dresden aus so schreck-
.ich mitgenommen hatte. LESSING 12, 439;
und wird mein siecher leib von krankheit mitgenommen,
so bleibt der witz gesund. GÜNTHER bei STEINBACH 2, 135;
in bezug auf beurtheilung: die generalin wurde ein wenig mit-
genommen. Siegfr. v. Lindenberg 2,240; wen man gestriegelt,
wen man durch- und mitgenommen, wem man eine unan-
genehme stunde gemacht hat. LICHTENBERG 5, 93.
MITPÄCHTER, m. der vereint mit anderen etwas gepachtet hat,
MITPFLICHTER, m. der mit einem andern in gleicher pflicht
st; ersuchen und erinnern wir denselben Martinum, seine
anhengige, mitpflichter , günstige und aufhalter. bei LUTHER
L, 260°.
MITPFLICHTIG, adj.: das hofgewehr ist diejenige‘ ge-
neiligte rüstung, womit jeder unterthan zum gemeinen dienst
allezeit in dienst- und marschfertigem stande sein musz, und
wovon kein stück fehlen darf ... es fordert also die wohl-
“ahrt aller mitpflichtigen, oder der staat, ein vollkommenes
‚.hofgewehr. Möser patr. phantı 3, 259.
MITPOÖBEL, m.: seine eigenen sticheleien auf poeten, wo-
lurch Hölty und ich dem gelächter seines mitpöbels aus-
gesetzt werden. J.H. Voss an Boie vom 22, auq. 1774 (bei
Herbst, Voss s. 77).
MITPRIESTER, m.: und wir, sonderlich so das sacrament
nemen wollen, knien neben, hinder, und umb jn (den priester)
her, man, weib, jung, alt, herr, knecht, fraw, magd, eltern,
kinder, wie uns gott allda zusammen bringet, alle sampi
MITREEDER — MITSAM 2364
echte heilige mitpriester, durch Christus blut geheiliget. LUTHER
„102.
MITREEDER, m. miteigenthümer eines seeschiffes, JACOBSSON
14
MITREGENT, m. consors imperii. Kirsch cornuc. ?
bestärke mich als mitregenten deines
gränzunbewuszten reichs. GÖöTHE 41,217,
MITREGIEREN, werb. consortem , socium, collegam imperii
Sse. STIELER 1574.
MITREGIERUNG, f. SAvIGNY system 4, 190.
MITREGIMENT, n.: dasz viel böses, viel ungerechtigkeit
ınd unlust durch unserer gnädigen frauen mitregiment an-
zerichtet werde. SCcHUPPIUS 125.
MITREISE, f. theilnahme an einer reise: mitreisz und ge-
jellschaft im krieg, commilitium. MAALER 292°; meine mitreise
ıach Berlin.
MITREISER , m. der an einer reise theil nimmt: mitreiser,
nitgfert, der mir hat gesellschaft gehalten wo ich gewäsen
bin, und in allen gfaaren, omnium itinerum, navigationum,
aborum, gpericulorum meorum socius, commiles, commilito. MAALER
192:
herr wirt, merkt, unser herr der keiser
und der neu apt und sein mitraiser
die danken euch eur miltigkeit. fastn. sp. 210,25.
MITRICHTEN, verb. una judicare, causam in pleno consilio
:ognoscere et discernere, consultare et deliberare. STIELER 1562.
MITRICHTER, m. assessor judicii. STIELER a. a. 0.: ich (der
schultheisz) sampt meinen mittrichtern. KırcrRuor mil. disc. 237;
mag desto besser ... durch die andern geschwohrnen mitt-
richter berahtschlagt .. werden, 248,
MITRITTER , m. commilito. DıEer. 135°: diese zween edle
ritter, Florens und sein mitritter, mit jhren scharpfen
schwerdten schlugen . . ritterlich umb sich. buch der liebe 24’;
wir haben ein groszes ungewitter
erlitten, jr lieben mitritter, H, SAcys 3,2, 40°.
MITSÄCHER, m. der mit einem andern gleiche sache, gleichen
rechtshandel hat: da was... etwas red ufferstanden, als ob
die von Schwitz witer, dann ir landmarch gan sölte, dem
zotzhusz Einsideln in sin eigenthumb ingriff tätind, ... das
widersprachend allweg die von Schwitz und ouch die grafen
von Lenzburg als schirmvögt dero von Schwitz und ouch
nitsächer. TScHuDY 1, 49°.
MITSAM, adj. zum mit- oder vereintsein sich schickend, um-
jänglich, gesellig, freundlich, sanft, mhd. mitesam: affabilis
'reuntholter o. mitsamer DıEr. 15°; mitis, mitsam 364°; ain
nitsams tier, animal mansuetum SchM. 1,1690 Fromm. ; placatus,
nitsamer. 1691; conversari, mitsam sein. ebenda; die ander
zab heiligs geists ist wider den neid, die güetikait, dadurch
aäiner mitsam wirt gegen seinem nagsten. wer sich inwendig
nit läszt betrüeben und auszwendig kein pittere ungeduld
arzaigt, derselb ist mitsam. feutsche theol. (1528) 44, 3; die mit-
samen haben albeg ein ruesam herz. ebenda; sälig sein mit-
jam leut, sie werden besitzen die erde. ebenda (Matth. 5, 5,
Zuther die senftmütigen); wie schier kein thier so unver-
nöglich oder wild ist, das nicht durch fleisz und sorg des,
ler es abrichtet, kürre und mitsam werde. Bart weiberspiegel
1565) 13°; dann welche (stiefmulter) mag doch so gar un-
eutselig und unsenfimütig sein, der dis wort, mutter, nicht
ıu herzen gehe und sie mitsam mache, gegen dem, der sie
damit anredet. s6°; das ist zwar der natur gemäsz, das die
janguinei frölich sein, die melartcolischen traurig, die phleg-
matici faul und treg, die cholerici hitzig für der stirn und
zornig. aber die affect sind alles mitsam. Horscnt oeheim-
nisse der natur (1572) 1, M2';
forthin wil ich leutselig sein,
in wort und werken lindt und sidtsam,
gutwillig, holdtselig und mitsam,
gruszpar und freündtlig jederman.
H. Sacss fastin. sp. 3, 13,372;
frümkeit ist ghorsam und demütig,
diensthaft, holdtselig, trew und gütig,
friedtlich, freündtlich, milt und mitsam. 53,389:
stelt sie sich doch von angesicht
so einfeltig, mitsam und gütig,
bein leuten wie ein schaf demütig,
als ob sie hab in jr kein gallen. 4,126,47;
er ist gütig,
von herzen mitsam und weichmütig. gedichte 5, 265°
ıls mietsam:
der war fein mietsam und demütig. 3,1,103;