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yarfen. 71; wenn zehen millionen menschen urtheilen, dasz
‚wei oder drei aus ihrem mittel narren sind, so sind sie es.
WIELAND 1,166; einen menschen aus ihrem mittel zu ver-
bannen. 2,133; der wackerste und beste aus ihrem mittel.
7, 183; eben deswegen hielt man, sowohl zur ehre der stadt
and republik Abdera,. als mancherlei anderer vortheile wegen,
für nöthig, eine komödien- und tragödienfabrik in ihrem
eigenen mittel anzulegen. 19, 263; eine (sekte), die sogar von
len juden selbst aus ihrem mittel ausgestoszen worden.
27, 291; märtyrer, wie sie einen jeden aus ihrem mittel
nannten, der deszwegen, weil er sich zum christenthum be-
zannte, etwas leiden muszte. 28,42; dann verkleideten wir
anige aus unserm mittel. GÖTHE 18, 40;
ein biedermann, ein biedermann, disz war ein alter tittel:
5 derer, die bald schwarz, bald weisz, hats noch in unserm
mittel. LocAu 3,204, 78;
elten in freierer stellung für gesellschaft, kreis:
also ward Jupiter dein vater aufgenommen,
zum himmel, da er herrscht; so ist Alcides kommen
in eures mittels schaar, Opırz 1,103;
militärisch mittel, die hauptmenge eines heeres, im gegensatz zu
‚ortrab und nachtrab: wo der vortrab des morgens aufbrach,
„jickte abends das mittel ein, welches am folgenden tage
jem nachtrabe wieder platz machte. ScHILLER hist.-krif. ausg.
7, 309.
4) mittel in solcher bedeutung (3) manchmal auch im plur.,
ähnlich wie Kreis‘ in demselben sinne im plur. gebraucht wird
(fh. 5, 2148): die canonici machten entweder jemand aus ihren
mitteln, oder auch einen fremden zum bischoff über sich.
Haun hist, 1 (1721), 178; dem andern war €s ärgerlich, ge-
krönten häuptern viel voraus zu lassen; er glaubte bei sich
zu fühlen, dasz gewaltsame leidenschaften und erhabne ge-
lanken nicht mehr für sie, als für einen aus seinen mitteln
wären. LEssınG 4,110; wählt ein dutzend, oder wie viel ihr
wollt, aus euern mitteln, die das grosze werk mit gesammtien
kräften unternehmen. GöTHE 14, 114.
5) mittel, kreis von zunfigenossen, handwerkszunft ; vornehm-
ich schlesisch: mittel, zunft, societas, collegium. STEINBACH 2,67;
Pica nahm ihr einen gärber, selten gärbt er oder nie,
ırieb vielmehr als wie ein bütner stäb und prügel über sie.
äe besprach das mittel drum, dasz er handwerksrecht nicht
hielte, LocAU 2,125, 30;
nit bezug darauf und zugleich mit obscöner anspielung
Simpel kan bei keinen zechen irgend in ihr mittel kummen;
seine fraw hat in ihr mittel, eh sie ihn nam, wen PER nen:
bergmännisch: mittel, bei den bergwerkern, ihre ganze zunft
und handwerk. FrıscH 1,666°; in Aschersleben ward der stadtrat
:n drei mittel, d.i. classen oder ordnungen, getheilt. ADELUNG. —
mittel auch die lade mıt dem verzeichnis der zunftmitglieder und
der zunftverfassung? hauptmittel, hauptlade, corpus opificum,
<leine mittel, eziguum opificum corpus in aliquo loco. Frısca
N
6) mittel, bei zeitlichen begriffen (vergl. mitte 5):
dö di nacht daz mittil lif
und al di burcdit herte slif. JEROSCHIN 8598;
aim mich nit hinn in dem mittel meiner tage... die aber
noch cleben an diszem leben und dasselb liebhaben, seind
noch in dem mittel irer tag. LUTHER krit. gesamtausg. 1,205, 1;
dasz jener (Alexander der grosze) gleich im mittel seines laufs
als sighaft gestorben, der ander aber (Pompejus) an seinem
ande überwunden worden. BurscHkY kanzl. 884; dasz man
von dem anfang der Pariser hohen schule vor das mittel
ınd ende des XII. jahrh. nichts zuverlässiges wisse. HAHN
histor. 1 (1721), 18; bei begriffen der dauer, und erstreckung, und
hier gern mit anfang und ende formelhaft gebunden , zur be-
:eichnung eines völligen verlaufs:
/gott) mache dirre wirtschaft
mit siner gotelichen kraft
genediclichen üzganc;
ir mittel und ir anevanc
sint beide süeze mir gewesen,
K. v. WürzsurG Part, 1068 Bartsch;
der zeit anfang, ende und mittel. weish. Sal. 7,18; der fragt jn,
wie jm gelungen were; er sagt jm anfang, mittel und ende.
WiıckraM rollw. 66,17; dasz er euwer fürnemmen, anfang,
mittel und end, nach dem aller besten und glückseligsten
schicken wölle. b. d. liebe 242°; das heutige gold machen ist
ine kunst” ohne kunst, deren anfang bestehet in vielen
schwatzen und versprechen, das mittel in lügen und auf-
schneidereien, das ende im hetteln. ScHuppius 116: wenn ich
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nnen versichre, dasz sich dreiszig andere (stücke) nicht viel
zrträglicher anfangen, dasz in allen mittel und ende dem
ınfang vollkommen gemäsz sind. LESsING 6,231; ich besann
nich indesz noch zu rechter zeit, dasz die theologie eine
„öttliche wissenschaft sei, und dasz sie, als solche vermuth-
lich, wie der liebe gott selber, weder anfang, mittel, noch
ande haben würde. J. D. FALK Johannes v. d. Ostsee 1 (1805), 148 ;
arst mittel und ende klären die finsternisse des anfangs auf,
GÖTHE 36, 43;
[on] anfang, mittl und on end
bis du herr, dein gnad mir send.
d. städtechron, 5,66, 21;
hilf selbst das beste raten,
den anfang, mittl und ende,
ach herr, zum besten wende, P. GERARD 60,35;
so schnell als uns der mund, so langsam sind die hände;
der anfang brennt und glüet, das mittel mit dem ende
verkehrt die kält in eisz. A. GRYPHLus (1698) 1,63;
es gehört zu jeglichem sacrament .
geistlicher anfang, leiblich mittel, fleischlich end.
GÖöTHE 13,74. .
7) mittel in absftracter bedeutung (wie mitte 6), das gleich-
näszige innestehen zwischen zwei entgegengesetzten begriffen: sein
här hät ain mittel zwischen vil und wenig, zwischen sleht
ınd kraus, zwischen weiz und swarz und ist lind. MEGEN-
JERG 51,5; des paums rind ist niht gar rauch noch zemäl
zleht: si hät ain mittel under den zwain. 324, 25; denn er
spricht, dasz alle werk auszer gnaden böse sind: so müssen
lie in der gnaden gut sein, so bleibt kein mittel. LUTHER br.
1, 315; denn der ruhm und das geschrei sind geschwister der
jesen, die von keinem mittel wissen, sondern eitel wunder-
werke oder miszgeburten gebähren, nehmlich des lobes oder
Jer verachtung. LoOHENSTEIN Armin. 1,185; er kannte kein
mittel zwischen dem nothwendigen und unnüzen. LESSING
» 409; ist denn kein mittel? musz denn der mensch eines
‚on beiden, hassen, oder lieben? gleichgültig wollen wir ein-
ınder bleiben. 1,388; das mittel zwischen herrschen und
Jienen, selbständigkeit, ist bedürfnis meiner natur. PEsTA-
„OZZE 7,38; die gleichmäszige enthaltung von einer hinneigung
um einen oder andern: Katharina .. erwählte den staatsklugen
ausweg, sich keiner von den beiden parteien zum werkzeug
zegen die andere herzugeben und durch ein wohlgewähltes
nittel zwischen beiden den meister über sie zu spielen.
ScHILLER hist.-krit. ausg. 9,251; das miltelmasz in bürgerlichen
nrichtungen -
nicht cron noch kittel (weder hoheit noch niedrigkeit will ich),
ich wil ins mittel. SELADON (GREFFLINGER) welll. lieder 1651,
auhana 2-
in der natur:
ein selig mittel schränkt die andern zonen ein (die gemäszigten,
gegenüber der heiszen und kalten).
WIELAND 1. suppl.-bd, s. 185;
m empfinden, denken, handeln, leben; das mittel, mittel-
näszigkeit, mediocritas, modus MAALER 292°; und hier gern in
jen formeln das mittel halten, treffen, mittel und maasz
alten, fenere vel retinere modum, das mittel halten, medium
snere, das mittel träffen, masz halten, sequi temperamentum.
benda; in der selbin zweiunge vant her doch wislich einen
nittelwec, daz werltlich louft zu deme rechte da hindene
ıicht enbleib. ouch versumete her nicht waz sich zu hime-
ischen dingen mochte gezie, des her in zukunftiger zit dorfte
rschrecke. alsus hilt her daz mittel zu gemeinem nutze
ittern borgern und geburn. Köpız 17,5; gewisse poetische
zöpfe haben sich ein goldnes alter, ein idealisches Arkadien,
in reizendes hirtenleben geträumt, welches zwischen der
‚ohen natur und der lebensart eines gesitteten und sinn-
'eichen volkes das mittel halten soll. WıELAND 1,149; man
zann das mittel treffen. pers. rosenth. 3, 10; im gegensatz von
zu wenig und zu viel wu. ähnl.: ein frau hat es von art, das
sie nit mag das mittel halten, entweders zu vil liebes, wenn
sie gerümet wirt oder aber zu vil neides und ungunstes, wenn
ir ir gebresten werden gezeigt. KEISERSBERG Seelenpar. 72°; in
jenem mittel zwischen zu viel und zu wenig. WIELAND 8, 202;
geprechlich ist wenig und vil,
Im mittel stet der tugent zil. ScHWARRZENBERG 144’;
des rechten wegs fehlt ihr all beid,
weil Stapolenses saget frei,
lie miltigkeit im mittel sei.
Au bist zu milt und der zu karg.
H. Sacus fastn. sp. 1,96, 464;
ılcht gar zu milt, auch nicht zu karg!
wann zu viel ist uberal arg;
sonder das man im mittel leb. 2,48,319,
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