Full text: L. M. (6. Band)

2383 MITTEL 
yarfen. 71; wenn zehen millionen menschen urtheilen, dasz 
‚wei oder drei aus ihrem mittel narren sind, so sind sie es. 
WIELAND 1,166; einen menschen aus ihrem mittel zu ver- 
bannen. 2,133; der wackerste und beste aus ihrem mittel. 
7, 183; eben deswegen hielt man, sowohl zur ehre der stadt 
and republik Abdera,. als mancherlei anderer vortheile wegen, 
für nöthig, eine komödien- und tragödienfabrik in ihrem 
eigenen mittel anzulegen. 19, 263; eine (sekte), die sogar von 
len juden selbst aus ihrem mittel ausgestoszen worden. 
27, 291; märtyrer, wie sie einen jeden aus ihrem mittel 
nannten, der deszwegen, weil er sich zum christenthum be- 
zannte, etwas leiden muszte. 28,42; dann verkleideten wir 
anige aus unserm mittel. GÖTHE 18, 40; 
ein biedermann, ein biedermann, disz war ein alter tittel: 
5 derer, die bald schwarz, bald weisz, hats noch in unserm 
mittel. LocAu 3,204, 78; 
elten in freierer stellung für gesellschaft, kreis: 
also ward Jupiter dein vater aufgenommen, 
zum himmel, da er herrscht; so ist Alcides kommen 
in eures mittels schaar, Opırz 1,103; 
militärisch mittel, die hauptmenge eines heeres, im gegensatz zu 
‚ortrab und nachtrab: wo der vortrab des morgens aufbrach, 
„jickte abends das mittel ein, welches am folgenden tage 
jem nachtrabe wieder platz machte. ScHILLER hist.-krif. ausg. 
7, 309. 
4) mittel in solcher bedeutung (3) manchmal auch im plur., 
ähnlich wie Kreis‘ in demselben sinne im plur. gebraucht wird 
(fh. 5, 2148): die canonici machten entweder jemand aus ihren 
mitteln, oder auch einen fremden zum bischoff über sich. 
Haun hist, 1 (1721), 178; dem andern war €s ärgerlich, ge- 
krönten häuptern viel voraus zu lassen; er glaubte bei sich 
zu fühlen, dasz gewaltsame leidenschaften und erhabne ge- 
lanken nicht mehr für sie, als für einen aus seinen mitteln 
wären. LEssınG 4,110; wählt ein dutzend, oder wie viel ihr 
wollt, aus euern mitteln, die das grosze werk mit gesammtien 
kräften unternehmen. GöTHE 14, 114. 
5) mittel, kreis von zunfigenossen, handwerkszunft ; vornehm- 
ich schlesisch: mittel, zunft, societas, collegium. STEINBACH 2,67; 
Pica nahm ihr einen gärber, selten gärbt er oder nie, 
ırieb vielmehr als wie ein bütner stäb und prügel über sie. 
äe besprach das mittel drum, dasz er handwerksrecht nicht 
hielte, LocAU 2,125, 30; 
nit bezug darauf und zugleich mit obscöner anspielung 
Simpel kan bei keinen zechen irgend in ihr mittel kummen; 
seine fraw hat in ihr mittel, eh sie ihn nam, wen PER nen: 
bergmännisch: mittel, bei den bergwerkern, ihre ganze zunft 
und handwerk. FrıscH 1,666°; in Aschersleben ward der stadtrat 
:n drei mittel, d.i. classen oder ordnungen, getheilt. ADELUNG. — 
mittel auch die lade mıt dem verzeichnis der zunftmitglieder und 
der zunftverfassung? hauptmittel, hauptlade, corpus opificum, 
<leine mittel, eziguum opificum corpus in aliquo loco. Frısca 
N 
6) mittel, bei zeitlichen begriffen (vergl. mitte 5): 
dö di nacht daz mittil lif 
und al di burcdit herte slif. JEROSCHIN 8598; 
aim mich nit hinn in dem mittel meiner tage... die aber 
noch cleben an diszem leben und dasselb liebhaben, seind 
noch in dem mittel irer tag. LUTHER krit. gesamtausg. 1,205, 1; 
dasz jener (Alexander der grosze) gleich im mittel seines laufs 
als sighaft gestorben, der ander aber (Pompejus) an seinem 
ande überwunden worden. BurscHkY kanzl. 884; dasz man 
von dem anfang der Pariser hohen schule vor das mittel 
ınd ende des XII. jahrh. nichts zuverlässiges wisse. HAHN 
histor. 1 (1721), 18; bei begriffen der dauer, und erstreckung, und 
hier gern mit anfang und ende formelhaft gebunden , zur be- 
:eichnung eines völligen verlaufs: 
/gott) mache dirre wirtschaft 
mit siner gotelichen kraft 
genediclichen üzganc; 
ir mittel und ir anevanc 
sint beide süeze mir gewesen, 
K. v. WürzsurG Part, 1068 Bartsch; 
der zeit anfang, ende und mittel. weish. Sal. 7,18; der fragt jn, 
wie jm gelungen were; er sagt jm anfang, mittel und ende. 
WiıckraM rollw. 66,17; dasz er euwer fürnemmen, anfang, 
mittel und end, nach dem aller besten und glückseligsten 
schicken wölle. b. d. liebe 242°; das heutige gold machen ist 
ine kunst” ohne kunst, deren anfang bestehet in vielen 
schwatzen und versprechen, das mittel in lügen und auf- 
schneidereien, das ende im hetteln. ScHuppius 116: wenn ich 
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nnen versichre, dasz sich dreiszig andere (stücke) nicht viel 
zrträglicher anfangen, dasz in allen mittel und ende dem 
ınfang vollkommen gemäsz sind. LESsING 6,231; ich besann 
nich indesz noch zu rechter zeit, dasz die theologie eine 
„öttliche wissenschaft sei, und dasz sie, als solche vermuth- 
lich, wie der liebe gott selber, weder anfang, mittel, noch 
ande haben würde. J. D. FALK Johannes v. d. Ostsee 1 (1805), 148 ; 
arst mittel und ende klären die finsternisse des anfangs auf, 
GÖTHE 36, 43; 
[on] anfang, mittl und on end 
bis du herr, dein gnad mir send. 
d. städtechron, 5,66, 21; 
hilf selbst das beste raten, 
den anfang, mittl und ende, 
ach herr, zum besten wende, P. GERARD 60,35; 
so schnell als uns der mund, so langsam sind die hände; 
der anfang brennt und glüet, das mittel mit dem ende 
verkehrt die kält in eisz. A. GRYPHLus (1698) 1,63; 
es gehört zu jeglichem sacrament . 
geistlicher anfang, leiblich mittel, fleischlich end. 
GÖöTHE 13,74. . 
7) mittel in absftracter bedeutung (wie mitte 6), das gleich- 
näszige innestehen zwischen zwei entgegengesetzten begriffen: sein 
här hät ain mittel zwischen vil und wenig, zwischen sleht 
ınd kraus, zwischen weiz und swarz und ist lind. MEGEN- 
JERG 51,5; des paums rind ist niht gar rauch noch zemäl 
zleht: si hät ain mittel under den zwain. 324, 25; denn er 
spricht, dasz alle werk auszer gnaden böse sind: so müssen 
lie in der gnaden gut sein, so bleibt kein mittel. LUTHER br. 
1, 315; denn der ruhm und das geschrei sind geschwister der 
jesen, die von keinem mittel wissen, sondern eitel wunder- 
werke oder miszgeburten gebähren, nehmlich des lobes oder 
Jer verachtung. LoOHENSTEIN Armin. 1,185; er kannte kein 
mittel zwischen dem nothwendigen und unnüzen. LESSING 
» 409; ist denn kein mittel? musz denn der mensch eines 
‚on beiden, hassen, oder lieben? gleichgültig wollen wir ein- 
ınder bleiben. 1,388; das mittel zwischen herrschen und 
Jienen, selbständigkeit, ist bedürfnis meiner natur. PEsTA- 
„OZZE 7,38; die gleichmäszige enthaltung von einer hinneigung 
um einen oder andern: Katharina .. erwählte den staatsklugen 
ausweg, sich keiner von den beiden parteien zum werkzeug 
zegen die andere herzugeben und durch ein wohlgewähltes 
nittel zwischen beiden den meister über sie zu spielen. 
ScHILLER hist.-krit. ausg. 9,251; das miltelmasz in bürgerlichen 
nrichtungen - 
nicht cron noch kittel (weder hoheit noch niedrigkeit will ich), 
ich wil ins mittel. SELADON (GREFFLINGER) welll. lieder 1651, 
auhana 2- 
in der natur: 
ein selig mittel schränkt die andern zonen ein (die gemäszigten, 
gegenüber der heiszen und kalten). 
WIELAND 1. suppl.-bd, s. 185; 
m empfinden, denken, handeln, leben; das mittel, mittel- 
näszigkeit, mediocritas, modus MAALER 292°; und hier gern in 
jen formeln das mittel halten, treffen, mittel und maasz 
alten, fenere vel retinere modum, das mittel halten, medium 
snere, das mittel träffen, masz halten, sequi temperamentum. 
benda; in der selbin zweiunge vant her doch wislich einen 
nittelwec, daz werltlich louft zu deme rechte da hindene 
ıicht enbleib. ouch versumete her nicht waz sich zu hime- 
ischen dingen mochte gezie, des her in zukunftiger zit dorfte 
rschrecke. alsus hilt her daz mittel zu gemeinem nutze 
ittern borgern und geburn. Köpız 17,5; gewisse poetische 
zöpfe haben sich ein goldnes alter, ein idealisches Arkadien, 
in reizendes hirtenleben geträumt, welches zwischen der 
‚ohen natur und der lebensart eines gesitteten und sinn- 
'eichen volkes das mittel halten soll. WıELAND 1,149; man 
zann das mittel treffen. pers. rosenth. 3, 10; im gegensatz von 
zu wenig und zu viel wu. ähnl.: ein frau hat es von art, das 
sie nit mag das mittel halten, entweders zu vil liebes, wenn 
sie gerümet wirt oder aber zu vil neides und ungunstes, wenn 
ir ir gebresten werden gezeigt. KEISERSBERG Seelenpar. 72°; in 
jenem mittel zwischen zu viel und zu wenig. WIELAND 8, 202; 
geprechlich ist wenig und vil, 
Im mittel stet der tugent zil. ScHWARRZENBERG 144’; 
des rechten wegs fehlt ihr all beid, 
weil Stapolenses saget frei, 
lie miltigkeit im mittel sei. 
Au bist zu milt und der zu karg. 
H. Sacus fastn. sp. 1,96, 464; 
ılcht gar zu milt, auch nicht zu karg! 
wann zu viel ist uberal arg; 
sonder das man im mittel leb. 2,48,319, 
MITTEL
	        
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