2567 MORGENEN — MÖRGENGABE
dürft ich nur in goldnen höhen
mich im morgenduft ergehen! Körner werke 2,26;
ır (der engel) schwindet in die morgendüfte,
UHLAND ged, 211;
luft der pflanzen am morgen?
lu warest einst ein morgenduft
ım Schiras gartenbeete,
Ja war ich eine morgenluft,
die spielend dich verwehte, RÜCKERT ges, ged. 1,376.
MORGENEN, verb. auf den folgenden tag hinaussetzen?
srastinare, morgenen, morgnen, margenen DiEr. 155%. vergl.
unten mornen, in etwas anderer bedeutung.
MORGENERDE, f. erde zur morgenzeit: er sah auf der
nNorgenerde eine sonnenfinsternis, J. Pau. Qu. Fizl. 62.
MORGENESSEN, n. jentatio. STIELER 894 ; prandium, morgen-
2ssen, niederd. morghen etent Dıer. 450°; das morgenässen,
norgenbrot, ientaculum MAALER 293°; nimm alle morgen
ıüchtern vor dem morgenessen jedesmal ein loht davon
‘von der arznei). TABERNAEMONT. 562; befahl jhm sein vatter
Clemens das morgenessen zu geben. buch der liebe 9°.
MORGENFARBE, f. farbe wie. sie am morgen sichtbar ist:
lie singende welt der luft (die vögel) hing jauchzend in den
norgenfarben und im himmelblau. J. PauıL Hesp. 1, 165,
MORGENFEIER, f. feier an einem morgen:
was zur nächsten morgenfeier
er mir verheiszt. TaUMMEL 3,306,
MORGENFENSTER, n. fenster das gegen morgen liegt? wenn
man sich umkehrte nach osten ,. wie goldne vögel hüpften
die irrlichter durch die feuchten zweige und an die morgen-
'enster. J. Pau. Tit. 2, 186.
MORGENFLAMME, f. flamme am morgen (hier beim auf-
rang der sonne): die stadt stand in himmlischen morgen-
lammen,. J. PaurL Qu. Fizl. 138.
MORGENFLOR, m. nebelflor zur morgenzeit :
wie arbeitet sich hervor
sonne aus dem morgenflor. HERDER z. litt, 4,105.
MORGENFLUG, m. flug am morgen: der morgenflug (eines
1achtigallenmännchens). GÖKINGK 3, 220,
MORGENFLÜGEL, m. flügel des (belebt gedachten) morgens:
wenn die sonne sich auf morgenflügeln
Darnawends unzähligen gipfelhügeln
bogenhaft hervorhob, GÖTHE 5, 243,
MORGENFLUR, f. flur zur morgenzeit:
dann bewundert er dich, gott, in der morgenflur,
in der steigenden ypracht deiner verkünderin (der sonne).
Hönty 113 Halm.
MORGENFLUT, f. flut am morgen: er trat mit trinkender
wrust in den lärm der natur hinaus, wo die sonne die erde
jon neuem erschuf und wo beide sich zu einem brausenden
wollust-weltmeer in einander ergossen. aus dieser morgen-
Jut des lebens und freuens kehrte er in sein schwarzes
;tübchen zurück. J. PauL uns. loge 3, 147.
MORGENFRISCH, adj. frisch wie zur morgenzeit:
maienröslein
mit den morgenfrischen blicken. v. SALLET ged. 25.
MORGENFRIST, f. frist auf einen morgen:
der morgen kommt, ist mittag, ist nacht,
und stets noch immer in sorge verwacht,
gehofft nun wieder auf morgenfrist,
bis er am morgen gestorben ist. HERDER z, litt, 3,130,
MORGENFROST, m. frost zur morgenzeit: das weihnacht-
'rommeten und hahnengeschrei vom thurm risz beide kinder
aus den betten. mit den kleidern in den händen ... ohne
zefühl des morgenfrostes ... stürzen sie von der treppe in
die dunkle stube. J. PaurL Qu. Fixzl. 102; dasz diese (weiber
der bande) der gefangenen gegen den morgenfrost ein tuch
1m die glieder schlugen. FREYTAG ahnen 4, 225;
der morgenfrost ist scharf. A. GRYPHIUS (1698) 1,634.
MORGENFRÜHE, f. die frühzeit des morgens: morgenfrue,
atalexzis, voc. inc. theut. 02‘; in aller morgenfrühe aufstehen,
vergl. das adj. morgensfrüh.
MORGENGABE, f. 1) gabe, geschenk das der mann der
‘rau am morgen nach der hochzeit gab, ahd. morganegiha,
morgangeba, mhd. ımorgengäbe, das aber auch im voraus vor
der hochzeit fest bedungen und als leibgedinge gesichert ward,
vergl. rechtsalt. 441 fg.* ist daz ein man sinem 6&wib, ist si
zn tochter (mädchen, keine wilwe), ein morgengab git, das
nag der man wol tün der ersten nacht, so er von ir uf
stat. weisth. 1, 14 (Zürich, von 1439); hette ein man seinem
weihe eine morgingab gemacht. ir nach seime todae ezu hahin.
MORGENGANG — MORGENGEDANKE 2568
Yagdeb. blume 1,14; morgingabe an varender habe muz ein
veip wol behalten one geczug (zeugnis). ist is ir aber an
ıgin gebin,..sy mus iz mit geczuge behaldin. 2, 2, 169; nach
lem tod ires mannes, da behielt sie nüt denn ir morgengab.
ÄEISERSBERG brösaml. 1,8; wenn jemand eine jungfraw beredt,
lie noch nicht vertrawet ist, und beschleft sie, der sol jr
;eben jre morgengab, und sie zum weibe haben. 2 Mos. 22,16;
;cheme dich, das erbteil und morgengab zu entwenden, und
‘ines andern weib zu begeren. Sir. 41,26; ist die mitgift
'er hausfrau zu grosz und die morgengabe des gatten zu
zering, wie kann der wirth die herrschaft im hause bewahren.
“REYTAG ahnen 3,398;
er sol ir geben ein gute morgengabe. fastn, sp. 516,24;
kurz, entweder eine nonne,
wo nicht, Pervonten zum gemahl.
nun freilich, eine morgengabe
wie er zu geben hat, erleichtert sehr die wahl.
WIELAND 18, 165;
zur morgengabe schenk ich meiner braut
die fürstenthümer Pleskow und Groszneugart,
SCHILLER hist,-krit, ausy. 152, 461 (Demetrius);
n die bedeutung eines brautgeschenks übergegangen:
der will des königs haupt, es seiner braut
statt morgengabe heimzubringen, TızcK Octavian, 260.
lie morgengabe gebührt der neuvermählten jungfrau als ent-
”chädigung für ihre frühere würde; für eine wiederverheiratete
vitwe wird eine abendgabe aufgeführt, vergl. th. 1, 24. morgen-
abe gibt auch die witwe dem angetrauten junggesellen in Tirol.
irol. landr. von 1603 bei Scam. 1, 1648 Fromm.
2) morgengabe als aussteuer oder mitgift der braut: dos,
norgengabe DıgEr. 190°; der ist ein narr der ein weib nimbt
jur wegen der morgengab. LEHMANN floril. 1, 162; mit... einer
norgengabe von siebentausend doppelducaten, welche herrn
Sempronio (dem bräutigam, von seiten der braul) baar ausge-
‚ahlet werden sollen. A. GrypPHius (1698) 1,834; gute Thienette!
uf dem wagen deiner psyche liegt der wahre brautschatz,
ıämlich dein edles, sanftes, bescheidenes herz, die morgen-
tabe der natur! J. Paus Qu. Fizl. 169;
doch weil ich dich beleidigt habe,
mein schönes kind,
so nimm von mir zur morgengabe
dreitausend pfund (ein riüller zu einer armen jungfrau).
STOLBERG 1,296.
3) aussteuer überhaupt, ohne rücksicht auf eine bevorstehende
ermählung: so ward sein land getheilet in vier theil und
vard den kindern gegeben zu der heimsteuwer oder morgen-
rabe. buch der liebe 284’; .
zum zwölften schem dich auch vorab
das erb oder die morgengab
dem rechten erben zu entwenden., H. Sacus 2,1,83°;
zussteuer einer kirche: es bestimme der bischoff, wie viel zu
arhaltung des kirchherren und diener, auch zur morgengabe
ler kirchen genugsam sei. Linck von ConpiTz bapsts gepreng 0 4.
4) morgengabe, kaufpreis für die braut, der an die ver-
wandten derselben gezahlt wird: fordert nur getrost von mir
nourgengabe und geschenk, ich wils geben, wie jr heisschet,
zebt mir nur die dirne zum weibe. 1 Mos. 34, 12; David äber
;prach, dünkt euch das ein geringes sein, des königes eidem
zu sein? ich aber bin ein armer geringer man. und die
knechte Saul sagten jm wider... Saul aber sprach, so sagt
zu David, der könig begeret keine morgengab, on hundert
vorheute von den Philistern. 1 Sam. 18, 25.
5) im allgemeinen sinne, was morgens gegeben wird, und im
wortspiele mit der bedeutung 2: dann er must gespilt haben: kart
war sein morgengab, wie der augspurgischen weiber. Garg. 163”,
MORGENGANG, m. 1) gang zur morgenzeit gemacht: ein
„erg, dessen gipfel ich mir zum ziel meiner morgengänge
usersehen habe. TuHÖMMEL 2,251,
2) bergmännisch morgengang, ein gang nach osten , ‘dessen
freichen auf dem kompasz zwischen die stunden 3 und 6 fällt.
JACOBSSON 3, 88°; rechtfallende morgengänge, bergwerksgänge,
welche zwischen morgen und mittag zu tage ausstreichen, wider-
innige morgengänge, die gegen abend und mäilternacht aus-
ıehen. ebenda.
MORGENGAST, m. gast der zur morgenzeit kommt? morgen-
‚ste bleiben nicht. SımrRock sprichw. 382,
MORGENGEBET, n. oratio matutina. STIELER 178: Will euch
xnschlieszen in mein abend- und morgengebet. SCHILLER
‘auber 4, 2.
MORGENGEDANKE, m. gedanke zur moraenzeit: die from-
nen morgengedanken. TrümMeL 3.8-