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2585 MORGENTISCH — MORGEN VOLK 
MÖRGENTISCH, m. tisch der zum morgenessen gedeckt wird, 
Frühstückstisch. dim. morgentischchen, für das anlegen der 
morgenkleidung: 
natur und einfalt helfen ihr, N 
an ihrem kleinen morgentischchen. BÜRGER 18. 
MORGENTLICH, vergl. unter morgendlich. 
MORGENTRACHT, f. tracht zur morgenzeit, morgenkleidung - 
leuchtend, wie ein cherubin, in ihrer morgentracht, sprang 
sie vom sopha auf. THüMMEL 3, 512; 
bald schlendern wir in morgentracht 
in eines erlenbusches nacht. GöKInGK 1,75, 
MORGENTRÄGHEIT, f. trägheit eines erwachenden am morgen: 
die morgenträgheit ist bald weg, wenn man sich nur einmal 
überwunden hat, den fusz aus dem bette zu setzen. GÖöTHF 
ei SCHÖLL 39. 
MORGENTRANK, m. trank der morgens genommen wird. CAMPE. 
MOÖRGENTRAUM, m. traum zur morgenzeit : 
scheuche nicht den morgentraum, 
der mit duftenden kränzen, 
der mit windenden epheuranken 
fesselt den schlummernden! STOLBERG 1,220; 
8s schwebt um mich im morgentraum 
das glück, das mir verschwand. HeErDer z. litt. 3,227; 
um dich zu retten, musz ich, liebes kind, 
dich deinem holden morgentraum entreiszen, 
GörHE 9,289; 
was seh ich dort? wird mir ein morgentraum 
vors aug geführt? ein mädchen ists gewisz: 
ein schönes zartes bildchen. 10,273; 
zu mittag schon wandelt sich 
morgentraum gar wunderlich, 4,389; 
was morgenträume mir verhieszen, 
das machte stets der abend wahr. UHLAND ged. 16; 
ler morgentraum kommt, entflieht, verweht: 
von welchem angenehmen kinde 
kömmt hier der schöne morgentraum? Uz 1,173; 
der morgentraum entflieht. Körner werke 2,89; 
sie floh dahin, ich eilte nach mit flehen, 
bald hätten meine arme sie gebunden: 
la muszte schnell der morgentraum verwehen.- 
UHLAND ged, 135: 
ın vergleichen? 
(ich) seufzete: ruh, bist du, wie morgentraum, 
mit den jahren der kindheit, 
denn auf ewig von mir entflohn? Höuty 75 Halın; 
doch alle diese schönen plane, 
schon ausgeführt in meines herzens wahne, 
verschwanden wie ein morgentraum. BÜürGER 106°; 
wie ein beseszner fragt ich, ob der ganze 
Helenenstreit vor der Dardanerburg 
gleich einem morgentraum vergessen sei? 
H, v. Kıeist Penthesilea, 21, auftr.; 
morgentraum auch träumerei zur morgenzeit: 
sie giebt den schmeichelein der hoffnung wieder raum, 
und was unmöglich schien, wird itzt ihr morgentraum. 
WIELAND 23, 108 (Oberon 8, 64); 
des himmels. kind, begeisterung 
beschleichet uns in leichten morgenträumen, 
ein nichts erhitzt die phantasie, 
wir sitzen, wissen selbst nicht wie? 
und — reimen. GOoTTER 1,258; 
morgentraum im bilde: oh wer ein solches weib hat, dessen 
leben flieszt leicht dahin, auch im leiden. und ists leiden 
weggehoben, denn ists immerwährender sanfter morgentraum. 
KLINGER Ölfto 36, 26; _ 
das leben ist ein morgentraum, 
der tod ein kurzer schlummer. STOLBERG 2,9; 
schnell verfliegt der morgentraum des lebens. 
SCHILLER hist,-krit, ausg. 4,20. 
MORGENTRUNK, m. trunk zur morgenzeit: ein morgen- 
ırunk hellen alpenwassers. J. Paur Tit. 2, 224. 
MORGENUHR, f. 1) morgenstunde, morgenzeit: aurora, 
morgenure DiEr. 62°, 
2) eine sonnenuhr, die auf einer gerade gegen morgen gekehrten 
Näche beschrieben ist. JAcoBSsoN 3, 89". 
MORGENUNGEWITTER, n. ungewilter zur morgenzeit® 
ich kenn ihn wol — sein antlitz 
gleicht einem milden morgenungewitter, 
sein aug dem wetlterleuchten auf den höhn. , 
H. v. Kıgist fam. Schroffenstein 2,1. 
MORGENVOLK, rn. im osten wohnendes volk, volk des morgen- 
Jandes: morgenvölker, orientales. in oriente habitantes STIELER 
2387; 
herr Guhtbier (ein prof. der orientalischen sprachen) lässet itz 
die morgenvölker gehen 
in unser teutsches reich. er machet das gemein 
was jennen wissend war im orient allein. Rısrt Parn. 433, 
MORGENWACHE — MORGENWOLKE 2586 
MORGENWACHE, f. wache zur morgenzeit (im gegensatz zur 
agwache, nachtwache), im kriegs- und seewesen. als zeitbe- 
;immung: als nu die morgenwache kam, schawet der herr 
ıuf der Egypter heer. 2 Mos. 14, 24; kamen ins lager umb die 
Norgenwache. 1 Sam. 11,11; meine seele wartet auf den herrn, 
/on einer morgenwache bis zur andern. ps. 130, 6. auch die 
norgenwache schlagen (ADELUNG), reveille schlagen ; die morgen- 
wache schlagen mit der trummel, dare tympano signum quartae 
Kigilige. Frisch 1, 670°, 
MORGENWÄRTS, adv. orientem versus. STIELER 2440: Sem 
„hat allgemach seine kinder in der Assyrer, Perser und 
Istindianer länder morgenwerts verschicket. Miıcräuius alt. 
Pommern 1,38; 2700 meilen morgenwärts. KAnT 9,86; 
eben sank der sonnengott in seinen 
Ocean, um schlafend, wie es alter 
völker glaube war, in goldnem kahne, 
längs der erde morgenwärts zu schiffen. PLATEN 336; 
lter mit den präp. von, gegen (vergl. mittagwärts sp. 2378): 
ler ostwind ist der wind, so von morgenwerds herkompt. 
LUTHER 234°; und die grenze gehe erab von Sepham gen 
Aibla zu Ain von morgen werts. 4 Mos. 34, 11; da sandte ich 
boten aus der wüsten von morgen werts zu Sihon. 5 Mos. 
2,26; das thor am innern vorhofe, gegen morgen werds, 
3ol die sechs werktage zugeschlossen sein. Hes. 46,1; Jona 
‚..satzt sich gegen morgen werds der stad, Jona 4,5; und 
noch bei TıEck: ihm die freudigkeit zu zeigen, die von morgen- 
wärts herschritt. Sternb. 1, 120. 
MORGENWEHEN, n. wehen der luft zur morgenzeit: wie 
im morgenwehen seine locken das zarte mit rosenblüte durch- 
gossene kindliche gesicht anflatterten. J. Paur flegelj. 1, 92; 
bald hellte sich die frühe, 
im kühlen morgenwehn. 
auf einmal steigt, o siehe! 
die sonne, roth und schön. Voss 4,268, 
MORGENWEIDE, f.: die morgenweid, das weiden zü morgen- 
zeit, matutini pastus. MAALER 293°. 
MORGENWEIN, m. wein als morgentrank: beide nahmen 
hr dejeuner dinatoire, morgenbrod und morgenwein. J. PauL 
Tegel). 4, 26. 
MÖRGENWELT, f. 1) welt zur morgenzeit, auch übertragen 
zur zeit der kindheit (vergl. morgen sp. 2562): zum glück ..ist 
ein knabe kein mädchen. der springe denn barfusz durch 
seine morgenwelt, ähnlich den antiken helden, die man nur 
mit nackten füszen darstellte. J. Pavr. Levana 2,12, 
2) morgenwelt auch der orient, im gegensatz zur abendwelt. 
MOÖRGENWERK, n. werk des morgens gethan: (der pflüger) 
‘heilt nach seinen morgenwerken die erdfläche in festbe- 
zrenzte morgen. Arnım kronenw. 1,2. 
MORGENWIND, m. 1) wind der am morgen oder den morgen 
verkündend weht: er...sah den gehüschen zu, aus denen, 
wenn sie der morgenwind auseinanderzog, ein flug juwelen- 
zolibri aufzusteigen schien, so funkelten sie, J. PaurL Qu. Fizl. 
58; ein lauer morgenwind. 210; gegen den starken morgen- 
wind, Aryım Hollins liebeleben 46 Minor; 
dort rauschts, wie wenn ein morgenwind 
hethautes laub durchstreichet, Uz 1,25; 
indesz er hingestreckt am alten eichbaum lauscht, 
ler schatticht über ihm , von morgenwinden rauscht. 2,19; 
wie im morgenwind 
ein wölkchen schmilzt. WIELAND 23,114 (Ober, 8,75): 
morgenwind umflügelt 
die heschattete bucht. GöÖöTaE 1,86; 
du kühlst den brennenden 
durst meines busens. 
tieblicher morgenwind! 2,82. 
2) ostwind: morgenwind, eurus STEINBACH 2,997; rauhe 
norgenwinde. GARVE anm. zu Cic. off. 2, 106 ; als wir uns Brieg 
ıäherten, trafen die (vom westwind getriebenen) wolken fast 
zu gleicher zeit mit uns ein; doch muszten sie, weil die 
3onne untergegangen war und ihnen nunmehr ein packender 
morgenwind entgegen kam, stille stehen. GÖTHE 16, 274. 
MORGENWOLKE, f. wolke am morgenhimmel: die morgen- 
wolken, und der thaw der früe fellet. Hos. 13,3; mit bezug 
zuf ihre qoldne färbung: 
o lieb, o liebe! 
so golden schön, 
wie morgenwolken 
auf jenen höhn! GöTtTae 1,80; 
ibertragen ! Gottwalt hatte kopf und ohren noch in der goldnen 
norgenwolke der dichtkunst, J. PaurL flegeli. 1,75.