2611 MÜCKENAUGE — MÜCKENFANG
wort. 479°; müssen sie wie knecht und mägt dienen, noch
icht von yhırem adel mucken. FrAnKg weltb. 117°
5) mucken, in der bedeutung sich rühren, sich aus seiner
ruhigen lage erheben, eine bewegung machen: halt! keiner
mucke von der stelle! wer sich rührt, ist des todes. GÖöTHE
13, 301;
so streiten sie, und denken, graf und ritter,
so mancher, der ein groszes maul sonst hat,
soll raus sich scheeren, ehre einzulegen.
doch keiner rührt sich, keiner muckt und ihnen
ists auch nicht zu verdenken, dasz sie bleiben.
TIEcK Octavian, 280;
in Baiern beim schieszen mucken, unterm losdrücken die augen
schlieszen und den arm nicht unbeweglich halten. Scham. 1,1566
Fromm. ; auch einem mucken, einem winke, verstohlene zeichen
geben, ebenda; rhein. mucken, durch mundstellung und sonstige
zeichen dem andern die karten verraten. KEHREIN 284.
6) mucken, refßlexiv: bair. sich nicht mucken, sich nicht die
geringste bewegung, den geringsten laut erlauben Scum. 1,1566
Fromm. ; niederd. siık mucken, sich rühren, sich bewegen WoEstE
179°; mukke di ins, unterstehe dich einmal den mund aufzu-
thun, rühre dich nicht. brem. wb. 3, 197; sek mucken, einen ver-
such machen sich zu widersetzen SCHAMBACH 139°; sek mucken,
widersprechen, sich widersetzen DANNEIL 140°;
thun sie heimlich dir ein wehe,
darfst du dennoch dich nicht mucken. H.HzEIng 18, 139,
7) mucken, von einem übel, sich regen, seine tücke zeigen,
ohne eigentlich ausgesprochen zu schmerzen: die zähne mucken
oder muckern, beginnen zu schmerzen. ALBRECHT 172°.
8) mucken, tückisch, hinterlistig, heimlich ermorden, niederd.
mukken, afmukken brem. wb. 3,197; affmucken, einen heim-
lich töten, auch einen in der stille abprügeln DANNEIL 140°;
in Ostfriesland offmucken, heimlich abthun, von sachen und
personen? se hebben de sake mit nander ofmukd, unterdrückt.
dasz sie verborgen bleibt, se hebben hum ofmukt, ihn heim-
lich getötet TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 2, 624°; bair. dafür ab-
mäcken, dermäcken, gemeiner ausdruck für umbringen. SchHM.
1, 1565 Fromm.
9) für mucken in der bed. 1. 2 und 3 auch die umgelautete
form mücken: schweizerisch müggen, müggen stärker in der be-
deutung als muggen, müggen (oben 1) STALDER 2,216;
dagegen keiser, künig, fürsten
mit einem wort nit mücken thürsten.
B., WaLDIS das pdpstl. reich 1,2;
die welt hat jetzt viel Junger gsellen,
die dem gelt wunderlich nachstellen;
mit jrem mücken, fatzen, liegen
jetzt fast die ganze welt betriegen. Esop 4,50,61,
10) mucken in der bedeutung 1 und den daraus entflossenen
Folgenden (2—6) ist eine bildung von dem brummlaute muck,
Jeren alter durch das ahd. iterativum irmuccazan, irmukkizen,
mutire GRAFF 2,655 (vgl. unten mucksen) bezeugt wird. wenn
aber zu mucken landschaftlich aus der bedeutung 2 sich der sinn
Jes stillschweigenden zürnens und des heimlichen widerwillens
entwickelt hat, so ist wol hierbei von einflusz gewesen jene be-
griffsreihe, die unler meuchel sp. 2159 aufgeführt wurde und
die namentlich auch ein muckseln, rummuckseln, boshaft still
herumschleichen hervorbrachte, ebenso wie das sp. 2435 aufgeführte
mocken schleichen, lauern mit mockeln, leise bewegungen machen
oder laute von sich geben; ihr gehört entschieden die bedeutung 8
von mucken zu. in der bedeutung 7 ist das verbum zunächst
nur ableitung des subst. mucke sp. 2605.
MÜCKENAUGE, n.: reizende göttin! ich wünschte mir
kleine, kleine mückenaugen, um alle ihre reize und schön-
heiten im detail zu durchschauen. KLINGER Cheater 2,291.
MÜCKENBAUM, m. populus nigra, die schwarzpappel.
MÜCKENBEIN, mn. 1) bein einer mücke, oder wie einer mücke
wer fliege: er hat mückenbeine, lange dünne beine ohne waden
2) name des rauchhafers oder purrhafers. |
MÜCKENDRECK, m. dreck, kot einer mücke oder fliege.
tuch name einer schneckenart, conus stercus Muscarum.
MÜCKENENTE, MÜCKENTE, f. anas muscaria, fliegenente,
Jie gern mücken und fliegen fängt. NeEMNIca; muggent, anas
muscaria MAALER 294°,
MUÜCKENFANG, m. 1) fang von mücken oder fliegen:
wie sie (die spinne) behend und fleiszig an
dem feinen wundernetzchen spann
zum schlauen mückenfang. BLUMAUER 1,222,
2) name zweier klebriger pflanzen, an denen sich kleine in-
secten fangen, des leimkrautes, silene muscipula, und der pech-
nelke, luchnis muscaria.
MÜCKENFÄNGER — MÜCKENSCHMALZ 2612
MÜCKENFÄNGER, m. der mücken fängt: mücken- oder
liegenfänger, musca , cnipologus, culicilega, muscipeta STIELER
394, also auch in überiragener bedeutung für einen grilligen
menschen (vergl. dazu mücken fangen unter mücke 9), wie es
zuch ADELUNG gibt: mückenfänger als oberdeutsch für grillen-
“änger 2, 803. mückenfänger heiszt auch der fliegenschnäpper
theil_3, 1788), eine vogelart.
MÜCKENFLIEGE, f. tipula Marci, eine schnakenart,
MÜCKENFLOR, m. flor zum schutze gegen mücken.
MÜCKENFREUND, m. freund, den mücken oder fliegen ver-
Jleichbar (die sich nur sammeln, wo es etwas für sie zu schmausen
bt): ein unbarmherzigs herz und undankbarer christ ist
auch das allerlasterhaftigste auf dem ganzen erdboden, das
unter der sonnen lebet. o hinweg mit solchen mucken-
freunden. Simpl. 1,664 Keller,
MÜCKENGARN, nm. garn, nelz zum schutz gegen mücken;
zuch eine art von garn oder faden; in der mundartlichen form
muggengarn: der eintrag von getretener sowohl als gezogener
veberei geschieht .. mit weiszem lose gedrehtem sogenannten
muggengarn. GÖTHE 23, 170.
MÜCKENGITTER, n. dichtes gilter von zartem draht, im
sommer statt der fensterflügel eingesetzt, zum schulze des zimmers
7egen mücken oder fliegen. JACOBSSON 3, 93°.
MUÜCKENGLAS, n. glas, mücken oder fliegen darin zu fangen.
MÜCKENGLÄSLEIN, N. Microscopium. STIELER 662,
MÜCKENHÄUSLEIN, n. häuschen für fliegen: (der junge
‚argantua) macht schiff ausz papyr, bawet muckhäuszlin, und
bliesz sie selbst umb. Garg. 129°.
MÜCKENKÄNSTERLEIN, n. kleiner schrank mit gitler gegen
mücken oder fliegen: mugkenkensterlin Frey gartenges. 271, vgl.
känsterlein fheil 5, 171.
MÜCKENKOPF, m. kopf einer mücke oder fliege:
(du krämer) tust under mandel pfirsingkeren
und unter weinper muckenkopf, fastn, sp. 478, 9,
MÜCKENKRAUT, n. name mehrerer die mücken oder fliegen
vertreibender pflanzen: des flöhkrautes, polygonum hydropiper ;
mückenkraut, hydropiper, punicaria STIELER 1032; des flöhalantes
und des ruhralantes, inula pulicaria und dysenteria; und der
jemeinen dürrwurz, conyza squarrosa.
MÜCKENLÄDLEIN, n. kleine lade oder behälter, wie um mücken
der fliegen darin festzuhalten: derhalben wolt jhr eweren vor-
fahren recht nachschlagen .. so müszt jhr euch der närrischen
veisz und speisz, die jhr teglich brauchet, abthun: als das
hr frembder auszgedörrter völker gefräsz,; darbei sie selbs
nicht gedeyen können, auf ewern tisch bestellen: kommen
ınd prangen daher mit vilen kleinen blätlein und mucken-
ädlein, inn deren keim uber ein pfund steckt, von pfeffer
än lot, von saffran ein quintlein, von reisz ein pfündlein.
„arg. 42°.
MÜCKENLEIM, m. leim zum mücken- oder fliegenfang. allg.
ınz. der Deutschen 1847, s. 2396.
MUCKENMAL, n. ein augenübel: dieser gebrechen (der augen)
wird mückenmahl oder fliegenmaul, von den Griechen und
andern gelerten uvioxepahor, ruptura formicalis, muscalis
larumb genant, das es gemeiniglich auf der cornea er-
;icheinet, da entspringet es von ihm selbst und ist erstlich
zu sehen ein kleines tüpflin als einer mücken heubt oder
einer fliegen maul, BArrtıscy augendienst (1583) 119. vergl.
mücke 5, und fliegenmaul fheil 3, 1788.
MUCKENMOTTE, f. sphinz culiciformis, eine art der düämme-
ungsfalter.
MÜCKENRÜSSEL, m. rüssel einer mücke oder fliege; als
komischer bauernname?
Goppolt und Gotz und Muckenrussel,
du Spinnenfist und Schnabeldrussel, ..
verantwort euch vor diesen frauen! fastn. sp. 259,8,
MÜCKENSÄUGER, m. s. mückenseiger.
MÜCKENSCHEUCHER, m. der die mücken oder fliegen scheucht.
spöltische benennung eines schleiers? weiters zu gröszerer zärt-
jjgkeit trägt sie.. zu winterszeiten einen schlupfer von zobel,
len sommer durch einen windfahnen, oder mückenschleicher.
Phil. Lugd. 5, 288. ;
MUÜCKENSCHIMMEL, m. wie fliegenschimmel, schimmelpferd
mit kleinen schwarzen flecken: fYiegen- sive mückenschimmel,
°quus albus mnıgro ınfuscatus, maculis nolatus et dislinctus.
STIELER 1795, |
MÜCKENSCHMALZ, n. schmalz, fett von mücken; scherzhafte
’ezeichnung einer nicht vorhandenen oder unmöglichen sache: