243
LÄSSIGLICH — LAST
LÄSSIGLICH, adv. zu lässig, desidiose, oliose. STIELER 1074;
lassiglich, tepide, lente, negligenter. voc. inc. theut. m2°*,
LASSUNG, f., nach verschiedenen bedeutungen des verbums
lassen, aber meist als compositum (vgl. auflassung, auslassung,
belassung, durchlassung, einlassung, erlassung, freilassung,
herablassung, nachlassung, zulassung, zurücklassung w. a.),
selten als einfaches wort erscheinend : die lassung, läsze, das
lassen, permissio, CONncessio, CeSsalio, 0omissio STIELER 1072; nach
lassen I,4, in der sprache der wundärzte : flebotomia, fleubotomia
Jaszunge, loszung zu der adern, schrepfung ! lauszung Dier.
239°; von der lassung so dem vogel am gaumen maul und an
den nägeln geschiehet .. die lässung geschieht also, so stichet
man den gaumen mit einem messerlein u.s.w. falconaria v. 1617
s.111; nach lassen 1,5, unterlassung, hinhaltung: das alle stende
das jhen, so jnen zu gemelter hilf aufgesetzt, zu geben ge-
willigt, und darin kain gevar oder lassung gepraucht wurde.
HALTAUS 1196; vielleicht auch in folgendem: den 24 tag aprilis
(1602) ist ein erbare gemein auf das rathaus gefodert wegen
der lassung und kriegsgab zu geben. G. LupwıG chronik von
Brünn 81; nach lassen 1,13,c vertrauende hingabe, das verlassen
auf jemand: daz sich der mensch turre gote zu mäle läzen
und nicht intsetzen in siner läzunge weder diz noch daz
3. myst. 1,238, 20.
LAST, m. und f. onus, pondus, moles, sarcina,
1. Form und herkunft.
1) ahd. hlast, mhd. mnd. mnl. nnl. last; ags. hläst, engl.
läst; altfries. hlest; altnord. hlass, dän. last, läst, lest und
läs, schwed. last und lass, mit schwankendem geschlechte: als
neufr. im ags. und im altnord., zum theil noch im nnl., dän,
und schwed., als fern. im ahd., nhd., mittel- und niederdeutschen,
bisweilen auch im ags. sowie im mnl. des 15. jahrh. (hor. belg.
10, 241); als masc. endlich im mhd. und vorwiegend im mnl.,
nal. und schwed., sowie in älteren nhd, quellen südlich des Mains:
der last, hauf, ein schwär grosz ding, ein schwärer last,
moles, onus, pondus, sarcina, gestamen MAALER 264‘; der den
last und bürde in die harre (auf die dauer) erschwingen und
ertragen könne, staatspap. Karl V s. 470. 473; auch merklichen
last den ir kay. ms. auf sich genomen. 471; von groszem last.
SEUTER rossarzn. 417; der last (der schale) thut der schildkrot
trang. FıscHART ehz. 57; wie viel besser ist der last. 58;
tragen stäts solchen last. 59; dem schuldenlast...zu ent-
Niehen, Frankf. reform. 3,7 $5;
(gott) nimmt _selbs den last hinweg, mit dem er uns beschwert.
ROMPLER 124,
gegen: vergleichst dich schwehrer last, die unerhöblich ligt. 128;
weitere belege sind im folgenden verstreut. noch jetzt ist das masc.
schweizerisch (StTALDErR landesspr. 245), tirolisch (Fromm. 6, 441).
und neben dem fem. auch schwäbisch (Scnmin 342), bairisch
(Scham. 1,1522 Fromm.), kärntnisch (LExer 173) gebraucht. .
2) der plur. lautete früher läste: grosze schwäre läste tragen.
UrFEnsacaH 2,211; mit seinem leib soll er grosze schwere läst
bewegen. ForEr fischb. 185°; wie oft werden sie (die bauers-
leute) gezwungen, das vaterland zu beschützen, in krieg zu
gehen, wie viel mehr onera und läst daheimb zu tragen?
Scuuppius 697; noch jetzt so oberhessisch, welterauisch, rhein-
pf/älzisch ; bei LuTHER last: dis sind die last der kinder Kahath.,
4 Mos. 4, 15; seit dem 17. jahrh. aber steht der plur. die lasten
für die schriftsprache durchaus fest: die Jast, plur, die lasten
ONUuS, Sarcına STIELER 1054.
8) entlehnt vom deutschen sind ital. lasto, franz. laste, span
lastre ein schiffsgewicht, last, franz. lest ballast. DıEz wb. 1,244
und poln. taszt, masz von sechzig scheffeln.
4) last entspringt der dem verbum laden onerare (sp. 41) zu
grunde liegenden wurzel lad, alt hlad, und dem zumeist weib-
liche substantiva bildenden suffix ursprünglich -ti (hlad-+ti), und
erzeugt seine schlieszende consonanz einem alten lautgesetze zufolge,
nach welchem die gruppe st aus zwei unmittelbar zu einander
tretenden verschiedenen dentalmuten hervoraeht.
IL. Bedeutung.
1) last, was aufgeladen wird zum tragen, bürde; von körper-
'ichen dingen, immer mit betonung des schweren:
mhd. dö sie begunden enpfinden
daz sie geladen wären vaste,
wan sie under deme laste (einem schweren korbe)
ze berge häten ungemach, Flore 5552;
nhd. da ich jre schulder von der last entlediget hatte. ps.
81, 7; nemet auf euch mein joch.. denn mein joch ist sanft,
und meine last ist leicht. Matth. 11,30; (der borghesische fechter)
wendet sich auf dem rechten fusze, auf welchem die ganze
LAST
244
ast des körpers liegt, gegen die geschützte seite. LESSING
3,116; er hatte sich stäbe geschnitten zu einem zaun, und
rug ihre last gekrümmt auf der schulter. GESZNER 3 (1789) 39;
schweigend nahm sie darauf die beiden krüge beim henkel,
stieg die stufen hinan, und Hermann folgte der lieben,
ainen _krug verlangt er von ihr die bürde zu theilen.
laszt ihn, sprach sie; es trägt sich besser die gleichere last so.
GÖöTHE 40,310;
sie selber (die brücke des regenbogens) trug noch keine lasten,
SCHILLER 73°;
als Jesus einst die last des kreuzes trug,
und rasten wollt vor Ahasveros thür,
ach! da versagt ihm Ahasver die rast,
und stiesz den mittler trozig von der thür,
und Jesus schwaukt, und sank mit seiner last,
ScHuBART ged. (1787) 2,68;
, glaubt er ihn (Sisyphus den felsblock) aber
zschon auf den gipfel zu drehn, da mit einmal stürzte die last um ;
hurtig mit donnergepolter entrollte der tückische marmor.
Odyssee 11, 597.
es heiszt eine last tragen, führen, schleppen, auflegen, auf-
laden, eine last heben, lüpfen, abwerfen; diese mädchen
iragen das wasser, und was sie sonst zu tragen haben, in
reinlichen eimern mit vielem gelbem blech beschlagen, auf
den köpfen. sie lachen und scherzen ohne diese last abzu-
werfen. HocHE reise durch Osnabrück (1800) 49. eine last wird
zefühlt, drückt, erdrückt:
sage mir, was ist es,
was du da zu schleppen hast?
nichts als gold, mein werther ritter, —
gold?! — und mich erdrückt die last.
CHAMISSO (1836) 3, 201;
. wenig fragt die sohle
nach einer last, die auf den körper drückt;
nur haupt und schultern sind es, die sie fühlen.
RaupacH Priedr. I und Mailand 1. act, 7. auftr.
Hinter last steht gewöhnlich der gedanke des fortschaffens, durch
nenschen , thiere, werkzeuge* jumentum sarcinarium , quod alt
zgmarium vocant, ein saumthier, das eine last trägt. CORvInus
‚ 567’; dem esel gehört sein futter, geiszel und last. Sir.
33, 25; wenn du des, der dich hasset, esel sihest unter seiner
ast ligen. 2 Mos. 23, 5; wenn der esel seine last hat, so weisz
r wie er gehen soll. Pısrorıvus fhes. par. 3, 96; lieben menner,
ch sehe, das die schiffart wil mit beleidigung und groszem
ichaden ergehen, nicht allein der Jast und des schiffes, son-
'ern auch unsers lebens. ap. gesch. 27, 10; so befihl ich euch,
» philosophi, dasz ihr gedenket, ob nit die bewegung der
vägen oder läst können durch bewegliche segeltücher fort-
‚ebracht werden. SchHuppius 706; mit hebel und walzen kann
nan schon ziemliche lasten fortbringen. GÖTHE 29, 115;
uns kompt ein schiff gefahren,
es brengt ein schönen last, MiItTLER volksl. no. 404,1;
huf und last gingen noch nicht übers eis,
netize noch nicht unter ihm fort. KLioPstocK 1,188;
ır beladet die menschen mit untreglichen lasten, und jr rüret
sie nicht mit einem finger an. Luc. 11,46; die rede des narren
lrücket wie eine last auf dem wege. Sir. 21, 19; denn meine
;ünde gehen uber mein heubt, wie eine schwere last sind
sie mir zu schwer worden, ps. 38,5; traget keine last am
sabbathstage durch die thor hinein zu Jerusalem, und füret.
eine Inst am sabbathstage aus ewren heusern. Jer. 17, 21.22;
wesz stamms und namens ist
der prinz, der, um sein leben zu erhalten,
gezwungen ward, als niedrer knecht zu dienen
und lasiten um geringen lohn zu tragen?
ScHILLER Yurandot 2,4;
versuchend ging er da, unschlüssig fast
von einem kreuz zum anderen umher
sich auszuprüfen die bequemre last,
CHAMISSO ged. (1865) 397;
gl. lastpferd, lastthier, lastträger, lastwagen. bei den schiffern
keiszt es die last brechen, anfangen das schiff auszuladen.
30BRık 142°; das schiff ist bei seiner last, wenn es so beladen.
„ie diesz für eine schnelle fahrt am bequemsten ist. 457°.
2) besondere verwendung des wortes in gehobener rede.
a) von einem menschen der getragen wird:
ich neige mich die last des vaters zu empfangen.
SCHILLER 36*;
zu der mutter will ich dich (don Manuels leiche) tragen,
eine unbeglückende last. 507;
lichterisch auch eine schöne, theure, herrliche last“
leicht drückt des vaters theure last den sohn. SCcHILLER 36*
und so fühlt er die herrliche last, die wärme des herzens,
und den balsım des athems, an seinen lippen verhauchet,
irug mit mannesgefühl die heldenzrösze des weibes,
GÖTHE 40. 320:
lin
nha
drü
ewl
seil
der
ges
Sor.
ein
las:
sch
19,
sch
he:
die
an!