Full text: L. M. (6. Band)

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2693 MUNDSTEIN — MÜNDUNG 
MUNDSTEIN, m. grenzstein eines befreiten bezirkes, ‘an einigen 
»rten’. ADELUNG, es ist der stein, wo die alte mundäte (immuni- 
las, freiung) aufhörte, s. LEXER mhd, wb. 1, 2228. 
MUNDSTÜCK, n. 1) der theil des gesichts, der den mund 
bildet, mundpartie: ich sahe sie, dasz sie auf tigerart also 
ergrimmt war, dasz sie von freien stücken ein schwarz ge- 
baizte rahım, worinn das controfee ihres manns, mit den 
zähnen zerbissen, worvon ihr das mundstück etwas schwarz 
worden. ABR. AS. CLara Judas 1,23; er mag ihm das maul 
mit einem stücke specke schmieren, so siehet er desto glätter 
aus ums mundstück. A. GrypPaius (1698) 1, 724; mit bezug au] 
das sprechen: der lehrer ist gottes mundstücke oder werkzeug. 
LUTHER fischr. 7°; und in scherzhafter rede? ein gut mundstück 
haben, eloquentia suo modo excellere Frısch 1,673‘; geh und 
frag sie selber, sagte Hans Joggi, der einmal bös gemacht, 
sein mundstück hatte, so gut als ein anderer, J. GOTTHELF 
schuldenb. 173. 
2) stück eines dinges, was in den mund genommen wird; an 
musikinstrumenten? mundstück an der trompete, ligula tibialis, 
vel labialis STIELER 2222; an oboen, clarinetien u. ähnl., und von 
der ähnlichkeit mit solchen auch an orgelpfeifen. JAcoBSSON 102°; 
bildlich und mit anklang an die bedeutung 1: zeitungsschreiber, 
die eine vortrefliche posaune für einen jungen gelehrten sind, 
wenn man ein silbernes mundstück darauf steckt. LESSING 
1, 245; herr und frau Le Baut waren so höflich als nie, ... 
nur wuszten sie nicht, was für ein mundstück auf ein so när- 
risch gewundenes instrument wie Viktor war aufzuschrauben 
sei. J, Paus Hesp. 1, 136; keinen laut kann er (ein fürst) von 
sich geben, den nicht ein waidmann und wildrufdreher zum 
mundstück und wildruf verbrauche. Ti. 1, 187. 
3) mundstück, das stück eines pferdezaums , welches bei der 
aufzäumung dem pferde in das maul gelegt wird: dann es thut 
das mundstück nicht alles, sondern das kinraif zwingt und 
helt ein rosz wol sovil oder mehr als das mundstück selbst. 
SEuTER biszbuch (1584) C2*; mundstück vor die pferde, peri- 
stomium. STIELER 2222; soll das pferdt recht gehen, so musz 
man das mundstück gerecht machen. LEHMANN 147; 
(der hengst) versülbert mit dem schaum das mundstück und 
gebisz. WECKHERLIN 624. 
4) stück an einem geräte, das die mündung bildet: mundstück 
eines geschützes. JACoBsSson 3, 102°; mundstück, beim schwert- 
feger der oberste, um die scheide eines seitengewehrs befindliche 
beschlag. 103‘. mundstück an glasöfen, wie mundloch. 
5) das verkehrte mundstück, das aufgesperrte mundstück, 
das gezähnelte mundstück, name der schnecke heli@ ringens. 
NEMNICH 3, 123. 
MUNDSTÜCKEISEN, n. bei den sporern ein eisernes werkzeug 
zur befestigung des mundstücks an der reitslange. JACOBSSON 3,103” 
MUNDSTÜCKFORM, f. form zu den mundstücken der orgel- 
pfeifen. 
MUNDTASSE, f. tasse für den eigenen mund, aus der man 
gewöhnlich trinkt: der kammerdiener trat herein und verlangte 
noch einiges. es war eine mundtasse des herrn, ein paar 
silberne löffel und mancherlei was Ottilien auf eine weitere 
reise, auf ein längeres auszenhleihen zu deuten schien. GÖöTHE 
17, 174. 
MUNDTODT, adj. todt in bezug auf eigene gewalt, ein zuerst 
von ScHotTEL verzeichnetes und erklärtes wort! mundtodt, der 
sich nicht mehr defendiren kan, ut prodigus. 466°; als rechts- 
ausdruck: einen für mundtodt erklären; auszerhalb der rechts- 
sprache aber auf mund os umgedeutet: ich lasse mich nicht 
mundtodt machen, mir nicht das reden gänzlich verbieten; die 
minorität war von der majorität des landtages mundtodt ge- 
macht worden. 
MÜNDUNG, f. das münden von etwas und die stelle da dies 
geschieht. das wort ist ein neueres, und wie es scheint, vor dem 
späteren 17. jahrh. nicht aufgekommen, Kramer im niderhocht. 
wörterb. 2 (1719) 148” führt es auf als mundung und mündung, 
und als gleichbedeutend mit mundloch: mundloch, mundung 
eines stuck geschützes, eines schöpfbrunnens, ... mündung 
eines groben geschützes; dann STEINBACH: die mündung, ori- 
ficium, os, die mündung eines stückes, formenti orificium 2, 83; 
ADELUNG weist es der anständigen sprechart für das niedrigere 
mundloch zu: die mündung einer kanone, eines flintenlaufes, 
des ofens, eines gefäszes wu. s. f., auch als botanischen aus- 
druck, mündung, limbus, der obere erweiterte theil an der röhre 
der blume; mündung von dem auslaufe eines stromes ins meer 
bei EGcGers krieoslex. (1757) 2, 252 nach dem franz. embhouchure : 
MUNDUNGLAUBE — MUNDWERK 2694 
lie sieben mündungen des Nilstroms. seit der zweiten hälfte 
les vorigen jahrhunderts ist mündung in gewählter und gehobener 
;prache häufig. mündung eines flusses, einer höhle, eines 
‚hales w. s. w.: der strom unsers wissens schlängelt sich rück- 
wärts zu seiner mündung. SCcHILLER hist.-krit. ausg. 2, 352; (wir) 
;raten in die höhle .. sie ist weit, tief, von dem schönsten 
ölau, und es steht sich sichrer im grund als vorn in der 
nündung. GöTHE 16,248; da betrachte dir die mündungen 
ler thale. BETTINE briefe 1,236; 
(wir) passierten drauf bei Trier die Sau, 
nicht weit von Pfaffenhofen, 
sahn rechts die sieben mündungen 
der Weichsel unweit Göttingen, 
und landeten in Troppau. BLUMAUER 2,55; 
. (der) Nil, der aus ungesehener urne 
seine schwellenden Äuthen durch sieben mündungen ausströmt ? 
STOLBERG 1,206; 
und als der chor noch fortklung, stieg der sarg, 
mit sammt dem boden, der ihn trug, allmählich 
versinkend in die unterwelt hinab, 
das grabtuch aber überschleierte, 
weit ausgebreitet, die verborgne mündung. 
ScHILLER braut von Messina v. 1510; 
A fürchterlich nahe 
ist ja die pforte des hofs, und eng die mündung des ganges. 
Odyss, 22,137; 
nündung einer hüchse, einer kanone; darauf zeigte ich ihm 
lie mündung der büchse mit gespanntem hahn. GÖöTHE 34, 65; 
die mündung meines gewehrs, 35, 19; mündung eines pfeifen- 
rohres: 
. der vater bewunderte, freudig empfangend, 
wie so lang und gerade der schosz des rosengebüsches, 
blank von bräunlichem lack, aufstieg mit der mündung des 
bernsteins. Voss Luise 2,286; 
in komisch-pathetischer rede auch eines topfes: der ganze wasser- 
schusz wurde von den einsaugenden gefäszen eines wagens 
ıufgefangen, auf den ein töpfer seine töpfe so gepackt hatte, 
lasz die mündungen gen himmel standen. J. PAuL biogr. belust. 
‚148; in technischer sprache auszer im geschülzwesen auch beim 
ırgelbauer, mündung einer pfeife, wodurch die in der pfeife ent- 
ıaltene luft heraus geht. JAcoBSsoN 3,102”. 
MUNDUNGLAUBE, m. gegensatz zu mundglaube: sie könnte 
vider alle unsere hoffnungen doch nur einen bloszen mund- 
anglauben haben. J. PAUL teuf. pap. 2, 214. 
MÜNDUNGSFRIES, m. metlallener reif, der den vordertheil 
siner kanone um ihre mündung herum verstärkt. JacoBsSoNn 3, 104”. 
MUNDVOLL, m. soviel ein mund fassen kann, vergl. maul- 
roll sp. 1810 und wegen der bildung und des geschlechts hand- 
roll th. 42, 421: buccella, ein muntvol, montvol, mundvol, est 
morsus panis. DıEr. 83°; der mundvoll oder bisz, bolus, baccea 
MAALER 295° mit dem dim. das mundvölle, buccella ; umb einen 
jetlichen trunk wassers und muntfol brotes. KEISERSBERG 
:eelenp. 44°; und theilte dann sein brod mundvoll für mund- 
roll unter das kind und die ziege. PestaLozzı Lienh. u. Gertr. 
3,87; 
wer von eim mundtfol gessen hat 
und leit den wider in die blatt. 
Brant narrensch. 110°, 55; 
hildlich? sie kamen mir mit einem mundvoll latein entgegen. 
Hıppeı. 2,141. s. muffel und mumpfel. 
MUNDVORRAT, m. seit dem späten 18. jahrh. erscheinende 
übersetzung des fremden proviant: voran schickte er (Alba) den 
proviantmeister Franz von Ibarra.. den mundvorrath in den 
standquartieren bereit zu halten. ScHILLER hisf.-krit, ausg. 7,309; 
fast eifriger als der mundvorrath wurden die gesammelten 
steinmuster . . ausgepackt. GÖTHE 21, 47. 
MUNDWASSER, n. wasser zum spülen des mundes. 
MUNDWECK, m. jährliche abgabe eines weckens oder des 
wvertes davon in gelde an einen vogtherrn für dessen schutz. in 
Franken. Frıscy 1, 674°. Scum, 1, 1624 Fromm. 
MUNDWEIDE, f. ligustrum vulgare, mundholz. 
MUNDWEIN, m. vinum dominicum, lene, eleclum. STIELER 
478; mundwein wird derjenige genennet, der einer person 
am besten schmecket, und von ihr am allerliebsten getrunken 
wird. Ööcon. lex. 1679; auf süszen mundwein des persischen 
chans. THÜMMEL 5, 465; 
sein (eines kranken mönches) abt, dem, sonder ihn, auch 
nicht sein mundwein schmeckte, 
weil keiner so im trunk bescheid und wunder that, 
berief den besten arzt. . HAGEDORN 2, 97. 
MUNDWERK, n. 1) werk, das mit dem munde gemacht wird, 
‚norte, rede, die vom munde geht; wiewol er dem gemeinen man, 
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