2695 MUNDWINKEL — MUNK
der es (das buch) nicht anfechten kan, mit hochfarenden worten
ein gut mundwerk macht. LuTHER 2, 279°; falsch zeugnis reden,
ist nichts anders deun mundwerk, was man nu mit dem mund-
werk wider den nehesten thut, das wil gott gewehret haben
4, 404°; narren haben viel wort, waschwerk, plauderwerk,
mundwerk wie eine kramjungfrau, speimultum, tröscherin
und speiviel. da jagt ein wort das ander und lauft viel unnütz
vergebens ding mit unter. MATHEsiuSs Syr. 1, 141°; so ist ein
lang geplepper und mundwerk ein schlechter gottesdienst.
2, 82°; in bezug auf unterricht der kinder, zu einem lehrenden
gesagt: sie können ja nicht blos ein mundwerk, sondern mehr
als ein handwerk. HırprpeıL 2, 215.
2) das werk, das im munde liegt, und zwar in bezug auf
seine sprechfähigkeit; redegabe: mundwerk, facundia, copi@ di-
cendi, vis forensis, eloquentia, nonnunquam eliam loquacitas, el
garrulitas, STIELER 2558; er hat ein gut mundwerk, lingua
celert et exercitata est. ebenda; darnach nun dieser oder jener
‚..Mmit dem mundwerk geschickt ist. Kırcynor mil. disc. 71;
obgleich das weib nach der natur ihres geschlechts mund-
werks genug hat. KAnrT 10,223; da sie in thun und lassen
gehindert war, wenigstens ihrem mundwerk freies spiel zu
geben. GöTHE 28, 247; er hatte mehr mundwerk als beredt-
samkeit. SCHILLER hist.-krit. ausg. 7, 183;
mein mundwerk das bringt mich dahin,
dasz ich zu Delphin pfarherr bin,
wiewol ich nicht vil studirt han.
J. AYRER fastn, sp. 62° (2651, 6 Keller);
auf blick und mundwerk musz Lisette sich verstehn;
musz wissen, einen liebeshandel
gut einzufädeln, fein zu drehn. GoTrTER 1,77.
MUNDWINKEL, m. winkel an der einen wie an der andern
jeite des mundes, den die lippen bilden: verachtendes herab-
ziehen der mundwinkel. LICHTENBERG 4, 51.
MUNDZEN, verb. zu munde bringen: wenn jr (der jungen
;törche) vatter zum näst flügt, frolockend jm seine kind mit
ginem lieblichen getön, und nemmend jm die speisz als
küssend ab seinem schnabel, darzwüschend klopfend sy mit
jren schnäblen, streckend jre hälsz..darnach gibt jnen der
vatter ausz seinem magen härfür, alles das so er mit groszer
arbeit überkommen und züsammen geläsen hat, disz teilt er
alles fein ordenlichen ausz, und muntzet es jnen ein. HEUsLIN
vogelb. 231°. das mundartlich verbreitete wort ist sonst auf das
küssen bezogen, in Wallis mundsinen, mundzinen, im Bernbiel
mündschen, mundschenen, mündscheln, mit mündschi, wal-
lisch mundsi, munzi kuss STALDER 2, 219; nassauisch mundsen,
küssen, mit munds, monds (fem.) kuss. KEHREIN 285; hess. im
Geisgrunde mundsen, küssen. VILMAR 275.
MUNK, adj. aufgetrieben, dick und breit: der bär zernagt
auch die wildseiler nit liederlich, aber sterke halb zerreiszt
er sy: ursach, ein starken dicken munken trüssel hat er,
stond jm die zän veer innen, desz kan er nit wol zükommen
sy zü zerbeiszen. Forer fhierb. 17°;
mein nas ist hreit, bluntsch, munk und kurz,
H. Sacus 3,3, 16°;
von der gestalt eines menschen: das ersahe ein satirus, das ist ein
waldner und sind kleine munke menlin. STEINHÖWEL (1555) 88,
und ebenso bei Eyerınc, hier mit umlaut münke gedruckt:
wie eitwan ein waldgott gewesen,
so wohnen im Lybier land,
und münke menlein wern genant,
haben geiszfüsz und sind zerspalten,
den zwerglein gleichen an gestalte, 1,146;
den sah ein waldgott an dem end,
die münke menlin wern genent, 2,381,
in Aschaffenburg ist munk finster, griesgrämisch. Sch, 2, 1628
Fromm. (vgl. das folgende subst.), im Elsasz wird munkedrüssel ein
mürrischer, sauertöpfischer mensch genannt; in Basel der munggi
verschlossener, in sich gekehrter, mürrischer mensch. SEILER 213°.
hierher wol auch das hessische munkes in dem zurufe stille
munkes! VıLmar 275, offenbar als schimpfwort gemeint (vergl. im
Rheingau muckes heimtückischer mensch KEHREIN 284); s. auch
die hergehörigen munkel, munkeln, munken, munkicht und
munkisch. munk ist nasalierte form zu dem stamme much-.
müch-, vergl. unter meuchel sp. 2159, wie auch zu dem ange-
führten schweiz. munggi die nebenform müchi gleicher bedeutung
gehört; die begriffe des heimlichen, versteckten und des aufge-
triebenen, geschwollenen liegen in bildungen dieses stammes nahe
zusammen, wie die gleichfalls hierher fallenden subst. mauche und
mauke sp. 1771. 1781 lehren. die versteck und geschwulst bezeichnen.
MUNK— MUNKELN 2696
nd die reihe much- und muck- (oben sp. 2603 ffg.), die an inter-
ectionen angelehnt sind, greifen manigfach hier ein.
In Tirol steht ein fem. mungg als verächtlicher ausdruck für
nund (SchHöpr 451), was auf die form desselben (vergl. oben die
telle aus Forer), aber auch auf seinen ausdruck sich beziehen
tann; vergl. das folgende.
MUÜUNK, m. 1) finsterer mensch, der nicht reden will: wie
zan eins also ein munnaff sein, ein munk, und ein mummel-
‘hier (monstrum) ? KEISERSBERG post. 3, 80; was ein munk ist
N der jugent, da wird selten etwas us, ebenda bei Frisch
1, 674%. vergl. das adj. munk,
2) in der Schweiz ist mungg, munk das murmelthier. STALDER
2, 220.
MUNKE, f. brei, breiartige speise: polenta, munke Dıer. 444°;
nundartlich noch jetzt: in Düringen ist munke namentlich das
jemenge von milchkaffee und brocken von weiszbrot, in Kärnten
lie munken, munggen, eine nationalspeise aus hafer- und gersten-
nehl. LEXER 193, vergl. dazu schweiz. der munggel, gericht aus
nehl, eiern und milch, womit die landmädchen im luzernischen
Jäu öfters ihre nächtlichen liebhaber regalieren. STALDER 2,220.
nunke steht als nasalierte form neben mauke brei sp. 1782; wenn
ıber bei Feldkirchen die munggen auch ein kleines stück brot
veiszt (LEXER a. @. 0.), SO rührt wiederum mocke sp. 2434 an,
ıls bildung eines und desselben stammes (vergl. mocken sp. 2435).
MUNKE, MÜNKE, f. nasaliert für mücke sp. 2606: die munken,
mücke ScHm. 1,1627 Fromm.; bildlich:
dann unsre jungfrauen mich dünken
vor dieser sein so heszlich münken.
FriscHLIN Rebecca 3,2.
MUNKEL, adj., wie munk, breit und dick: zum ersten sol
ar (der gute jagdhund) einen mittelmäszigen dicken kopf, und
il mehr eine spitzige, dann (als) eine munkle waffel haben.
3EBIZ feldb. 578,
MUNKELEIN, f. heimliches treiben: die Witzlische theologia
ınd munkelei. LuTHER fischr. 261‘; es ist eine spitzbübische
nunkelei, es bedeutet unheil. Shakesp. Haml. 3,2 (this is miching
nallecho, it means mischief).
MUNKELN, verb., iterativ zu munken; mit dem hauptbegriff
»nes wiederholten versteckten treibens (vergl. munkelei), mehrfach
yusgeprägt.
1) munkeln, heimlich essen, naschen: munkeln, vorare cibos.
VEBER deutsch-lat, universalwörterb. (1770) 511°; wann die männer
inander ein ganze masz zutrinken, so haben die weiber dan-
aoch zwei feine trünkl daran. auf den hangärten und gunklen,
;hun sie kändelen und münkeln, ALBERTINI von gaslereien (1619)
„162 (mit umlaut gedruckt, aber auf gunklen reimend); vergl.
Jazu schweizerisch münggelen wolbehaglich und schnell kauen.
STALDER 2,220; zunächst stehen mancheln und meucheln 2,
ip. 2161.
2) verbreiteter in der bedeutung versteckt oder undeutlich sprechen,
murmeln, wie niederl. monkelen, mussitare, susurrare KILIAN.
a) für sich sprechen, murmeln, leise reden: munkeln, mutire
HEDERICH 1647; hie aber (bei der winkelmesse) sind keine zeugen,
sondern eine einzele person, welche im tunkeln munkelt, und
ınter dem hütlin spielet. LuTAHER 6,88‘; nur nicht zu hitzig,
munkelte der politische rathsherr mit dem kopfe wackelnd.
NIELAND 19, 341; und hinten stand noch ein buckelorum, der
ıuch was mit munkelte und zuletzt das papier verfaszte.
GÖTHE 42,378; wenn ich an ihm im hause vorbheigehe, so will
ch munkeln: ja, wenn ich sprechen dürfte — so wird er mir
nachgegangen kommen, um mich anszufragen, IMMERMANN
Münchh. 3, 126 ;
sei nur ruhig, mein freund! so munkelt er, Voss 2,28;
wenn etwa schälk im dunkeln
von eigner wahrheit munkeln. 4,133;
in bezug auf liebesgeflüster , von Venusnarren, sprichwörtlich:
im dunklen ist gut munklen. PHILANDER 1,131,
b) gewöhnlich als gerücht herumbieten, im geheimen eine nachricht
verbreiten: munkeln, mussare, mussitare HEDERICH 1647; vielfach
in mittel- und niederdeutschen mundarten? nassauisch munkeln,
reimlich von einer sache sprechen. KEHREIN 286; düring. munkele,
m geheimen von etwas reden. KLEEMANN 14°; niederd, munkeln
'eise sagen, heimlich sagen. ScHAMBACH 140° uw. s. w., niederl.
nonkelen (in Baiern und Tirol dafür munkezen, mungkezen,
ıeimlich von etwas sprechen); und in der schriftsprache; es heiszt
stwas munkeln: der ratlı zu Thorn hette vorlengst vermerket
liese dinge munkeln, darum sie auf allen nothfall die getreuen
jürger an der hand hielten. Schütz Preuszen 243: ob ich wohl