2699 MÜNSTERTHURM — MUNTER
neuer als masc. (man denkt an das gebräuchlichere, gleichbedeu-
tende dom): ein herrliches collegium, das an den münster
-.anstöszt. GüTrHE 25, 256; so wie das auge an den münster,
jeden tag, jede stunde in Straszburg, im Elsasz erinnert wird.
274. als ortsname, entweder allein oder in vielfachen zusammen-
selzungen erinnert münster an die ursprüngliche bedeutung des
wortes.
MÜNSTERTHURM , m. thurm eines münsters, hier der des
Straszburger ©
am münsterthurm, dem grauen,
da sieht man, grosz und klein,
viel namen eingehauen,
UHLAND ged. 301 (‘münstersage”).
MUNTAT, f. abgesteckter und gefreiter raum, freiung, aus lat,
ımmunitas; mhd. mundäte LExXeER handıwb. 1, 2228: die kamern,
die an demselben unserm stift (zw Mainz) gemacht und ge-
henket waren und auch ander creme (kramladen), die die
muntaten zu ser erten (irrfen, einengien). d. städtechron. 17,5, 12;
und (du verbrecher) solt auf keiner straszen noch in keiner
muntat, die keiser oder könig gefreiet haben, niendert friden
noch gleit haben. achtsformel in der bambergischen halsgerichts-
ordn. art. 241; in der form munta: item in dem jar da slug
man die gemalten hend uberal umb den mark an als weit
geet die munta und die freihait (in Nürnberg). d. städtechron.
10, 365, 6; (ein landsknecht) het einen in der munta geslagen.
11,682, 8; in der form muntaw (d.#. muntau, mit wandel von
5 in au). Amberger stadtb. bei Schm, 1,1623 Fromm. vwal. dazu
ınundstein.
MUNTER, adj. und adv. regsam, wach, heiter u. ähnl.
1) ahd. muntar, mhd. munter, munder; bei Kızıan mondter,
vigilans,, vigil, vacuus somno, alacer, agilis, vegetus als ober-
deutsch, niedersächsisch und niederrheinisch; ostfries. munteı
TEN DOORNKAAT-KoOLMAN 2, 630”; niederd. munder WoEstTE 180°
vergl. dazu unter muntern; in andern dialekten nicht vorhanden,
das goth. zeigt in dem fem. mundrei, aufgestecktes ziel: bi mund-
rein afargagga afar sigislauna xantA 0x0n0V. dıLdxw Eni Ti
Boaßsiov Phil. 3, 14, und in dem verbum mundön: mundöh
izvis 0xomeitE Phil. 3, 17 die nächsten verwandten des adjectivs
auf, und läszt zugleich seine eigentliche bedeutung, als zu einem
ziele sehend, strebend auf etwas hin, erkennen, woraus sich
der begriff rege, regsam, aufgeweckt entfaltete, der aber erst in
fernerem gebrauche des wortes auch als gegensatz zu schlafend
seine verwendung erhielt, als urverwandt erscheint littauisch
mundrüs, altslav. madrü lebhaft,
2) munter, regsam, frisch etwas zu thun: ahd. muntar, ex-
peditus, munderen sin vigilem mentem Grafr 2, 817 (mit mun-
tarl, muntri, industria, muntran, suscilare, excitare); mhd. nicht
gerade als gewöhnliches wort:
sumer und winter .
was er vil munter,
Fruoge ze siner howen:
ar wolte sich siner arbeite frouwen,
genesis in den fundgr. 2,24, 29:
auch nhd. am meisten in gewählter und dichterıscher rede: munter,
alacer, vigil, ezcitatus, industrius, sedulus STIELER 1241; munter,
impiger, alacer, gnavus, vegelus, promtus, vigil STEINBACH 2, 84.
a) altribuliv, im gegensatz zu träge, verdrossen, schlaf, von
lebenden wesen ? ein muntrer pursch, juvenis impiger, ein muntrer
mensch, homo gnavus, muntere leute, homines prompti STEIN-
BACH @. 4. 0. ; von Ihieren: muntere pferde, equi alacres, muntere
thiere, animalia vigilantia , muntere bienen, experrectae apes.
ebenda; ziegen sind ein wacker, munder und lustig thier,
können wol klettern und steigen. CoLErRus hausb. (1640) 326;
es trabt der muntre gaul getrost auf ebner bahn.
DROLLINGER 84;
den himmel füllt ein muntrer sängerchor.
SCHILLER hist.-krit, ausg. 11,49;
die muntern thiere regen sich in sprüngen,
TıEcK Octavian, 5.7;
von menschlichen kräflen und eigenschaften? munterer fleisz,
ıcerrima sedulitas, studium incredibile STIELER 1241;
durchforsche mich, du wirst bei mir
ein munter ohr und auge finden. A, GRYPHIUS (1698) 2,9;
ein muntrer sinn bewegt die leichten säfte,
doch keiue seele wärmt das eingeweide.
ScHILLER Wallensteins tod 3,7;
rosenfrische jugend,
warme jungen mit dem muntern blut.
hisl.-krit. ausg. 1,186;
auch wo der inhaber solcher gemeint ist: muntre köpfe von
dieser art wollen sich alles selbst zu verdanken haben.
MUNTER 2700
1. E, SCHLEGEL 5,122; die muntere jugend, juventus experrecta
STEINBACH 2, 84;
manch mädchen prangt mit scheuer tugend,
das ingeheim zu Amorn fleht,
wann itzt im frühling muntrer jugend
ihr busen in der fülle steht. Uz 1,110;
zlückliche jugend, fern von sünden, muntres alter erwartet
lich, KLINGER Ölto 29,32; endlich von gegenständen, regsam,
Uink:
erhebe denn (mein geist) die muntern flügel
zu jenem geist, der alles trägt. DRrROLLINGER 12;
auf, rühret eüch ihr muntern saiten,
und flammet meine geister an,
damit ich eüern trefflichkeiten
ein würdigs opfer bringen kan! 78,
5) prädicativ, in den verbindungen munter sein, werden, einen
munter machen, finden, vielfach mit synonymen, wie frisch, rösch
4%. a.” munter sein, siudiosum et diligentem esse, magno studio
»peram navare STIELER 1241;
wil schon den winter weidlich spinnen,
solst mich stets rösch und munter finnen,
H, SacHs fustn. sp. 2,142,28;
so ist mein arbeit mir gesuna,
macht mich lustig, munter und rund,
all ungnad arbeit ich von mir, 36,288;
er tummelt meisterhaft den raschen schimmel,
er glänzt in bunter tracht und blankem stahl;
recht ritterlich erscheint er, fest und munter.
UHLAND ged. 438;
2s heiszt munter in etwas, bei etwas, zu etwas: (Mignon) war
eifrig ihm zu dienen, und munter, ihn zu unterhalten, GörHe
19,62;
im auslegen seid frisch und munter! 3,270;
vergl. mhd. möht er si (die ehre) koufen äne guot,
er wolt ir haben wunder,
und were dar üf gerne munder,
daz sim würde gar.
Konrad v. Würzsurg 379,49 Bartsch;
daz si ze strite munder
und z’eime kampfe würden. troj, krieg 25262.
c) adverbial: man musz die sache munter vornehmen, ma-
'uro opus est, omnibus impedimenlis rejectis aggrediendum. STIELER
‘241; wie viel seind die biszweilen fallen, damit sie desto
munterer wider aufstehen, und zorn und herz fassen von dem
“all selbsten? ScHUPPIUS 694;
munter entbrennt, des eigenthums froh, das freie gewerbe.
SCHILLER Spazieryang v. 101:
wenn gute reden sie begleiten,
dann flieszt die arbeit munter fort, glocke v. 12;
er hüpfet leicht und munter
von baum und busch herunter. GöTtar 1,43;
Nieszt wieder, bäche, munter
den grünen plan hinunter. Tixcx Octavian. s. 6;
3in werk munter angreifen. ADELUNG; als aufforderung: fein
nunter! ebenda.
3) munter, von dem regsamen, der sich nicht der ruhe oder
lem schlafe überläszt (gegensatz schläfrig): ein munterer wächter,
sycubige vigiles STIELER 1241; und must allenthalben in der
;tat zu allen wachen und zu allen toren hin und here reiten
ınd aufmerkung haben, ob die scharwachter, turner und hüeter
2ei den toren und swipogen munter weren. d. städiechron.
2, 325, 2;
die thore sind verwahrt, der muntern hüter schaar
besetzte steig und gang wie anbefohlen war.
A, GRYPHIUS (1698) 1,51;
der muntre hahn hat schon das landvolk aufgekräht. 549;
räufiger aber und schon früh geradezu im gegensatz zu einem
ichlafenden, als ein recht gebräuchlicher ausdruck auch des ge-
meinen lebens, in den verbindungen munter sein, werden,
machen w. ähnl.:
sö bin ich worden munder
und üz dem släfe erwachet. troj. krieg 14127;
rwuscht den lantzknecht oder gartbruder (der eingesohlafen
var) bei der kartausen, macht jn munder. Wıckram rollw.
146, 2 Kurz; der knan und die meuder erwachten zum ersten
und indem jener kröchzet, diese aber mit ihm bappelt, wurden
wir übrige allzusammen munder. Simpl. 3, 197 Kurz; da er
nunter ward, cum evigilabat. STEINBACH 2, 84; munter machen,
xecitare. ebenda; rieb mir die augen munter. THÖMMEL 5, 290;
1örst du, wie schon ganz Genua munter wird? ScHILLER hist.-
trit. ausg. 3, 330 (Fiesko 5,2 bühnenbearb.); der reiz, der mich
in tiefen nächten munter erhielt, ist hin, der mich morgens
1ns dem schlafe weckte, ist weg. GÖTHE 16, 99; als der thau,