2703 MUNTIEREN — MÜNZE
sonst in anmuntern, aufmuntern, ermuntern. umgelautet sich
münderen LExER wb. 1,2229; dem entspricht niederd. mündern,
ermündern, munter machen, aus dem schlafe bringen. DÄHNERT
314°; münnern, aus liefem schlafe wecken. FROMMANN 6, 357.
MUNTIEREN, verb. versehen mit etwas; als ein kunstwort der
französ. kriegssprache (vergl. über das aufkommen solcher worte
unter marschieren sp. 1675) aus monter im 16.—17. jahrh. einge-
Zrungen, nieder]. monteren , ascendere, equum conscendere, in-
struere, adornare KıLian, hochdeutsch als muntieren: ein wol-
muntirter soldat, armatus, cinctus, bene instructus miles STIELER
1242; und selbst als dichterwort angenommen?
der frühling, nach dem winter öd,
war nie so schön muntieret. SpgEE frutzn, 4,4 Balke;
schau da, wie schön muntieret,
wie schön geputzter hauf! 99,257.
ietzt wird das fremde montieren nur noch in technischer sprache
angewendet.
MUNZANMT, n. amt, aufsichtsbehörde über die münze.
MÜNZBELUSTIGUNG, f.: van der Kabel konnte der Has-
‚auer Krösus und sein leben eine münzbelustigung heiszen.
J. PauL flegelj. 1,3. das wort war ihm bekannt als buchtitel:
historische münzbelustigungen von Joy. Davıo KönLEr (22 theile,
seit 1729).
MUNZBESCHICKUNG, f. die gehörige legierung des goldes
und silbers, damit die daraus geprägte münze den richligen ge-
halt oder korn bekommt. JAcoBSsoN 3, 105°.
MUNZBUCH, n. 1) buch das rechnung über die in einer
anstalt geprägten münzen führt: münzbücher, codices monetales
FRISCH 1, 675°,
2) buch über münzwesen, numismatisches werk. CAmMpE.
MÜUNZE, f. moneta. 1) ein lehnwort aus dem lateinischen ;
indes nicht auf frühen, von Tacitus Germ. cap. 5 erwähnten geld-
verkehr der Römer mit den Germanen zurückgehend, sondern, wie
auch die verhältnismäszig junge form des wortes lehrt, wesentlich
später und zu der zeit übernommen, als die germanischen könige
in den früher römischen ländern das münzrecht an sich nahmen
und ausübten, wozu ste sich der vorhandenen römischen künstler
bedienten; von diesen ist mit der sache das wort gekommen und
zunächst in den merowingischen landen, sowie in England ver-
breitet worden. die umwandlung der form ist folge der auf das
wort übertragenen einheimischen betonung und der damit ange-
wandten deutschen lautgesetze (moneta gewandelt zu möneta.
und mit übergang des e in i nach deutscher art in bildungs-
silben, und dem dadurch bedingten lautwandel des o in u, mMu-
nita): altniederd. munita, moneta, nomisma Prudentiusgloss. in
Haupts zeitschr. 15, s. 527; ahd. muniza, moneta, mhd. munze,
münze; ags. mynet, engl. mint; fries. menote, mente, monte,
munte; das nord. mynt ist erst später aufgenommen. übergan
des wortes in das männliche geschlecht, wenn es ein einzelne:
geldstück bedeutet (nach pfenning), ahd.: ouget mir then muniz
thes zinses (ostendite mihi nomisma census). Tat. 126, 2.
2) münze bezog sich zufrühest nur auf silber- und kupfer-
stücke, die in den germanischen münzstälten geschlagen wurden,
während die prägung des goldes entweder in Byzanz oder, wenn
anderwärts, doch unter dem bilde oder zeichen des dortigen kaisers
geschah (daher das goldstück ahd. cheisuring, mhd. bisant, bi-
santinc); andenken an diese frühesten verhältnisse ist bewahrt,
wenn münze noch spät dem gold entgegengesetzt wird: auch was
geltz die herren ausz der losungsstuben also der stat pau-
meister geben, das ist alleweg muntz als pfenning oder haller
und kein golte. TucyErR baumeisterb. 66, 15, vergl. dazu ScHM.
it, 1632 Fromm. ;
man Ivhet eim yetz münz umb goldt,
Brant narrensch, 93, 20;
oder wenn bis jetzt münze bedeutet, was wir sonst kleine münze,.
scheidemünze nennen; münze vor grob gelt wechseln, mone-
fam crassiorem minululis nummis commulare. STIELER 1309; es
waren fünf und zwanzig scudi in münze. GÖTHE 34, 57;
kein wechsler wird das gold, wie er die münzen wählen.
HALLER schweiz. ged. 112 (frühere lesart kreuzer):
vergl. dazu münzgroschen, münzpfenning.
3) münze, als collectivbegriff, was an stücken aus einer münz-
anstalt hervorgeht, geld eines landes (gedacht als eine gesamtheit
des von den münzern gearbeiteten): die münze, gält, moneta
MaALER 294°; gold und silber gestempelt, d.i. mit einem
zeichen, für wie viel sie gelten sollen, versehen, sind gesetz-
liches geld, d. i. münze., Kanrt 5, 96; es heiszt münze schlagen:
und gehe dir gewalt eigene münze in deinem lande zu schlahen.
MÜNZE
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Macc. 15, 6; münze zeinen, metallo taleolas ferventes malleo
ubigere. münze schroten, metalli taleolas secare in nummarias
ılagulas. münze weisz sieden, malleatos nummos sarlagine
zoquere, vel medicata aqua cluere. münze auf gewicht be-
schneiden, monetales plagulas suo exemplari coaequare. das
runde an der münze einhalten, denliculatos rudium nummorum
margines exaequare. münze quetschen, feriendo rudiori nummo
'psum idonea latitudine ac crassitudine afficere. münze ab-
richten, Iubrica aequilitate nummos afficere. münze zeichnen,
marculo monetario nummum signare. münze aufziehen sive
probiren, materiam et opus monetarum explorare. STIELER 1310;
münze beschneiden, in betrügerischer absicht: münze beschneiden,
2umisma circumcisione minuere. falsche münze schlagen, nu-
nismatis materiam mixtura quapiam vitiare. 1309; jüden- sive
beschnittene münze, pecunia accisa, arrosa. 1310; münze fäl-
schen: in dreierlei weisz würd die münz gefelscht, erstlich
wann einer betrieglicher weisz eins andern zeichen darauf
;chlecht, zum andern, wann einer unrecht metall darzu setzt,
zum dritten, so einer der münz jre rechte schwere gewerlich
henimbt. Carolina art. 111; münze verschlagen, falsch prägen,
umprägen: keinerlei munz ich nit verschlaug (sagt ein krämer).
fastn. sp. 791, 29; münze ausgeben, verbreiten, wechseln, ein-
ziehen u. dähnl.; daz diu täch (dohle) gar gern pfenning auf
hebt und hät die münz liep. MEGENBERG 206, 32;
ir juden, suchet munz herfür,
ee man euch in den peutel stür, fastn. sp. 186, 12;
gute, schlechte, böse, baare, klingende, eigene, gangbare,
"Fremde münze; in Baiern gab es schwarze münze (aus 1 loth
'ein silber mit ebensoviel oder noch mehr zusatz kupfer) im gegen-
jatze zu der bessern Regenspurger weiszen münze, vgl. SCHM. 1,429
Fromm.; falsche münz oder pfenning, nummus adulterinus
MAALER 294“; guldine münz, nummus aureus, kupferne münz,
nonela cuprea, silberne münz, silberreich, argentum, monela
ırgentea. ebenda; dem bischoffe erteilt man ouch, swenne er
ajuwe herre wirt, daz er wol mag geben eine niuwe münze,
Basler rechtsquellen 1,8; man sol einem probst zinsen mit den
pfennigen und bi der münze, die man denn da in dem land
schlat, und gat und löifig ist. weisth. 5, 64 (Aargau, 15. jh.);
in der zeit was ain böse münz hie, die hieszen Regens-
purger. d. städtechron. 5, 51,28 ; fünfhundert wechszler mit aller-
lei münz in alle land gericht. Franx weltb. 207°; ‘ist es doch
als wenn ich einen bettelmann erschlagen hätte, so viel dreier
und zweier hab ich bei mir’: nahm darauf die groschen und
iegte sie besonders, die kleinere münze warf er unter die
jungen, dasz sie sich drumb schlagen mochten. Cnr, WEISE
erzn. 77 Braune, vergl. dazu kleingeld;
ir seit all ungetreu ainander,
und habt bös münz, das ist das ander,
und falsch richter und ungetreu amptleut.
fastn. sp. 296, 12;
sprichwörtlich: es gilt nicht überall gleiche münze. SıMRocK
sprichw. s. 386; es wird der welt noch fehlen an münz, an
holz und guten freunden, PısTtorıus fhes. par. 7, 16;
so wir hätten einen glauben,
golt, gerechtigkeit vor augen,
ein ell, gewicht, maasz, münz und geld,
so stünd es wohl in dieser welt. 5,50;
durch kauf, fürkauf und aufkauf,
böser münze freien lauf,
wird der arm’ gefressen auf. 6,64;
bei der münze musz man lehren (lernen),
wie sich thut die welt verkehren, 92;
man soll einen fürsten erkennen bei einer strasze, guter
münze und haltung beschehener zusage. 7, 9;
ain küng und fürst fast würt erkant
bei seiner liebsten diener stant,
und wi er helt sein münz und strasz,
auch frid und recht beschützen lasz.
SCHWARZENBERG 134°,
4) münze, in vereinzelnder bedeutung, das geprägte geldstück
ahd. als masc., vergl. oben 1): eine goldene, silberne, kupferne
münze; die Schweiz lJäszt keine goldenen münzen prägen;
ıltgriechische, römische, englische, französische, deutsche
münzen ; lederne münzen, vergl. ledermünze und nachher nr. 5;
die nach bestimpte inländische güldene münzen, so auch im
eich teutscher nation geschlagen. Ferdinands I neue münz-
rdnung von 1559 $ 70; dasz etliche die gülden und silbern
münzen ringern, beschneiden, schwächen, abgieszen, ausz-
wiegen, der untern schläge abcontrafiguriren, durch aufwechsel,
oder in andere wege damit gefährlicher weisz handlen, die
in {rembde lande auf gewinn führen, oder practiciren. 161: