2715 MURBEL — MURICHT
und frau Marie erhöht die lust
durch wurst und mürbebraten. Voss 6,159;
niederd. mörbrade, was in mehrbraten enistellt worden ist,
;p. 1889; vergl. dazu murfleisch.
MURBEL, m. das murmeln, gerücht: das trib sie oft, dar-
ausz ain argwonn ervolgt und volgends ain murbel. Zimm.
chron. 3, 552, 7. vergl. murmel,
MURBELN, MÜRBELN, verb. wie murmeln, murren: das ein
warer gedultiger mensch nit mürblet zwüschen den streichen.
KEISERSRERG Seelenp. 23°; wann das weib wie ein alte kuh
ı1erummurblet. ABELE unordn. 1, 178;
was er (der mann) schaff, red und gepit,
das sie (die frau) das Ihw und anderst nit,
on murbeln, unwiln und einred,
H. Sacus fastn, sp. 1,147,39.
air. murfeln, morfeln, mit nicht hinldnglich geöffneten lippen
und unverständlich sprechen. Scham. 1, 1647 Fromm. ; kärntn. mur-
‘eln, murmeln LEXER 194. vergl. auch gemürbel.
MUÜRBEN, verb. 1) mürbe werden: wo dann dasselbige theil
"des zweiges) auch solte anfahen zu mürben und zu faulen,
zo würde eine höle im stammen erfolgen. Sesız feldb. 328;
as ist schlimm, wenn solche alte schutzfelsen mürben und
faulen, PESTALOZZI 10, 70;
was bald mürbt,
bald verdirbt, Simrock sprichw. 386.
'jergl. ermürben.
2) mürbe machen, s. zermürben.
MÜRBICHT, adj. infirmus, debilis, imbecillis, languidus, ener-
‚is, invalidus. STIELER 1292.
MURBIGKEIT, f. das mürbesein? teneritas, murwekeit DreEr.
577°; mürbigkeit, mollitudo, mollitia, teneritas, fragilitas, defa-
'igatio, mansuetudo. STIELER 129? ; mürbigkeit des obstes machet
leicht faulen, pomorum mollities putredinem affert. ebenda;
nürbigkeit der kräfte, virium debilitas, imbecillitas, infirmitas.
'benda.
MURELN, MÜRELN, verb. s. unter murenzen,.
MURENTE, f. anas marila, moderente. NEMNIcH 1,278. der
2ame ist derselbe wie moorente, sp. 2517.
MURENZEN, verb. nach moor schmecken oder riechen (vergl.
las neutr. mur sp. 2712): ob die fische gerne darinnen (in
lem gutsteiche) wachsen? nicht muerenzen? HonsErG 1, 10°;
wann sie (die erde) widerwärtig, gesalzen, stinkend, kreidicht,
nurenzend oder salitrisch ist, gibt sie geringe hoffnung (zur
Fruchtbarkeit), 2, 11°. bairisch ist das sonst muereln, nach sumpf
ichmecken oder riechen! piscis Iutensis, fisch der murlet voc.
‚on 1618 bei Schm. 1, 1643 Fromm. ; (fische) die nicht schleimerig
;eind noch mürelen. WirsungG arzneib. (1572) 512.
MURFELN, verb. mit geschlossenen lippen kauen, wie alte zahn-
'ose leute, ScHM. 1,1647 Fromm. ; das alte weib, die kuh murfelt,
»henda :
er murfelt recht wie ein alte geisz,
lie in irem halse
kein guten zan mer weisz, bergreien 1536 nr. 50;
das alte weib) hat kein zahn im maul mehr nit,
sie murfelt, als wie ein eichhorn.
J. AYRER fastn. sp. 12° (2393, 22 Keller);
2s ist iterativ von murfen, nagen, mhd. wb. 2, 1, 276°, alemannisch
mürpfen und murpfen: mürpfen, caprarum est, attondere, die
gitzlin mürpfend das zart gesteüd ab, aftondent virgulta tenera
;apellae. MAALER 295°; die gitzlin murpfend oder kifflends ab,
ıltondent virgulta capellae. 296°; im Aargau murpfe oder mürpfe,
beim essen den mund vollstopfen. HUnzıkeR 186; auch kärntn.
murfeln, mit geschlossenen lippen kauen, dermurfeln, zerstücken,
jerkleinern LEXER 194; bair. gehört dazu die murfel, kauendes
weib und gesicht, maul, schnauze. ScCHM. a. Q. 0.
MÜRFELTHIER, n. für murmelthier, umdeutschung mit be-
ug auf murfeln ; als schelte das murfelthier von einem murrenden
weibe. Scum. 1, 1647 Fromm. ;
du mürfeltier, du herhur, du lasterschnabel.
fastn, sp. 255,16,
MURFLEISCH, n. mürbes fleisch, das fleisch unter den nieren
ım rückgrat? den mit mehr grober feuchte dann mit geblüet
besetzten theilen desz leibs, als do ist die feiste, das mur-
leisch. TAURNEISZER beschreib. influent. wirk. aller erdgewächse 17.
vergl. mürbebraten. .
MURICHT, MÜRICHT, adj. mooricht, vergl. das neutr. mur
;p. 2712: unsere bölhinen (bleszhühner) habend allzeit ein un-
lieblichen und mürächten geschmack. HEusıin vogelb. 22°; das
wasser ist mürecht und trüb. Herr feldb. 24°; wo der grund
ıügelecht, rot und murecht ist, der unten ein festen küsz
MURK — MURKSEN 2716
ıat, da find man gut beständig wasser. SeBiz feldb. 16; wann
ie (die erde) von platzregen nicht kotecht und murecht wird. 22.
‘air. muerig, morastlig Schm. 1, 1643 Fromm.
MURK, adj. kurz, wie ein stumpf: dasz es aber ein meer-
kalb sey, zeigt an die gespalten zungen, murggen, spitzigen,
scharpfen zän. Forer fischb. 103°. das adj., dem sinne nach
‚on mhd, murc, faul (eigentlich zerfallend), abstehend, gehört zu
lem folgenden subst.
MURK, m. 1) ein brocken, abgebrochenes stück: (ein geiziger
neier) gedacht einen sinn, wie das er sie (kinder) des weck-
»rots müd wolte machen, und schnit in ein molkenkar von
ıerten rinden des brots. als die kinder kamen, ..da liesz
ır sie in und schlosz die thür zü, und begosz da die suppen
oder das weckbrot, und der murken waren vil mer wan die
kinder möchten usessen. Ulensp. 7, s.9 Lappenb.;
auch wann du iszt, schneid grosze schnitten,
dick murken auf der knebel sitien.
Grobian, NZ (v. 3294);
Jim. mürklein:
den hündlin brockt man mürklin dar,
zergrümelt und verbröckelt gar. ebenda (v. 3299);
fränk. murk, schweiz. mürgkeli, brocken, z. b. brotes ScHM. 1, 1649
Fromm. ; unterrhein. murken, brotstücken KEHREIN 286; wergl.
nurkeln.
2) murk, ein unferliger, in wachsthum und sprache zurück-
ıebliebener mensch: dir ist nützer du seiest ein murk als ob
lu nit kunnest reden, weder das du verderbest. KEISERSBERG
siben hauptsünd (1510) M 2°. vergl. dazu in Schaffhausen das
nurggeli, knirps, sonst auch compacter knorrichter auswuchs an
#nem brot. STALDER 2,221. vergl. murks.
MURKELN, vwerb. in kleine, unregelmäszige stücke schneiden,
ızuf üble weise klein schneiden: murklen, panem non aeque
'ecare, das brot unrecht schneiden ScHotTEeL 1367; in Leipzig am
ırode rummorkeln, ungeschickt abschneiden ALBRECHT 172°;
jair. den flachs murgkeln, ihn aus dem groben brechen, vor-
’rechen, die murkel, grobe brechel Scam. 1, 1649 Fromm.; in
yiebenbürgen morkeln, stückweise arbeiten, schneiden, sprechen
4.8. w. FROMM. 5, 179,167; in Schwaben murkeln, papier, tuch
4. dergl. unordentlich zusammen rollen, beim spiele betriegen,
ındeutlich sprechen, weil man mit der wahrheit nicht heraus will
SCHMID 395; schweiz. aber intransitives murggelen, schrumpfen.
STALDER 2,221. allen diesen bildungen , wie weit sie auch der
‚edeutung nach auseinander gegangen sind, liegt die vorstellung
des bröckelns und zerfallens und dieselbe wurzel zu grunde, die
n mürbe (sp. 2713) vorhanden ist. vergl. auch murken und
nurksen, murzein und murzen.
MURKEN, vwerb. wie murkeln: unterrhein. das brot in stücke
ichneiden. KEHREIN 286; in Siebenbürgen murken, mit den händen
susammendrücken, kneten, sonst machen, thun, treiben, agere, ze-
murken, glattes zusammendrücken, zerkniltern. Kramer Bistritzer
dial. 94; niederd. murken, ermorden, tödten. brem. wb. 3, 266 ;
sonst aber drucksen, zögern, zaudern:
uns lockt frühling auch aus engem haus,
der gelehrte mag am pulte murken.
A. W. ScHLEGEL 2,197;
im Göttingischen murken, murren, brummen. SCHAMBACH 140°
MURKI, n. kurze muntcre tanzweise, bei der der basz durch-
weg aus gebrochenen octaven besteht. im ersten drittel des 18. jahrh.
znem offenbar bäuerlichen tanze aus Süddeutschland entlehnt,
1äufig componiert, und noch lange nachher literarisch bezeugt:
wenn wir nun der menuet genug hatten, so ersuchte ich
len vater um andere tanzmusiken, dergleichen die noten-
dücher in ihren giguen und murkis reichlich darboten. GörTHE
25, 275; stand nicht neben ihm der orgelstuhl als der thron,
auf den ihn allemal an aposteltagen der schulmeister durch
Jrei winke gesetzt hatte, damit er durch ein plätscherndes
murki den kirchensprengel tanzend die treppe nieder führte?
N. PAUL Qu. Fizl. 71; ich kann kaum die minute erharren, wo
ich .. meine murkis vororgle. biogr. belust. 1, 125.
MURKOLBE, m. cottus gobio, kaulkopf, eine fischart. NEMNICH
1259,
MURKS, m. 1) grunzton der schweine. AvDeLunG. vergl.
nurksen 2.
2) ein kleiner, unansehnlicher, auch mürrischer, verdrieszlicher
mensch, ebenda. vergl. murk 2; niederd. murk und murks.
rem. wb. 3, 205; in Pommern murks auch ein kleines thier.
DÄHNERT 316°,
MURKSEN, verb. iterativ zu murken. 1) schlecht und wieder-
20lt schneiden: in den mundarten. des aesamten Deutschlands weit
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