Full text: L. M. (6. Band)

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2833 MUTWILLE 
3) in geschärfter bedeutung, mutwille, Just zum frevel und 
hre beihätigung, leichtfertige bosheit: 
quement thara (zum jüngsten gerichte) ouh thanne thie 
uu6negun alle, 
thie hiar gidätun follon then iro muatuuillon, 
OrrrıD 5,19,6; 
wenn arme) muthwilliglich und unbillicher weisz, in recht 
ımbziehen und beschweren möchten, nachdem sie jhnen 
ıachmals den kosten nicht bezahlen mögen: ist solchem 
nuthwillen zu fürkommen geordnet, dasz einem cammer- 
eichter macht und befehl gegeben werde, dieselben, so sich 
solcher muthwill erfinden wird, . . zu strafen, kammergerichts- 
ardnung von 1500, lit. ıx; in was unerhört, barbarisch wesen, 
der kriegsleuth muthwill, nunmehr gerathen, so eben so 
wenig ihrer freund, und der unschuldigen in jhrem eigen 
;atterland, als jhrer feind, mit raub, plündern und andern 
sträflichen unthaten, verschonen. reichstagsabschied zu Frankfurt 
on 1569, $ 50; 
grosz mutwill treibt dich zu der sach, 
dast weder trew noch ehren achst (bettelmann zum 
landsknecht), H.Sacus fastn. sp. 1,120,188; 
wo aber kein frid helfen wil, 
so wer dich des feindes muetwil! 2,21,280; 
es heiszt des mutwillens pflegen, ihn üben: ein iegleich üppig 
zemain, dä ainr dem andern niht gehörsam wil sein, und 
äin iegleicher mit dem andern muotwillens pfligt. MEGENBERG 
300, 31; auf das sonst niemand an Daniel mutwillen übet. 
Dan. 6,17; und befestiget die burg David mit starken 
nauren und thürnen, und besetzt sie mit einem gottlosen 
ıaufen, der allen mutwillen drauf übet. 1Macc. 1,36; mut- 
willen thun, betreiben, treiben: mit yederman mütwillen 
reiben und beleidigen, coaequare omnia ad suas injurias el 
übidines. MAALER 296°; sie haben einen mutwillen und tor- 
heit gethan-in Israel. richt. 20,6; ein narr treibt mutwillen. 
»pr. Sal. 10,23; die liebe treibt nicht mutwillen. 1 Cor. 13, 4 
(% ayanın 00 mEQTEQEETAL, golh. Friapra ni Nauteip); die 
Tattern (Tartaren) trieben unerhörten muthwillen in der stad 
zilgenberg. HENNEBERGER greusz. landiafel 141; 
ir hoemoit sus [ein] ende gewan, 
daevan vreude hedde manch man, 
want si bedreven moitwillens vil. 
d. städtechron. 12,256, 487; 
mutwillen verbringen, anrichten: der mönch seinen teufe- 
ijsehen mutwillen an dem frommen unschuldigen christen 
‚erbracht. HENNEBERGER preusz. landtafel 9; 1515 die pfaffen 
nit ihrem bannen viel mutwillens anrichteten. 87; 
kem aber niemandt der dich strief, 
der mit gwerter handt nachlief, 
;o richt erst allen mütwill an, 
was nur dein lust erdenken kan. 
ıber und drüber was du finst, . 
)isz dasz dir ist der mütwill ausz, 
so lüg dann wie es steh im hausz. 
Grobian, P4" (v. 3916); 
ın jrem zorn haben sie den man erwürget, und in jrem mut- 
willen haben sie den ochsen verderbet, 1 Mos. 49,6; der 
zottlose rhümet sich seines mutwillens. ps. 10,3; herr las 
Jjem gottlosen sein begirde nicht, sterke seinen mutwillen 
ıicht, 140, 9. 
4) andrerseits in milderem sinne, begehren, streben, verlangen 
‘vgl. mut IL, 4, a sp. 2789), namentlich auf sinnliche lust und 
»ergnügen gerichtet , und solches vergnügen selbst: cleider und 
„Jeinet nach allen lust der frauen machen und nachlassen, was 
sie anfaht, allen mutwillen günnen und gestatten. KEISERS- 
jERG narrensch. 76°; darzü hab dir ouch bilder und gemäls, 
yuch was alle kunst züm mütwillen erdenken kan. S. FRANK 
;prichw. 2,25°; nun jetzt habe ich dir deinen mutwillen er- 
‘allt und alles gethan, was du begeret hast. AYRER proc. 1,12; 
ıuf die kurze wohllust (in diesem leben) folget ewige pein, 
ınd ist unänderlichen angesriben: wi vil einer alhir mut- 
willen gehabt, so vil solle ihme auch qwahl eingeschänket 
verden. Burschky kanzl. 745; leichtfertige mägde, welchen 
zar zu groszer muhtwille gestattet wird, also dasz sie nicht 
vissen was sie fressen oder saufen, oder sich köstlich genug 
<leiden wollen. ScaupPPIus 511; 
dort lasset man schon ab, da man ausz dem vorlasz 
erfrischet mit dem most den mund und den muhtwillen, 
WECKHERLIN 776, 
5) daher mutwille, verhüllender ausdruck für wollust, geilheit, 
leischliche lust? lascivia, mütwil Dier. 319°; voluptas, mutwi! 
328°; vergl. mnd. moedwille, lascivia, petulanlia, protervia, libido, 
DIE 
MUTWILLE 2834 
mtumacia‘ Kırıan; der mütwill, unordentlicher glust und be- 
rd, libido, mütwill im worten und werken, getulantia MAALER 
96°; sie schenden jre eigene schnur mit allem mutwillen, 
je notzüchtigen jre eigene schwestern. Hes. 22, 11; ist deine 
ochter nicht schamhaftig, so halt sie hart, auf das sie nicht 
ren mutwillen treibe, wenn sie so frei ist. Sir, 26, 13; wie 
jel sie sich herrlich gemacht, und jren mutwillen gehabt 
at. offenb. 18,7 (variante; geil gewesen ist); disz jar warden 
lie teütschen herrn von jrem hauptschlosz Menaburg ver- 
riben, von dem künig von Poland, darumb das sye jr tochter 
nütwillen anlegten. S. Frank chron, (1531) 209°; da kam ein 
nutwilliger jüngling genannt Marius Curtius, der begert, wann 
gan ihm sein mutwillen wolt lassen ein jar, also, bei wel- 
‘her frauen er wolt schlafen, dasz ihm dasz verhängt würde... 
3LANK Rom (1614) N4°; wie man dem pferde die wollust und 
len mutwillen benehmen wolte, dasz es nicht auf andere 
springen ‘oder sich an die stutten kehren solte. ÖLEARIUS 
ers. reise 314; hier wie an die bedeutung 2 anrührend: 
so bistu doch in dem nicht gescheid, 
das du jhr den mutwillen zusichst, 
ihr nicht nachlauscht oder zusprichst, 
wo sie umbziehe den samstag. 
so wol keim weib ich trauen mag, 
wie jhn auch nicht zu trauen ist, 
J. Ayrer 835” (1677,19 Keller). 
6) der adverbiale genitiv mutwillens, in der älteren sprache 
nit der bedeutung in frevelhafter absichtlichkeit (vergl. mutwille 
ı und 3): so jemand sein eigen kind mutwillens erwürgete. 
‚UTHER 5, 252°; der da wil mutwillens des teufels eigen sein. 
05°; ein unterscheid machen zwischen den frawen oder 
veibsbilden, so die frucht ungerne tragen, mutwillens ver- 
varlosen, oder zu letzt auch hböslich erwürgen und umb- 
ringen. 8, 46°; aber mutwillens wollen sie nicht wissen, das 
ler himel vorzeiten auch war. 2% Peir.3,5; aber mnd. möt- 
villens , mötwillinges mit freiem willen, aus eigenem antriebe 
SCHILLER-LÜBBEN 3, 129°; mnl. moedwillens, ultro, sciens volens- 
ı1ue, dedita opera KILIAN. 
7) die neuere bedeutung von mutwille, wie sie sich seit dem 
8. jahrh. ergeben hat, ist zunächst die fortsetzung von oben 
3 und 5: muthwill, petulantia, procacitas, protervia, lascivitas 
*RıscH 1,678; neben der schärferen bedeutung aber, die sich 
‚och bisweilen geltend macht: hösen geistern ist macht über 
ıns gelassen, dasz sie ihren höllischen muthwillen an unserem 
erderben üben. GöTHE 8, 155; der muthwille des pöbels steigt 
ndlich bis zu einem lauten tumult. ScHiLLER hist.-krit, ausg. 
„84; ich bitte euch, ehrwürdiger bruder, mir zu sagen, wie 
ch den guten willen unseres vaters gewinnen kann; gern 
vürde ich ihm meine verehrung erweisen, damit er des muth- 
villens nicht mehr gedenkt. Freytag ahnen 4,49; hat sich 
ine mildere herausgebildet , mit leise tadelndem sinne, beinahe 
wie leichtfertigkeit (AdeLunc): Schach-Baham ... konnte doch 
elten dahin gebracht werden, unsern jugendlichen muthwillen 
üchtigen zu lassen. WIELAND 6, 212; der leichtsinnige muth- 
ville, womit einige die freiheit der damahligen zeit zu misz- 
‚rauchen anfıngen. 282; so wenig antheil an der abge- 
;schmackten posse nehmen, die das erdenvolk mit so viel 
lummer feierlichkeit auf der einen, und mit so viel kindi- 
schem muthwillen auf der andern seite spielt. 8, 80; sticht 
lich der muthwille, dasz du mich aus der küche herein- 
jexierst? GöTHE 7, 120; eigentliche bosheit war vielleicht nicht 
in diesem verneinenden bestreben; ein selbstischer muthwille 
mochte sie gewöhnlich anreizen, 17, 246; 
Jasz niemahls deinen witz auf kosten andrer glänzen; 
lasz deine freude nie in muthwill übergehn. 
GOTTER 3, LXXU; 
der dämon, der in tausend truggestalten 
muthwillen treibt mit jungen und mit alten; 
bald wie ein lächelnd kind um Hebes busen spielt, 
bald fröhlich-wild, gleich einem rohen knaben, 
den bogen spannt und gar nach göttern zielt ,.. 
WIELAND 21,193; 
und selbst ganz ohne solchen tadelnden sinn, nur wie muntere, 
ungebundene fröhlichkeit: er zeigte keine härte, und sein muth- 
ville war zugleich gefällig. GöTHE 19, 104; wie wohl mir ward 
nit dir, wie ich allmählich aus deinem frohen muthwillen 
nuth zum leben einsog. Arnım Hollins liebeleb. 8 Minor; den 
ınschuldigen muthwillen entfesseln, dessen befriedigung eines 
‚er bedürfnisse der menschheit ist. JAacoBs verm. schr. 3, 42; 
ich wollte keine spiele, scherze kennen, 
muthwill und lachen blieb ich abgewandt. 
TizkckK Octavian, 251; 
178
	        
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