343 LÄUGNEN — LAULICH
grosz. 777; er leugnet stark, er habe es nicht getahn, con-
stanter negal, se auclorem esse. STIELER 1150,
y) statt des abhängigen satzes ein doppelter accusativ ?
sie laugnt jn ein verschnitten mann (dasz er ein verschnittner
mann sei). H. Sacus 5, 221°.
4) läugnen, sich etwas anzugeben weigern, verhehlen * der könig
antwortet, und sprach zum weibe, leugne mir nicht, was ich
dich frage. 2 Sam. 14,18; und obs die fürsten erfüren, das
ich mit dir geredt habe, und kemen zu dir, und sprechen,
sage an, was hastu mit dem könige geredt, leugne es uns
nicht. Jer. 38, 25; was leugnestu lange, was dir fehlet, quid
occultas, cur tegis vitia tua? STIELER 1150.
5) läugnen, abschlagen, verwehren: will jemand aus der stadt,
den soll man das nicht läugnen. Amberger stadtrecht von 1310
hei SCHM. 1,1454 Fromm. ; laugnen im kartenspiel, renoncer, ver-
neinen, dasz man eine verlangte farbe habe, indem man eine
andere abgibt. ebenda.
LÄUGNER, m. der da läugnet: negator, laugner, leuker
Dıer. 377°; leügnende, leügner, negans, recusator MAALER 269°;
löugner oder abred einer schuld, der keins dings so er an-
klagt wirdt, gichtig ist, inficiator 275°; auf religiösem gebiete ?
himmel und hölle sind (im koran) den bekennern und läug-
nern zugedacht. GÖTHE 6, 34;
zweifler, und leugner, und echristen. KLoPstocK 6, 18.
LÄUGNERIN, f. femina negitans, abnuens. STIELER 1150.
LÄUGNERISCH, adj. und adv. negans, negitans, negalivus.
„egalive. ebenda,
LÄUGNUNG, f. das läugnen, mhd. lougenunge: negatio leug-
nunge, leukunge DıEr. 377°; löugnung, das löugnen, inficiatio
MAALER 275°; die läugnung, negatio, infiliatio STEINBACH 1, 1000
LAUGOLD, n. falsches, aus messing zu dünnen blätichen ge-
triebenes gold, rauschegold, knistergold. AvdeLunG, mit dem masc
laugoldschläger, der solches verferligt.
LAUHEIT, f. das lausein? tepor lauheit, laweheit Dıger. 578°;
lewhait, lawhait, layhait nov, gloss. 361°; die lauheit der luft;
lauheit der gesinnung; wie der vorsteher die gelegenheit er-
griff, uns an den bischof von Laodicea und an die grosze
gefahr der lauheit die man uns wollte angemerkt haben zu
erinnern. GÖTHE 23, 178.
LAUHERZIG, adj.: sie werden biszweilen lauherzig, und
verlieren den mut. FıscHART bienk. 244°.
LAUICHT, adj. tepidus. STEINBACH 1,990; bei STIELER 1079
auig.
LAUIGKEIT, f. lauheit: läwigkeit, tepiditas, tepor DAsYP.;
lauigkeit, fepor STEINBACH 1,990; in übertragener bedeutung:
das ist als von dem ich red, das wir also löuwe anhin gon
hüt und morn, und nemen unser selbs nit war, und leber
also in löuwigkeit, wir werden keins zünemens in uns gewar
wir sint noch als vor. KEISERSBERG bilg. 133°; zum sechsten
läwikeit scheinet sei bescheidenheit. seelenparadies vorrede 3°
so natürlich aber die bereitwilligkeit ist, dem künstler das ver:
dienst der erfindung zu erlassen, eben so natürlich hat dar
aus die lauigkeit gegen dasselbe bei ihm entspringen müssen
LESSING 6,448; (es wird) den Deutschen immer den vorwuri
einer unentschlossenen lauigkeit zuziehn, dasz die reinsten
dichter ihrer sprache in schulen und bei erziehung der jugend
überhaupt so vergessen und hintangesetzt werden, wie keine
benachbarte nation es thut. HERDER; als er merkte, dasz..
lauigkeit von mehreren seiten die (kriegs-) fahrt für das mal
in die länge ziehe, redete er aus einem ganz andern tone.
DaHLMANN dän. gesch. 286.
LAUINE, f. s. lawine.
LAUKE, m. wie lauge sp. 339 der fisch cyprinus leuciscus ?
rottlen, lampreden, lauken frisch. WiIcKram bilg. E3, bl. 16.
LAULICH, adj. 1) dem lauen ähnlich, fast lau, mhd, im adverb
;eweliche fepide (LeExer handwb. 1,1841) bezeugt, wie später:
tepide lawelich, laelich, laelichen Dızer. 578°; laulich (neben
lauig und laulicht) STıELER 1079; laulich, fepidus, tepulus, tepe-
füctus STEINBACH 1,990; in eigentlicher bedeutung (vergl. lau 2,
sp. 285): die mucken sitzen auf ein laulichen hafen, aber nil
auf ein siedenden. LEHMANN 1,365; der alte Fonseca beliebte
sich auch einmal zu netzen (baden), und die alte haut durch
ein lauliches wasser zu kützeln. polit. stockf. 344;
über die wiege Virgils kam mir ein laulicher wind.
GöTEE 1,347;
da eilen und kosen
in lustigen tänzen
die laulichen lüfte. 2,42;
LAULICH — LAUNE 344
Irauf, dem herde genaht, zerwühlt sie die lauliche asche,
Voss Ovid metam. 8,641:
egeten wir auf gewande den schönen leib, den wir sauber
wuschen in laulichem wasser und salbeten. Odyssee 24,45;
m halbzirkel umher, an dem lachenden golf entlang,
ınabsehlich benetzt von dem laulichen wogenschwall,
iegt von schiffen und hohen gebäuden ein weiter kreis.
PLATEN 120 (bilder Neapels).
2) übertragen (nach lau 3, sp. 286): dasz das wohlwollen um
;o schwächer und laulicher werde, SCHILLER 764; jeden, der
lie partei des kofes nur laulich nahm. 846;
ach! lieber mensch! erkenne recht,
wie es so laulich und sehr schlecht
im christenthum hergeht.
singende und klingende berge, Bergisches
gesangbuch no. 411;
doch, dasz mein vaterland mich nicht als laulich schelte,
sollst du die probe sein, wie viel es in _mir gelte.
J. E. SCHLEGEL 1,352;
so laulich, so zerstreut, von weltlichen gedanken
so angefochten und gepreszt,
so — dasz ichs selbst nicht weisz — war ich in meinem leben
an keinem Sankt-Kathrinenfest, WIELAND 21, 175.
LAULICHKEIT, f. tepor. STEINBACH 1,990: um die laulich-
zeit des zeitalters aufzuschrecken. FıcurE appellat. 14; sie be-
<lagten die laulichkeit des bruders Friz, und fürchteten die
änwirkung der berlinischen hofluft, die damals sehr dumpfig
var. Voss wie ward Fritz Stolberg ein unfreier s. 12;
auch zu Laodicea erhielten
Epaphras brennender eifer, und seine gebete noch lange
einige bessere seelen in unverlöschender liebe
zu dem gekreuzigten. aber zuletzt sank Laodicea
ganz in laulichkeit hin. KLOPSTOCK 4, 206.
LAULICHT, adj. und adv. ein wenig lau, neben laulich (s. oben)
‚on alters her gebraucht: tepidus lovlicht DıEr. 578°; tepidulus,
äwlecht Dasye.; lauwlächt, subfrigidus, lauwlächtig, subfrigide
MAALER 265°; in übertragener bedeutung: es glaubt sich schwech-
icht und bett (betet) sich laulicht, wenn die zehen gebot, und
sonderlich das siebende, und das ander mit dem eide, einem
m wege stehet, wie ein fester und zeher knawer. MaATHEs.
Sar. 40°; der anfang hitzig, das mittel lawlecht, das end ist
erfroren. LEHMANN 1, 303; er gehet laulecht mit mir üm,
multum imminuit de consuetudine antiqua, amor ejus erga me
'laudicat. STIELER 1079; so lange Otto lebte, ist kein papst in
Tridericum gedrungen. zum wenigsten klinget es sehr laulicht,
venn Honorius schreibet . .. Haun hist. 4 (1724) 141, not. c;
lenn seine liebe zu Lisetten allgemählich anfienge laulicht zu
werden. Salinde 249; welches in diesen indifferentistischen
ınd laulichten zeiten was rares ist. Liscov 120.
LAULING, m. lau im glauben, indifferentist; bei Campe als
‚on Daniel Klesch im 17. jahrh. herrührend.
LAUM, m. flamme und dampf, dunst, ein altes, wenig be-
seugtes wort, zufrühest in der letzteren bedeutung in der Meinauer
zaturlehre nachweisbar; anders der mage wirt zehant vol boser
"uhtekeit, die der mage samenot von der ungesuntheit dez
ibes. unde der böse loum der betrubet die hirne. s. 8 (die
nandschr. 1öm, was Wackernagel in toum dndert); und nachher
zoch mehrfach: laum flamma, unde dicitur der laum hat in das
3ssen geschlagen. voc. inc. theut. m 2‘; ambrosienkraut dienet
wider die übrigen mutterflüsz, dampfbäder oder bähung darvon
zemacht, und den laum darvon in die mutter empfangen durch
an trechter. TABERNAEMONT. (1687) 50; da war die luft etwas
Junkel wie laum und rauch ob dem wasser. von der welt lauf
(1592) no. 39; vom laum und dampf der steinkohlen, Frısen
L, 587° aus Rırr spiegel der gesundheit. die form lahn sp. 77
ist wol eine verstümmelung von laum, rücksichtlich dessen a.a. 0.
zuf die nächsten verwandten ags. leoma, alts. liomo hingewiesen
wurde; da aber laum, von der wurzel luh leuchten entstammend
und verwandter zu lauch und lohe, für lauhm stehen musz
(wie leöma für leöhma, liomo für liohmo), so darf noch mehr
das golh. lauhmuni blitz angezogen werden, das mil seinem erwei-
terten bildungssuffize auf einen einfachern stamm lauhmön oder
lanhıman, nom. lauhmö oder laulıma hinweist, vol. LEO MEYER
jolh. spr. 227. 343.
LAUN, m. laune; vergl. das folgende,
LAUNE, f. menschliche stimmung.
1) wie das wort, lehnwort aus dem lat. luna, im deutschen
des müiltelalters von seiner eigentlichen bedeutung des mondes,
dann des mondenlaufes und mondwechsels zu der ihm jelzt und
seit lange eigenthümlichen bedeutung gekommen ist, weist WACKER-
NAGEL in Haupts zeitschr. 6, 143 ff. (== kleinere schriflen 1,251 ff.)
nach: jener beqgriff des wechselnden maondes gieng über auf das
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