Full text: L. M. (6. Band)

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ich lauschte mit Molly tief zwischen dem korn, 
umduftet vom blühenden hagebutt-dorn, 
wir hattens so heimlich, so still und bequem, 
und koseten traulich von diesem und dem, BÜRGER 58*; 
auch das hervorsehen aus einem versteck oder einer hülle be- 
zeichnend ? 
die traube winkt, die pfirsche zum genusz, 
die üppig schwellend hinter blättern lauschen. 
SCHILLER die erwartung ; 
hoch auf springt die bacchantin im tanz, dort ruhet sie 
schlummernd, 
und der lauschende faun hat sich nicht satt noch gesehn. 
Pompeji und Herculanum ; 
die schalkheit lauscht im grünen halb versteckt, Görux 9,131; 
junge, hübsche angesichter 
lauschen aus kapuz und linnen. H. Herne 18, 58, 
6) am häufigsten drückt in der heutigen sprache lauschen das 
scharfe aufmerken mit dem ohr aus. auch hier verbleicht der 
niedrige nebensinn des böswilligen aufmerkens, den noch HEDERICH 
(1729): lauschen was einer redet, aucupari sermones alicujus 
s. 1495, und Frisch: lauschen an der thür, auscultare ad januam 
1, 588° durchblicken lassen, sobald die dichter sich des wortes be- 
mäüchtigt haben. Es steht 
a) absolut: hat ein lauschender waldgott mich geweckt? 
S. GEsznER 3,249; so blieb er ganz nahe im gebüsche stehen, 
und lauschte mit gerecktem ohr, einem jungen faun nicht 
unähnlich, der ein paar nymfen belauscht, die mit einander 
abreden, wo sie diese nacht sich baden wollen. WIELAND 
11,255; versunken in lauschendem entzücken. KLINGER 2, 356° 
fangt an! ich glühe bereits; fangt an, holdselige saiten! 
entzückt der Eccho begieriges ohr! 
tönt sanft durchs ruhige thal! da lauschen furchtsame nymphen. 
nur halb durchs junge gesträuche bedeckt! . 
Uz (1768) 1,8 (der frühling, vom }. 1742) : 
er hält den athem an und lauschet. WıELANnD 21,254; 
und neidisch alle musen lauschen. GorTrTER 1,154; 
und horch! da sprudelt es silberhell, 
ganz nahe wie rieselndes rauschen, 
und stille hält er, zu lauschen, ScaiLLER bürgschaft; 
das kloster ist hoch auf felsen gebaut, 
der Rhein vorüberrauschet, 
wohl durch das gitterfenster schaut 
die junge nonne und lauschet. 11. Heine 18,46; 
das meer ist still, nicht eine welle ruft, 
and lanschend stehn geblieben ist die Iuft. 
LenaU Faust 157; 
pin lauschender mund, der den gesichtsausdruck des Inuschen: 
zumeist ausprägen hilft: 
sieh, wie mit lauschendem mund 
und weit geöffnetem auge die hörer alle passen. 
WıgLAanND 22,7 (Uberon 1,8). 
b) mit dativ: lauschte sie nicht seinem athemzuge? GuTzKow 
riller v. geist 6, 361; 
die ihr, voll ungeduld, dem glockenschlage lauscht. 
GOTTER 1,176; 
und lausche, mit geneigten ohren, 
der freundschaft tröstendem gesang, 
dem rath, den die vernunft gebohren! 220; 
so erfreuen wir uns der langen nächte, wir lauschen, 
husen an busen gedrängt, stürmen und regen und gusz. 
GÖTHE 1,286: 
nimmer lausch ich deiner waffen schalle. 
ScCHILLER rduber 2,2; 
oft sprachst du mir von meines vaters thaten; 
du weiszt, wie ich dir lauschte. FPhddra 1,1; 
;raurig sasz die jungfrau dort, 
lauschte nächtlichem gesange. UHLAND ged. 9; 
lie aufgeschrackte seele lauscht dem winde. 
LenaU neue yZod. 161. 
c) mit adverbien und präpositionen: lauschte ich oft von des 
‚aters lippen auf die thaten der edien Griechen. KLINGER 2,146: 
indem sie sangen, schwieg der wind ım hain, 
jer himmel hörte zu, das volk der luft 
lauscht auf ihr lied, versteckt in dunkles laub, 
die kleine Lalage lauscht auch darauf 
im krausen schatten vom gehbüsch. 
Gar, E, v. Kısıst (1765) 100; 
ach tausendmal wirst du (sonne) meerunter sinken, 
eh dieses auge wieder sich berauscht 
von seligkeit, in seinem (des freundes) lächelwinken, 
wenn er auf lieder lauscht! 
KArRscHIN in Voss’ musenalm. von 1798 s. 79 
was ist des menschen klugheit, wenn sie nicht . 
auf jener willen droben achtend lauscht? GöTHE 9,34 
hier sprechen edle männer, nach gesetzen, 
und krieger lauschen auf gemessnes wort. 370; 
als ich gieng die fur entlang, 
lauschend auf der lerchen sang. UaLAanD ged. 49; 
LAUSCHEN 
LAUSCHEN — LAUSCHIG 
er lauschte im die nacht hinein; 
ihr bäume haftet an der mutter hrust, 
woraus hervorquillt der geheimniswust, 
ihr lauschet mit den wurzeln in den grund, 
doch gebt ihr nichts aus seiner tiefe kund. 
LENAU /aust 21; 
empor lauschen : 
traurig tönt das glöcklein nieder, 
schauerlich der leichenchor; 
stille sind die frohen lieder, 
und der knabe lauscht empor. UHLANnD ged. 13. 
d) mit abhängigem satze: denn was ist doch in aller welt 
mancher krämer?..ein mann, der in der ganzen welt herum 
lauscht, ob nicht irgendwo eine ärmere nation sei, welche 
sin stück arbeit um etliche pfennige wohlfeiler macht, Möser 
vafriof. phant. 1,34; nur hier und da, unter gestein und ge- 
strüppe, hlinkte es (das gewässer) hervor, und schien heimlich 
zu lauschen, ob es ans licht treten dürfe, und endlich kam 
eine kleine welle entschlossen hervorgesprungen. H. HEINE 
1. 108 
o lasz mich sehen, 
oO lasz mich lauschen, 
wo lüftlein wehen, ; 
wo bächlein rauschen. RöcKeERT 24; 
sie setzt sich vor des geliebten zelt; 
sie lauscht, wie ferne das kriegshorn gellt. 
FREILIGRATH ges. dicht. 1,36. 
e) völlig vereinzelt ist KııncErRs lauschen mit dem accusaliv, 
lauschend vernehmen: wenn ich diesen laut mit heller stimme 
in meine laute sänge, wie er in meinem geist hallt, und der 
liebesengel trüge diese melodie zu den ohren meiner liebe, 
sie lauschte ihn, lauschte, wie dieser klang in Amantes seele 
hallt, wie in keines menschen herz. die neue Arria 10; ich 
lauschte sie, als sie nach der chaise gehn wollte, und redete 
sie an. 70. 
„ LAUSCHEN, verb. lohen, flammen, ein vom vorigen ganz ver- 
schiedenes wort, jedenfalls aus lauchschen oder laugschen hervor- 
gegangen, von lauch flamma sp. 300 oder lauge flamma sp. 339 
iterativ gebildet und dem ahd. lougazan und lohazan, mhd. 
lohezen, gofh. lauhatjan leuchten am nächsten verwandt; das 
gewaltige fewer in der erden, das...gar liechter lohe her- 
ausz lauscht. MAThHEs. Sar. 36°; denn ob wol die liebe in der 
flitterwochen grosz ist und brinnet und lauschet liechter loh. 
so pfleget sie doch mit der zeit wieder abzunemen. hochzeit. 
pred. MA’. 
LÄUSCHEN ([läus-chen], n. kleine laus: 
läuschen hat sich verbrannt, 
flöhchen weint. hausmdrchen no. 30. 
LAUSCHER, m. subdolus venator, captator. STEINBACH 1,990; 
consiki alterius venator, der auf eines rathschläge achtung gieht, 
ein forscher, nachsteller, lauscher. Kırscnh cornuc.; in der 
neueren sprache als wort der gewählten rede für einen mit dem 
ohre scharf aufmerkenden: lassen sie mich erst zusehen, ob 
wir allein, .. ob keine lauscher. KLINGER 11,226; 
sie konnte mir kein wörtchen sagen, 
zu viele lauscher waren wach. 
ScHILLER das geheimnis ; 
wenn ein lauscher mich erspähte ? 
braut von Messina v. 1079, 
bei den jägern nennt man lauscher oder luser die ohren des 
rot-, damm- und rehwildes. Hartıc lehrbuch für jäger (1532) 65. 
LAUSCHERIN, f. venatrix rerum. StTIELER 1091; nicht Athen 
ist es, das diese spartanische rauhheit milder färbte,.. die 
sanfte lauscherin, die der musen heiligste gefühle in ihrem 
busen trägt, deine Ino ists, die dieses that! KLInNGER 2, 344. 
LAUSCHERPOSTEN, m. militärisch, ein weit vorgeschobener 
posten zum lauschen auf feindliche bewegungen: während der 
1acht wurde ich mit sechs mann auf lauscherposten com- 
mandirt. dieser befindet sich 5 bis 600 schritte vor der vor- 
gostenkette und hat die aufgabe das herannahen gröszereı 
feindlicher abtheilungen zeitig zu avisiren, überhaupt auf- 
fällige erscheinungen zu beobachten. aus einem feldpostbrie fe 
im Gieszener anzeiger vom 20. nov. 1870. vgl. lauschwache. 
LAUSCHGARN, n. garn zum lauschen auf hasen oder füchse 
(vgl. lauschen 2), auch lauschnetz (s. d.). 
LAUSCHHAFT, adj. indagans, pervestigans, auscultans. Stıir 
LER 1091. 
LAUSCHICHT, adj. was lauschhaft. ebenda. 
LAUSCHIG, adj. 1) wie lauschicht. zum lauschen geneut, oern 
‚auschend * 
357 
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2, 106 
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