Full text: L. M. (6. Band)

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LEIB 
es steigt das riesenmasz der leiber 
ıoch über menschliches hinaus. | 
ScHILLER kraniche des Ibykus; 
auch schön, häszlich, stark, schwach, dürr, mager von leibe: 
ein alter mann heit ein jungs weib, 
die schön war, und gerad von leib. ” 
L. Sandrus kurzweil (1618) s. 107; 
es zeugt ein mahler mit seim weib 
kinder, die warn heszlich vom leib. 169; 
ist gleich die braut von guten sitten, 
doch nicht dabei, wie mancher spricht, 
ım leibe niedlich zugeschnitten, . 
so heiszt es ein alltags-gesicht.. GÖNTHER 217. 
y) leib, von dem der frauen, steht mit sinnlichem nebenbezuge, 
vergl. die bemerkung unter körper thei 5, 1835: 
nimm hin das vielgeliebte weib! i 
den jungen, unberührten leib. GÖöTEE 1,217; 
wenn ich deinen lieben leib umfasse. 2,110; 
ists möglich, ist das weib so schön? 
Mmusz ich an diesem hingestreckten leibe 
den inbegriff von allen himmeln sehn? 12,124; 
bring die begier zu ihrem süszen leib 
nicht wieder vor die halb verrückten sinnen! 174; 
so in den formeln den leib genieszen: 
das ist die brust, die Gretchen mir geboten, 
das ist der süsze leib, den ich genosz. GörTHE 12,219; 
den leib verkaufen, den leib preisgeben, etwas mit dem leibe 
verdienen; wenn er ihr das versprochene überbrächte, so 
wolte sie sich auch gerne seinem willen und (I. mit?) ganzem 
leib unterziehen, nur möchte er reinen mund halten, und das- 
jenige in obacht nehmen, was sie sonsten um ihre renomme, 
und ihr ein kind brächte. Salinde 57; 
drei nächt verdient mit jhrem leib 
etliches gelt das fromme weib, 
L. SAnDruß kurzweil (1618) 95. 
0) leib, mit adjectiven sittlicher eigenschaften , in der sprache 
der bibel: da ich aber wol erzogen war, wuchs ich zu einem 
unbefleckten leibe. weish. 8, 20; welche aber nicht freiet, die 
sorget was den herrn angehöret, das sie heilig sei, beide 
am leibe und auch am geist. 1 Cor, 7, 34; durch ablegung des 
sündlichen leibes im fleisch, nemlich, mit der beschneitung 
Christi. Col, 2, 11. 
d) leib, mit betonung seiner bedürfnisse, seiner gesundheit odeı 
krankheit, 
«) ein gesunder, kranker, reiner, unreiner, müder, zerrüt- 
teter leib (wo uns heute körper geläufiger ist): wer reines leibs 
ist (nicht aussdälzig). 3 Mos, 7, 19; wer etwa einen unreinen leib 
anrüret, 22,4; ich hatte sie (die weisheit) lieber denn gesunden 
und schönen leib. weish. 7,10; wiewol euch gott bisher einen 
festen harten leib gegeben. LuTHER 5,12’; ungesunder leib, 
einer bösen complexion, corpus mali habitus. MAALER 269°; ein 
kranker leib, corpus aegrum. STEINBACH 1,1026; 
komm in meine hütte, gerne will ich 
trank und kräftge speise dir, und deinem 
müden leib ein laues bad bereiten! PrLATtTEN 324; 
Jie noth, plage, pein des leibes; leibes noth und gefahr. 
M. NEANDER Syll. loc. 154°. 
8) mit verben, den leib warten, pflegen, besorgen, reinigen 
u.s.w.” wartet des leibes, doch also, das er nicht geil werde. 
Röm. 13,14; sol zuvor seinen leib mit wasser baden. 3 Mos. 
22,6; solt jr ewrn leib casteien. 16,29; den leib ergetzen. 
erfrischen, erquicken, levare corpus MAALER 269°; den leik 
wäschen und baden, tingere corpus lymphis. ebenda; 
auf ein zeit sagte er: mein weib, 
du thust recht gütlich deinem leib, 
und trinkest allen imbisz wein. 
L. SAnDruB kurzweil (1618) 114; 
etwas am leibe ersparen, durch versagung leiblicher genüsse ; 
fort ist er! mit allem davon gefahren, 
was ich mir thät am leib SEN 
ScHILLER Wallenst, lager, 4. auftr.; 
den leibh kasteien: 
was wilt du, da sich andre freuen, 
mit fasten deinen leib casteyen? GÜNTHER 272; 
den leib schädigen, zerrütten, verheeren; das wir unserm 
nehesten an seinem Ileibe keinen schaden noch leid thun 
LUTHER 8, 348"; 
die striemen, drückne, hitz, so mit schnellem verdrusz 
den leib bei tag beschweren. WECKHERLIN 198; 
verwesung schändet sein gesichte, 
und predigt schrecklich die geschichte 
der lüste, die den leib verheert. GELLERT 2.139: 
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sind euch gar trotzige kameraden ; 
wenn sie uns nur nichts am leibe schaden! 
ScHıLLER Wallenst. lager, 1. auftr.; 
die schlege und groszen schmerzen, die ich an meinem leibe 
trage. 2 Macc. 6,30; bei solchen unflätern, welche hurenzeichen 
an ihrem leibe tragen. ScHupPIus 518; 
denn eben drüm hat er den grimm 
des kreuzes auch am leibe wollen tragen. 
P. GERHARD 155,50 Gödeke; 
den leib preisgeben, zur vernichtung (im andern sinne als oben 
c,y): also hat auch oft besagter bischoff.. derselben leiber 
preisz gegeben, und alles zu erwürgen und nieder zu schieszen 
erlaubt. Wertheimer deduct, 1,263. 
y) von dem kleiden des leibes aus: surget nicht... fur ewren 
eib, was jr anziehen werdet. Matth. 6, 25; um den leib 
;chmiegte sich ein verblichen geistlich kleid. ScHerreu Ekkeh. 
. 69; der blosze leib, der der kleidung entblöszte; gehen feste 
ormeln, wie sich etwas auf den leib schaffen, an den leib 
ıängen: schaffe mir den lohn, den mein vater verdienet hat, 
lamit ich mir ein gut kleid an leib schaffe, SCcHUPPıUS 168; 
verkaufen auch noch so viel, dasz wir uns ein hübsches 
sleid auf den leib schaffen können. GörmeE 11,5; sie sieht 
len menschen an und schneidet, . . und schafft ihm einen rock 
ıuf den leib wie angegossen. 23,43; nur keine garderobe, 
mmer das neueste und beste auf dem leihe. 19,146; alles, 
was sie verdient, hängt sie an den leib (sorgt nur für kleidung); 
sie wendets, kann sie was erspulen, 
an ihren leib, an ihren kuhlen. GörTHE 41,48; 
und freier, einem etwas auf den leib schneiden, eine beschäf- 
igung, ein amt, gewissermaszen wie ein stück kleidung; dieser 
posten ist ihm eigens auf den leib gemacht; ir besoldung 
st sonders nichts, dann was jhnen im register auf ihren leib 
jemacht wirdt. FrRonspErRGER kriegsb. 1,109“; (eine lehrweise) 
lie wir nicht etwa erfunden oder der heutigen zeit auf den 
'eib geschnitten. Basler protestantenblatt 1819 s. 56; dem schau- 
‘pieler eine rolle auf den leib schreiben; einem die kleider 
'om leibe reiszen, und danach: man reiszt ihr (der natur) 
zeine erklärung vom leibe, trutzt ihr kein geschenk ab, das 
je nicht freiwillig gibt. GöTHE 50, 7. 
Ö) von der nahrung des leibes aus heiszt es gut bei leibe 
;ein, schlecht bei leibe sein, wol- oder übelgenährt aussehen ; 
ach den zehen tagen waren sie schöner, und bas bei leibe, 
lenn alle knaben, so von des königes speise asen. Dan. 1,15: 
wohl bei leibe, corpulentus Frısch 1,600°; nit wol bei leib 
;ein, krank sein, valetfudine uti minus commoda MAALER 269°; 
‚om leibe fallen, kommen: diesen fechtet die lieb. .so sehr 
ın, dasz er am leib abname, und darüber in ein krankheit 
iele. volksb. von dr. Faust s, 101 Braune; achzet und seufzet, 
ıam vom leib ab. 109; danach auch von thieren (unten no. 6): 
wann ein pferd gar vom leibe kommen were, und nit essen 
nag. SEuTER rossarzn. 118; es sterket das pferd, gibt jhın 
zrosze kraft, und bringt es wider zu dem leib. ebenda; dar- 
Jurch kamen die ochsen nicht vom leibe, sondern nahmen . . 
lesto besser zu. ScHurPprus 119; wer junge ferkel wol er- 
:jehen wil, der musz ihnen oft gersten vorstreuen und sie 
ein bei leibe erhalten, dasz sie nicht schmächtig werden und 
on leibe kommen. CorLerus hausb. 331. 
£) die körperstärke betont die nachfolgende formel: 
der hundt lief, was er leibes mocht (aus leibeskräften), 
am hasen seine macht versucht. B. WaLnDis Esop 1,22,5; 
sucht bald herfür ein eisern flegel, 
und schlug drauf, was er leibes mocht. 4,73,57; 
der blindt gundt sich hoch auf zu lupfen, 
sprang, was er mocht leibes, daher. 92,71; 
und leib geht in einigen fällen geradezu in die bedeutung leihes- 
kraft, anstrengung über: 
du fichtst aus ganzem leibe 
und von ganzer manheit. hürn. Seifr. 81,5; 
zoltu die esel zü Ertfurt all weis machen, das würd vil leibs 
orauchen, Ulenspregel no. 29, s. 41 Lappenberg; kost auch vil 
'eibs und zeucht einem wider das mark ausz arm und beinen 
herausz. MATHESIUS Sar. 145‘; und wirdt viel leibs brauchen, 
»he wir leuth, die uns gerahten sein, bekommen können. 
AYRER proc. 3,1. 
e) gewisse stehende verbindungen haben sıch von der vorstellung 
ler körperlichen annäherung aus gebildet. 
«) einem zu leibe gehen, wollen, auf den leib rücken, 
angriffsweise ” wer sich zu einer rechtlichen untersuchung er- 
letet. dem kan man nicht als einem unterdrücker zu leihe 
LEIB
	        
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