Full text: L. M. (6. Band)

593 LEIBEIGEN — LEIBEINIGEN 
halten. Jer. 34, 10; leibeigen machen, addicere perenni serviluti 
Frıscn 1,600°; rechtssprichwort: die Jüft macht leibeigen. Pısro- 
RIUS Ehes. par. 1,56; 
soll ich, um dasz der mond ihn (den bruder) neunmal mehr 
. . Beschienen, 2 
entgütert von ihm gehn und als Wibe1S0D AIEAER 1297: 
doch ach, wir sind leibeigen! 
nur leichter ward das Joch! Voss 2,64. 
2) in freier verwendung: das alle diejenigen, welche die ehe 
verbieten und den caelibatum befehlen dürften, des teufels 
jeibeigene weren. Schütz Preuszen 89; wiewol es (das buch) 
auch nicht allein für dise genötigte leibeigne des podagrams 
würd angesehen. FıscHART podagr. frostbüchl. (1577) B7°; durch 
diese beide tugenden, die ich weisz, dasz sie bei dir anzu- 
treffen, bin ich dir ganz leibeigen worden. pers. baumg. 4,17; 
des irdischen staubs schlechtiste leibeigene. ScHuPPIUS 743; 
die jenigen schläfer, jene desz bauchs und ingeweids leib- 
eigne. 752; ich versprach alles zu thun.. wenn sie mir diese 
hoffnung mit einem kusz besiegelte. sie that es, und von 
dem augenblicke an war ich ihr ganz leibeigen geworden. 
GöTHE 23,75; die schwere und so nützliche kunst, seinen 
eigenen geist zu verkleinern, sein genie einem andern leib- 
eigen zu machen. SCHILLER 798°; 
ich bin doch des todes leibeigen. 
J. AYRER 354* (1776, 7 Keller); 
leibeigen wird er (der fuchsschwänzer) dem, bei dem er gut 
gemach 
für seinen leib vermerkt, und der jhn auszstaffiret 
mit dem, was vortheil bringt, mit dem, was speck gebieret. 
LoGcaAu 3,216; 
(andere) mügen sich leibeigen geben jhrer lüste törchten grillen. 
3, 243, 138; 
sie kan, wenn sie nur selbst wil, zeugen, 
dasz ich bin gänzlich ihr leibeigen. 
NEuMaArRK lustwäldchen 75; 
so bleiben ewig sie leibeigene der sünde. 
GE 6, 251. 
3) leibeigen , leiblich eigen, verstärktes eigen in nicht recht- 
lichem sinne; von einem sohne (vergl. eigen 2, theil 3, sp. 92): 
er fürchtete den junker K. und seinen leibeigenen sohn, der 
as mit junker K. hielt. HırpeL lebensl. 4,343; von einer galtin 
es ritt ein könig wol über den Rhein, 
er freit nach königs töchterlein, 
er freit wol länger als sieben jahr 
bis das es sein leibeigen war. 
MittLEr d. volksl. no. 550,1; 
yon einer schrift: zwar will ich mich jetzo mit namen nicht 
nennen, sondern meine leibeigene unterschrift so lange ver- 
sparen, bisz ich eurer zuneigung versichert. polif. stockf. 48. 
LEIBEIGEN, n.: so gab er ein genant geld, dafür hat er 
sie zu seinem leibeigen gekauft. Schürz Preuszen 3; der die 
jungfrau in abwesen ires vatters anfallen und sagen solt, sie 
were sein leibeigen, von einer seiner magt geboren. Livius 
von SCHÖFFERLIN 46, 
LEIBEIGENHÖRIG, adj. corpore proprius domino: die ein- 
wonnere dieser stadt so noch leibaigenhörig seint. HALTAUS 
1239 (von 1553). 
LEIBEIGENSCHAFT, f. servitus perennis. Frısch 1, 600°: 
sieben zeugen, die.. der leibeigenschaft frei, uber vierzehen 
jahr alt sein. ordnung der notarien, Cöln 1512,11 & 7; (Marcus 
Crassus habe in Rom) die schon verbrante, und nahend ver- 
brante, ort oder gebäw gekauft, welche die herren, ausz forcht 
und ungewiszheit des zufalls, leichtlich hinweg gelassen haben. 
also wäre der gröste theil der statt, in desz Crassi leibeigen 
schaft kommen, SchHupPius 761; sobald du aus der leibeigen 
schaft der leiblichen sinne nie herauskannst. J. Pau Tit. 3,17 
LEIBEIGENTHUM, nm. besitz in bezug auf einen leibeigenen. 
sie (die schönheit) ist frei, so wie die sonne, 
die allbeglückende, am himmel, ... 
doch keines sklavin und leibeigenthum. 
SCHILLER Turandot 2,4; 
als masc. bei Möser, im sinne von leibeigenschaft: wir haben 
keine bessere recruten für den leibeigenthum als die heuer- 
leute. patr. phant. 1,108; gedanken über den westnhälischen 
leibeigenthum. 3,248, 
LEIBEINIGEN, verb. tödten : bisz er (Herodes) endlich anfıeng 
zu faulen, da er sich auch selber vor schmerzen lejbeinigen 
wolte. MaTREsius hist. von Jes. Chr. 1,50°; dasselbe wort als 
leibeignen: und weil alle thüren (des kerkers) angelweit offen 
stehen, meinet er, die gefangen haben auszgebrochen... 
darumb zucket er sein schwert und will sich selbs leibeignen. 
d. 1. tödten. Sarent. 218” (16. predigt). 
ÜT 
LEIBEN — LEIBESART 594 
LEIBEN, verb., nach verschiedenen bedeutungen des subst, leib. 
1) nach leib leben (sp. 581) in ableiben fh. 1,72, beleiben 1, 
‘benda 1443, entleiben fh. 3,571, so wıe in der formel leiben 
ınd leben, vol. oben sp. 408; diese schule (Berliner litteraten) 
;oll in den journalen, welche herr Nicolai seit zwölf jahren 
)esorget, leiben und leben, und den unerträglichsten despo- 
ismus üben. LESSING 8, 200. 
2) nach leib corpus, einen leib bilden : concerporo, ich leib, 
‚erleib, Jeib züsamm. AısErus C2*; in mehrfachen wendungen. 
a) von der beschaffenheit des menschlichen körpers: sanct 
Christoff wird lang gemalt und grosz geleibt. B. Waipıs päbstl. 
reich 3,313; meist in bezug auf seine wolgenährtheit : corpulentus 
wol gelipt, wol geleibt Dıer. nov. gloss. 115°; er ist geleibet, 
zefeistet und geweitert. bibel von 1483 98” (incrassatus, im- 
viqgnatus, dilatatus 5 Mos. 32,15); sprichwörtlich: weiben macht 
nit Jeiben (schlägt dem körper nicht zu, bekommt ihm nicht). 
Acr. spr. 230°; saufen und weiben wil sich nit wol Jeiben. 
230°; refleziv: sich leiben und zu einem leib werden, ein leib- 
zestalt an sich nemmen, corporari MAALER 260°; im bairischen 
ıber heiszt sich leiben (vom vich), wolbeleibt werden. ScHM. 1,1413 
Fromm. s. auch beleiben no. 2, fheil 1, 1443. 
b) in der formel leiben und seelen, der seele und dem leib 
‘uträglich sein: die allein lust und fröd des leibes suchen, 
und der seelen ganz nit achten; ja sprechen sie, der pfaff 
3ag was er wöl, het es sich geleibet, es geselet sich etwan. 
XEISERSBERG €vang. 1517 18“; aber we denen, die da sprechen, 
ı1ett es sich geleibet, es selet sich etwan. narrensch. 86; was 
vol leibet, seelet übel. ScHoTTEL 566; was wohl leibet, seelet 
»ft übel. HırpeL 6,218; trunkenheit leibet und seelet nicht. 
‚EHMANN 1,777; trunkenheit leibet nicht, selet auch nicht. 
3uTscHKY Patm. 110. 
€) in freierem sinne, wie einen leib bilden, zu einem körper 
'usammen fügen: hie drehet sich der heilige römische stue} 
ınd geiz also aus dem geistlichen recht, das er im glosen 
machet, die heiszen unio et incorporatio, das ist, das er 
viel incompatibilia in einander leibet, das eins des andern 
zlied sei. LUTHER 1,296’; der geist incorporiert sich, und 
wirdt ein corpus. darauf merkend, dasz derselbige geist- 
mensch, so er sich nach dem gestirn richtet und verwilliget, 
und der neid etc. gibt ein corpus: so bald er wie ein krank- 
heit sich geleibt hatt, so bleibt derselbige mensch für und 
[ür neidisch. also econtra, so sich der güttige geleibt hatt, 
so bleibet er auch für und für güttig: dann ein jedes corpus, 
also geboren, hehelt seine krankheit in den todt. PARACELSUS 
opp. 1,381 A; wie es nuhn dem kraut geht, also dem zanweh: 
das kraut verleurt sich, also verleurt sich auch der weh- 
tagen mit dem Kraut. und da soll sich des niemandts ver- 
wundern, als allein die unwissenden, dasz disz kraut und 
die krankheit mit einander dermaszen geleibt sind: dann da 
ist coniunctio astralis und elementalis bei einander. 1011A. 
»gl. einleiben, einverleiben, verleiben, zusammenleiben. 
LEIBEN, verb., wie einen leib brot bilden: und wir haben 
‘sagt s. Paulus 2 Cor. 4) denselben geist des glaubens, dar- 
umb reden wir auch, bis wir jederman in uns trucken und 
'eiben, und einen kuchen mit uns machen, wo es müglich 
were, LUTHER 2,89”. der baumeister leibt fenster und thüren, 
formt ihre wandungen rechtwinklig oder schräg. vgl. lJeibung. 
LEIBEN, verb. übrig lassen, schonen, mhd. leiben, bewirkungs- 
wort zu altem liben, beliben, unserm bleiben: was sü dovor 
zeleibet hettent, das noment sü do für sich und verwüstetent 
die lant. d. städtechron. 8, 374, 15 ; 
wil gott, so müsz kein gelt bei mir 
durch alter schimlig werden, 
raum auf. leib nichts! ist mein begir. 
UHLAND volksl. 615; 
mit einem persönlichen dativ: 
man hert och über grafen und frigen 
ir arm lüt clagen und schrigen, 
si beschätzends als gar 
und laibend in weder hut noch har, 
si möchtind hungers sterben. teufels netz 13287. 
LEIBERBE, m. leiblicher erbe: mit deren (mit seiner gemahlin) 
ar 5 leiberben... erworben. ADrıan mäütheil. 348 (16. jahrh.); 
on manliche leiberben absterben. 349. vgl. leibeserbe. 
LEIBERUNG, f. das ablassen: die grosze hitz und kein 
eiberung und aufhörung derselbigen macht nicht allein die 
erden sondern auch das wasser oder den schweisz so heisz, 
las er schier brinnt. TScHiRnNHAus von wassern (1572) 27. vgl 
oben das verbum leiben schonen, 
LEIBESART, f. constitutio corvoris. STIELER 58 
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