Full text: L. M. (6. Band)

599 LEIBFÄLLIG — LEIBFARBIG 
Auchian ihre ehrliche leibfall gehalten und etliche cörper in 
Frankreich gesendet, damit sie bei iren alvättern begraben 
worden. FrRonsPERGER kÄriegsb. 3, 137°; später aber auch masc.: 
da er seim vatter den leibfall gehalten. db. d. liebe 214°; 
es sei als sampt ein büben dant, 
das sie die doten begangen hant, 
uff iren seckel zü gerist, 
was jartag und der leibfal ist, 
sibenden, dreiszigst sei ein list. 
MuRnER luth. narr 4464 (gegen: das 
leibfall begon 4498); 
jubeljar, walfart, leibfäll, sälmesz. 
FıscHART dicht, 3,120,99 Kurz. 
leibfall, das opfer beim leichenbegängnis ? die kleinot behielt sie 
bei jhr als zu einem leibfall oder todtenopfer. b. d. liebe 216°. 
LEIBFÄLLIG, adj. nach leibfall 1: leibfällige güter, welche 
nach dem tode des inhabers an den eigenthumsherrn zurückfallen. 
ADELUNG. 
LEIBFARB, adj. von der farbe des menschlichen leibes, fleisch- 
farben: (sie hat an den händen) kreidenweisz nägelin haselnusz 
grösz, dardurch das leibfarb hentlin herfür scheinet, wie die 
gulden haarhauben unter den weiszen schleiern. Garg. 717‘; 
die frucht wird nicht ganz roth, sondern bleibet leibfarb. 
TABERNAEM. 346; die frucht ist erstlich grün, dann bleichgelb 
oder leibfarb. 862; leibfarbe und blutrunstige hostien. MATHES 
Sar.76°; so die wunden ein rottlecht dicklecht eiter gibt, leib- 
farb, das mehr weisz dann rot ist. Würtz pract. d. wundarzn. 
(1612) 33; rohte, weisze, und leibfarbe rosen. volksbuch von 
dr. Faust 103 Braune; 
dann schauw! disz röszlein leibfarb ist, 
von zweien farben, ohne list, 
vermischet recht von rot und weisz. 
SPANGENBERG fangbriefe D7*:; 
daran die rosen wunderbar 
von farben stünden schön und klar, 
leibfarb, schneeweisz und Can satt rhot. 
ICKRAM pilger X, bl. 78; 
der morgenröht gold- und leibfarbe flügel. 
WECKHERLIN 614; 
ein Jleib-farb-silbernes, ja ein rubinen-licht 
sieht man an purprichter gebrochner wolken grenzen 
im grünlich-blauen feur des firmamentes glänzen. 
BROCKES 1,192; 
roth, purpur, leibfarb, blau, grau, grünlich, gelb und weisz. 
A 
gl. leibfarben, leibfarbig. 
LEIBFARBE, f. 1) farbe des menschlichen leibes, fleischfarbe, 
mhd. Yipvarwe LEXER 1,1934: leibfarb color e rufo candicans 
Frisch 1,600‘; mohren...die da, wan sie ungefahr einen 
weiszen mänschen sehen, ihn für häszlich schätzen, weil sie 
seiner leibfarb ungewohnt sein. RomPLER vorrede s.7; 
derhalben sich ein ehrlich gsellschaft 
von vier und fünfzig sammenthaft, 
so all in leibfarb warn gekleidt, 
zü zeigen jr einmütigkeit, 
verglichen haben eines stücks. 
FıseHArRT glückh. schiff v. 145; 
(die apfelblüten), die aber gleich, so bald sie offen stehn, . . 
ihr funkelnd roth mit reinem. weiszen mischen, 
wodurch sie, hier gestreift und bunt, dort wunderschön, 
wie holde leibfarb, anzusehn. BROcKES 2, 40. 
2) farbe die von einem herrn persönlich erwählt ist, um sie 
seinen bedienstelen als abzeichen zu geben, livree- oder uniform- 
farbe; in bildern: ich war drauf und dran, sie (die röte) auch 
an ihm für die leibfarbe der ignoranz zu halten. THÜMMEL 
2,12; blässe der armuth und sklavische furcht sind meine 
leibfarbe: in diese livrei will ich euch kleiden! ScHILLER 
räuber 2,2; 
die holde leibfarb keuscher tugend 
deckt dein verschämtes angesicht. 
HALLER 87 (der 1. bis 3. aufl., später in 
die holde farbe geändert). 
3) leibfarbe, lieblingsfarbe (vgl. unter leib 2,c sp. 583): das 
grün der wiesen war seine leibfarbe. 
LEIBFARBEN, adj., nach leibfarbe 1: er sihet so fein leib- 
farben aus wie ihr, ScHocH stud.-leb. El); daneben lagen noch 
unterkleider aus stärkerm stoff, meergrün und leibfarben, 
Jem ansehein nach von persischer seide. Musäus volksm. 401 ; 
in einem leibfarbenen seidenen .. mantel. Arnım kronenw. 1,190; 
er pflegt umb seinen halsz zu tragen 
ein rot, weisz und leibfarben kragen. 
anm. weiszh, lustg. 702. 
LEIBFARBIG, LEIBFÄRBIG, adj. leibfarben: wer schwarz 
haar hat, und das angesicht leibfärbig und glat, ist angenehm. 
LEIBFEHLER — LEIBGERICHT 600 
FıscHART groszm. 67; er hat ein glat leibfarbig kleid an. Car. 
Weıse Masaniello 105. 
LEIBFEHLER, m. (unterschieden von leibesfehler), vorzüg- 
üicher fehler, hauptfehler: er machte ... seinen absichten den 
jebling- und leibfehler des fürsten zinsbar. J. PauL grönl,. 
06. 2, 86. 
LEIBFREI, adj. persönlich frei: leibfrei, frei, liber MAALER 
69°; gleichstellung der rechtsverhältnisse ... sogar für den 
verpfändeten mit dem leibfreien zugesichert. NIEBUHR 2, 373. 
LEIBFROHNE, f. frohndienst, der mit seiner eigenen person 
verrichtet wurde, 
LEIBGARDE, f. schutztruppe um die person eines fürsten oder 
hefehlshabers; über die ältere form des wortes vergl. th. 41, 1341 fg. 
die zahl trabanten, so auf einen fürsten und herrn selbst 
warten, leibgwardi. Kırcayor mil, disc. 215; leibgarde, corporis 
sustodia Frısch 1, 600°; dasz die nicht minder prächtig geklei- 
deten leibgarden der kurfürsten kaum beachtet wurden. GÖTHE 
24, 306. 
LEIBGEDINGE, n. was auf lebenszeit zur nutznieszung ver- 
tragsmäszig gewährt wird, ein gut, dessen ertrag, eine geldrente 
u. ähnl.; mhd. Yipgedinge: precarium bete, leipgeding. DıEr. 
451°; libgeding, precaria, victalicium, dotalicium. voc. inc. theut. 
m4°; leibgedinge , conventio de sustentatione ad dies vitae, ple- 
rumque viduarum nobilium: ipsum vitalitium, in certis bonis 
sonstitutum. Haıraus 1139 f9.; item desselbigen jars (1421).. 
Kauft ich 52 gulden leibgedings von den von Eger, ie ein umb 
9 gulden, halb auf Michahelis, halb auf Walburgis. deutsche 
städtechr. 2,9,11; der alten churpfälzischen wittiben leibgeding. 
ıbschied des reichstages zu Regensburg 1641, $ 6; man erhandelt 
auch wol ein leibgeding und gibt einem alten zwanzig, fünf- 
ındzwanzig, und noch mehr vom hundert. HARSDÖRFER lust- 
u. lehrr. gesch. (1653) 2,279; Otto vermachte seiner braut sowohl 
’n Italien als Teutschland ein ansehnliches leibgedinge. HAHN 
ist. 2 (1721) 119, nof. m; meiner gemahlin gelder zahlte er mir 
len tag darauf aus, und ich machte ihr dagegen ein leib- 
zeding. ehe eines mannes 274; leibgeding schwindet das haupt- 
gut, dotalitium absorbet dotem. PısTorıus thes. par. 6,62; ich 
begehre kein anderes heirathsgut euch zuzubringen, als mein 
herz und das bischen armuth von dem nachlasz meiner mutter, 
wenn sie dereinst die welt gesegnen wird; dagegen verlange 
ich auch keine gegensteuer oder leibgeding als das eure, 
welches ihr mir bereits zugesagt habt. Musäus volksm. 567; 
'da) die verwittwete herzogin . . ihr ganzes groszes leibgedinge 
und sich selber in Waldemars schutz und vormundschaft gab. 
DAuLMANN dän, gesch. 2,49; wie altentheil: der alte vater, ein 
»hemaliger schullehrer und verarmter krugpächter, hatte sich 
jetzt bei dem sohne ins leibgedinge gegeben. B. GoLtz jugendl. 
3,348; 
> und Pallas gebend mir, als jhrem underthanen, 
ein leibgeding, solt mich zu weiterm dienst nicht mahnen. 
WECKHERLIN 652. 
dazu leibgedingslehen (HaıLTtAus 1242), leibgedingsrecht (Scum. 
ı, 1412 Fromm.). 
LEIBGEFAHR, f.;: (geld welches sie) wenigst mit leib- und 
ebensgefahr oder sonst saurer mühe und arbeit erobert 
hatten, Simpl. 1, 187 Kurz; dasz mir solches eine schwere ge- 
ängnisz und grosze leib- und lebensgefahr gehären würde, 194. 
» leibesgefahr. 
LEIBGELD, n. census corporis ab homine proprıo ın pecunia 
solvendus. HaLTaus 1244; auch mortuarium, nach dem tod dem 
herrn das beste. FRISCH 1, 600°. 
LEIBGELEITE , nn, conductus personalis. HALTAUS 1244; jJus 
onducendi Frısch 1, 600°, 
LEIBGEMÄSZ, adj. das dem leib dienlich ist, corporalis. 
WAALER 269°. 
LEIBGERÄTHE, n. geräthe für den leib, weiszzeug, wäsche : 
lann stahlen sie... verschiedenes hausgeräthe, hierauf von 
jem bleichplatze... verschiedenes leibgeräthe. Frankf. journ. 
vom 20. april 18711; der beschuldigte (hatte) ein bündel leib- 
geräthe als faustpfand .. an sich genommen. vom 31. juli 1872. 
mhd. Vipgerete Trist. 422,32 steht im sinne von lebensunterhalt. 
LEIBGERICHT, n. lieblingsgericht, lieblingsessen* literarische 
anzeiger .. literaten und bibliographen waren von jeher (be- 
sonders wenn sie heftig gegen einander fochten) das im 
geistigen sinn für mich, was hunde im kulinarischen für erz- 
zebirgische bergknappen sind, nämlich leibgerichte. J. Pauı 
kom. anh. zum Tit. 1,20; 
morgen lad ich dich zur tafel; denn es gibt dein leibgericht. 
DPLATEN 984.
	        
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