607 LEIBPELZ — LEIBSÄNGER
LEIBPELZ, m. pelz um den leib: rheno ein leibbelz, brust-
1elz Dasyr.;
wo sie an pflöck aufhängte die nordische wintervermummung,
mäntel, mit focken geweiszt, und der tochter bewunderten
leibpelz. Voss 2, 289,
LEIBPFANDSCHAFT, f. verpfändung der person: die leib-
pfandschaft galt ausschlieszlich für die plebejer. NIEBUHR 2,318,
. LEIBPFENNING, m. geldzins eines leibeigenen.
LEIBPFERD, n. pferd zum persönlichen dienste eines fürsten :
sie halfen dem könig auf einen anderen klepper, da ihm
sein leibpferd todt geschossen worden. WUuRSsTISEN Basler chron.
bei Frıscn; des fürsten leibpferd. GÖöTHE 30,14, vwergl. leib-
hengst, leibrosz.
LEIBPOET, m. lieblingspoet -
wer sich auf lieb und lob versteht,
auf lieb und lob der mädchen,
der ist und bleibt der leibpoet
am putztisch, rahm und rädchen. BöRrRGER 11°.
LEIBRECHT, n. das recht, das gut eines andern unter ge-
wissen bedingungen auf lebenszeit zu benutzen, zu besitzen ; auch
die gebühr, die für ertheilung dieses rechtes erlegt wird. ScHM.
1, 1412 Fromm.; wegen des leibrechts (einer wiltwe) heistand
leisten. SCHWEINICHEN 3, 134.
LEIBRECHTER, m. lebenslänglich berechtigter benutzer eines
ıutes. ScHM. 1,1412 Fromm.
LEIBREGIMENT, n. regiment soldaten, vorzugsweise der person
eines herschers zu diensten: fähnrich in einer compagnie des
leibregiments. FREYTAG ahnen 5, 375.
LEIBRENTE, f. rente die einer auf lebenszeit genieszt. schon
in den Magdeburger fragen s. 152.
LEIBROCK, m. 1) rock der eng an den leib schlieszt; klei-
dungsstück sowol der männer als der frauen, im gegensatz zum
mantel: libpelz, librock, reno, proprie dicitur vestis tegens el
tendens ultra umblicum ad renes. voc. inc. theut. m4°; leibrock,
schöple on ermel, exomis, saga, colobium, leibröckle, leib-
schöple, sagulum MAaLER 269‘; item es soll ein jeder Knecht
oder knabe ein schurz oder leiprock von einer farwen tragen
in der werkstatt. bundesartikel der schneiderzünfte in 14 rhein.
städten von 1520 in MonEs anz. 8, 285 ff. $ 3; den leibrock (des
jüdischen hohen priesters) sollen sie machen von gold, geler
seiden, scharlacken, rosinrot, und gezwirnter weiszer seiden,
künstlich, das er auf beiden achseln zusamen gefügt, und an
beiden seiten zusamen gebunden werde. 2 Mos, 28, 6; Samuel
aber war ein diener fur dem herrn, und der knabe war umb-
gürtet mit eim leinen leibrock. 1 Sam, 2, 18; Diana. .in einen
blaszgrünen leibrock und braunen übermantel gekleidet. Fr.
MöLLER 2,211; Apollo trägt ein goldnes stirnband, fleisch-
farbnen dünnen leibrock, der ihm geschlossen an den gliedern
sitzt. 213; chor von priestern und priesterinnen mit blumen-
bekränzten häuptern, rothe gürtel um die schneeweiszen leib-
röcke. 225; die hatschiergarde ..in schwarzsammitnen flügel.
röcken, alle näthe reich mit gold galonirt, darunter rothe
leibröcke und lederfarbne camisole, GÖTHE 24, 306;
er hob gerade sich empor,
zog an den weichen leibrock, schön und neu. BöRrRGER 150°;
hin dann legten sie mantel und leibrock (x%er@va) ihm zur
umhüllung. Odyss, 6,214;
statt der gewand umhüllt ihn ein häszlicher kittel und leibrock,
beide zerlumpt und schmutzig. 13, 432;
werd ich wohl ihn umhüllen mit stattlichem mantel und trank
gieb mir den leibrock, junge! UHLAND ged. 359.
2) die heutige männertracht versteht den leibrock als frack:
am sonntage ein gericht mehr und ein glas wein vor jedem
couvert, und sie werden gut thun, ihren leibrock anzuziehen
FreyraG soll u. haben 1,65.
3) leibrock, ein frauenrock von den hüften abwärts: sie war
nur mit ihrem rothen leibrocke bekleidet, und von den hüften
bis zum hals geschlossen bedeckte das hemd die anmuthig-
sten formen. AUERBACH dorfgesch. 4, 330.
LEIBROSS, n. leibpferd: des bischofs leibross. Fr. MÜLLER
1365; dein leibross, Isabella,
begrüszt dich wiehernd. FREILIGRATH dicht, 2,19.
LEIBS- s. leibes-.
LEIBSALBE, f. salbe für den leib:
nu grusze dich got, du edele leibsalb,
du erzneyest mich allenthalb.
N fastn. sp. 1334 (weingrusz).
LEIBSÄNGER, m. sänger im persönlichen dienste eines fürsten.
fem. leibsängerin: so kam des groszen mogols seine leib-
LEIBSCHAR — LEIBSTRAFE 608
zängerin in das tafel-gemach hinein gegangen. Schelmuffsky
126.
LEIBSCHAR, f. kriegerische schar um die person eines fürsten ?
‚erläszt (der könig) in begleitung seiner leibschaar die halle,
JAupT zeitschr. 8, 201,
LEIBSCHIRM, m. jagdschirm, welcher zum gebrauch für den
herrn bestimmt ist.
LEIBSCHMERZ , m. schmerz im unterleibe; oft im plural;
'eibschmerzen haben, an leibschmerzen leiden.
LEIBSCHNALLE, f. die schnalle mit welcher die frauenzimmer
ihre leibtressen anzuschnallen pflegen. JacoBssoN 6, 440°,
LEIBSCHNEIDEN, n. schneidendes weh im unterleib; wer so
sich stopft wie du dich gestopft, — und den magen pfropft
wie du ihn gepfropft, — der kann nicht entgehn dem leib-
schneiden, — der trägt den tod in seinen eingeweiden. RÖCKERT
Yariri (1844) 1,129 (13. Mak.).
LEIBSCHNEIDER, m. schneider für die persönlichen bedürf-
nisse hochgestellter ? ich laufe zum herzog! der leibschneider —
das hat mir gott eingeblasen — der leibschneider lernt die
Nöte bei mir! es kann nicht fehlen beim herzog. ScCHILLER
kab. u. liebe 2,6; den leibschneider der gräfin. GÖTHE 18, 277.
LEIBSCHRIFTSTELLER, m. lieblingsschriftsteller: Göthe,
der Shakespeare oder irgend ein leibschriftsteller. J. PAuL
vorsch. d. dsth. 3, 142.
LEIBSCHÜTZE, m, 1) jagdbedienter bei einem groszen herrn,
welcher dessen aus- und abgeschossenes gewehr laden und zu
fernerem gebrauche bereit halten musz. JacoBSSON 6, 440°.
2) wie niederl. lijfschut, schütze bei einer leibwache: habe
lerowegen mich zu Amsterdam bei derselben (ostind. com-
pagnie) angegeben und für einen leibschützen bestellen lassen.
Tyversen von OLEARIUS 141.
LEIBSESSEL , m. nachtstuhl! gieng er in ein taschner-
zewölb, fragte, ob sie nicht sauber überzogene leib-sessel
hätten. fliegenwedel 130. s. leibstuhl.
LEIBSORGER, m. sorger für den leib: damit befelch ich
zuch, die jhr etwann leibsorger werden. . dieselbigen (kranken)
euch im trewlichsten lassen befohlen zu sein. PARACELSUS
pp. 1,264 C.
LEIBSPEISE, f. 1) speise, nahrung für den leib: Prudencius
schreibt also das alle thier und vogel hoffen auf die leib-
speise, das in die selbe nit zurynne. A, v. EysE 12°.
2) lieblingsspeise. vgl. leibessen, leihgericht.
LEIBSPIEL, n. ludus familiaris et proprius. STIELER 2088.
LEIBSPRUCH, m. lieblingsspruch. KLINGER 12,83; leibspruch
‘ymbolum STEINBACH 2,638.
LEIBSTANDARTE, f. leibfahne, hauptfahne :
als seine leibstandart ist wider uns geflogen.
A, GRYPHIUS 1698 1,307;
wo Venus leibstandart und ihre fahnen fliegen.
LOBENSTEIN in d. auserles. ged. 1,274.
LEIBSTERN, m. stern der auf den körper des menschen und
seine art einflusz hat, wenn er unter jenes zeichen geboren wird
(vgl. leiblich 8 sp. 606): also seind noch im menschen nach
der natur constellationes, nach den planeten, nach den oberen
sternen, nach den leibsternen, nach den zwölf zeichen, nach
len ascendenten. PARACELSUS 0pp. 1,384 A; aber also thut er
der himmel) ihm (dem menschen): er schickt das vulcanische
Jewr in die planeten und leibsternen, und last dasselbig in
ıhnen wirken. 521C; und aber das ist war, alle leibliche
Sternen sind der weisze geneigt, und ausz der weisze in die
zelbe, darumb ist gelbe das mehrist under den augen und
auch die grüne, dann Venus hat den mehristen theil des
fleischs in, die sich victriolirt. also auch Luna mit jhr, und
Jupiter: die andern leibsternen sind mehr fix, dasz sie Vul-
zanus so leicht nicht uberwindt, ebenda.
LEIBSTOCK, m. mutterstock, der im herbste nicht ausgenom-
mene bienenstock; vgl. Jeibbiene.
LEIBSTRAFE, f. 1) wie leibesstrafe, lebensstrafe? niemandt
‚.. Soll mit feinden heimlich oder offentlich sprach halten,
bei leibstraf. Kırcamor disc. milit. 35; hierdurch die leibstraf
wirklich verdient. 223; die leibstraf, so darauf gesetzet, wo
man gewaltige hand anleget. buch d. liebe 195“; in der formel
leib- und lebensstrafe (vergl. auch sp. 454): glaubt ihr denn,
wenn an die Schweizer der ruf kommt, bei verlust ihrer güter
und bei leib- und lebensstrafe nach haus zu eilen, sie werden
bleiben. W.Haurr 4,41 (Lichtenstein 1, 5).
2) körperliche strafe: einführung der urtheil, vorgemeldter
1einlicher leibstraf halb, die nicht zum todt gespruchen