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LEUCHTEN
sein leben
liegt faltenlos und leuchtend ausgebreitet. 5,3;
die heilge mutter, die herabgestiegne
dreifaltigkeit , die leuchtende verklärung. M. Stuart 1,6:
der major.. von jeher gewohnt die anmuthige weisheit römi
scher schriftsteller und dichter zu schätzen und ihre leuch
tenden ausdrücke dem gedächtnis einzuprägen. GÖTHE 22, 66
3) der infinitiv substantivisch: er war auf diese weise lange
hinab gestiegen, als ein fernes leuchten durch die finsternis
zu dämmern anfing, CHAMISSO (1836) 4, 222 ; jetzt hub sich ein
unsicheres leuchten am himmelsgewölb. ScHerFEL Ekkeh, s. 98;
mein Jesus und sein leuchten
durchsüszet alles leid. P.GERHARD 231,79 Gödeke;
Roland sah in der ferne bald
ein blitzen und ein leuchten,
davon die strahlen in dem wald
lie hirsch und reh aufscheuchten. UHLAND ged. 340;
gleich der wolke, deren leuchten Israel im lande Yemen
führte. FREILIGRATH dicht, 1,152.
4) es heiszt etwas leuchten lassen: also laszt ewer liecht
-euchten fur den leuten, das sie ewre gute werk sehen.
Matth. 5,16; der herr lasse sein antlitz leuchten uber dir.
ı Mos. 6,25; als sie (die jünger)... hernach am pfingsttag die
sichtbarliche gäben des h. geistes empfangen haben, lieset
man von ihnen, dasz sie lauter demut von sich haben leuchten
lassen. ScHuPPıUs 650; Floramene liesz ihre höfligkeit dageger
leuchten. wolit. stockf. 255:
sie die ihr angesicht zu feuchten
nur meinetwegen allzeit schwur, .
die lasset als ein andre hur
für andre ihre augen leuchten. WECKHERLIN 396;
lasz deine wahrheit leuchten mir
im steige der uns bringt zu dir.
P. GERHARD 92,11 Gödeke.
5) die formel etwas leuchtet in die augen deutet auf eine
klare erkenntnis? die ähnlichkeit, welche der hr. d. Z. zwischer
den damaligen und jetzigen zeiten in absicht auf den deut-
schen parnasz findet, ist sehr in die augen leichtend. LESSING
3, 398; die zeit musz kommen, da dieses unmerkliche wachs-
thum der welt mit erstaunen in die augen leuchten wird.
(0, 19; aber es leuchtet allzu klar in die augen, dasz der
verbundene adel an dem unsinne der bilderstürmer einen ..
antheil hatte. ScHiLLER 852°; zugleich mit dem nebensinne des
verlangens für eigenen besitz: Valerine, die tochter unseres
gerichtshalters! freilich, ein blondes schönes kind, das dem
herrn vetter vor seiner abreise mag in die augen geleuchtet
haben. GörkE 21,111; er überlegte das und alles wie ihm die
vorzüge dieses gewandten arbeiters schon stark in die augen
geleuchtet. 23,67. vgl. dazu einleuchten fheil 3, 227.
6) leuchten in der anwendung oben 1, aber mit einem persön-
lichen dativ, der das lichtgeben zum nutzen eines individuum:
betont *
diu menin joh der sunne
di liuhten uns mit wunnen.
DIiEMER ged. des 11, u. 12. jh. s. 89,26;
lie sonne sol nicht mehr des tages dir scheinen, und der
glanz des monden sol dir nicht leuchten. Jes, 60, 19; und das
fewr vermocht mit keiner macht jnen zu leuchten, noch die
hellen flammen der sterne kundten die elende nacht liecht
machen. weish, Sal. 17,5; man zündet auch nicht ein liecht an,
und setzt es unter einen scheffel, sondern auf einen leuchter,
50 leuchtet es denn allen, die im hause sind. Matth. 5, 15; so
wollen wir ihm wenigstens doch eine todesfackel anzünden,
wie sie noch keinem könige geleuchtet hat. SCHILLER rdub. 2,3;
endlich leuchtete Eduarden der sehnlich erwartete morgen.
GörTHE 17,155; (ich sagte) dasz uns ein stern der hoffnung zu
'euchten beginne, ImmerRmaAnn Münchh, 2, 140;
sich Seele dieser preisen mag,
welchem bei nacht, nit nur bei tag,
schön leucht die helle sonne.
P, MeLissus bei Opırz (1624) 170 :
die sonne gottes leuchtet allen,
und allen scheint sein milder mond. SrtoLBERG 3, 96;
doch er (der vollmond) leuchtete nicht wie sonst dem holden
paar im rosengebüsch. MATTBISSON ged. 43;
die nächste sonne finde von verbrechen rein
das haus und leuchte einem fröhlichern geschlecht.
SCEILLER braut von Messina v. 2624:
da leuchtet uns die reinste sonne. UHLAND ged. 19;
dem irrthum leuchten, zur verworrnen bahn,
gestirne falsch die noch so herrlich blinken. GötHE 4.59-
832
denn ihre neigung zu dem werthen manne
ist ihren andern leidenschaften gleich.
sie leuchten, wie der stille schein des monds
dem wandrer spärlich auf dem pfad zu nacht,
sie wärmen nicht. 9, 182;
aber uns leuchet
freundliche treue. 1,120;
der persönliche dativ mehr im sinne des bloszen entgegen :
allem, allem thut sie gnüge.
dafür leuchtet aus der wiege
ihr ein knösplein aufgebrochen,
eine gegengabe gottes! 4,52.
7) leuchten, mil einem acc. der wirkung: ihre breiten ge-
wölbe in weiten bogen leuchten gleich beim eintritt erhaben-
heit in die seele. HeEınse Ardingh. 2,123;
dein hundsstern sauge noch die letzten lebenssäfte
mir aus und leuchte mich in mein willkommnes grab.
THÜMmMEL 6, 206;
bunte blumen in dem garten .
leuchten von der morgensonne,
aber leuchten keine wonne,
liebchen darf ich nicht erwarten, GörTHE 47, 139.
8) anders ist leuchten mit einem persönlichen subject, und
mit oder ohne dativ der person; ein licht oder eine leuchte (kerze,
fackel und ähnl.) zum bessern sehen vorhalten oder vortragen:
'gmpare luhten Drer. 316° ;
er sprach: ist hie iemen,
des wirde ich schiere gewar.
er lühte her unde dar
und sach si dort üfe stän.
der Stricker in Wackernagels leseb. 1 (1873) 800, 13;
zwö gröze kerzen man gevie,
daz täten zwene knehte,
und louhten im vil rehte
hin dä der künig saz. ges. abent. 2, 629, 396 ;
und der herr zoch fur jnen her,.. des nachts in einer fewr-
seulen, das er jnen leuchtet. 2 Mos. 13,21; fragte deshalben
Burghart Grando, ob er nicht jemanden wüszte, der ihnen
leuchten wolte, sie wären willens früh bald umb 4 uhr ab-
ufahren? Grando antwortete, ich werde der jenige sein,
der denen herren leuchten wird. unwürd. dost. 147; leuchtet,
zoldaten! (nobili drängen sich um eine fackel und lesen).
SCHILLER Fiesko 4,6; hurtig, schurken! leuchtet dem hafen
mu! 5,2; es war nach mitternacht. der kammerjunker von Z.
ırwartete uns mit ungeduld an der treppe. ‘wie gut war es,
lasz sie geschickt haben!’ sagte er zum prinzen, indem er
ıns leuchtete. geisterseher (werke 118°); am andern worgen
zam der butterhändler in den keller, mit der lampe, leuchtete
ımher. Immermann Münchh. 2,27; man forschte nach einem
zeheimen gange aus der krypte, aber diese zeigte sich, wohin
nan leuchtete, umschlossen. 3, 224;
als bald sie Asse und trunken haben
solt man in leuchten schlafen. UHLAND volksl. 237;
der meister kam schnell und geschwind,
führt jhn ins hausz, und mit eim liecht,
leucht er jhm unters angesicht.
L. SAnDauB kurzweil (1618) 118;
leuchte, kämmerling! ScHmLLER Wallenst. tod 5,5;
mit einem persönlich gedachten sächlichen subject:
kein rosenschimmer leuchtet dem tag zur ruh.
MATTHISSON ged. (1794) 146;
itatt des persönlichen dativs ein acc.: als ...mich der hausz-
knecht mit einer papiernen laterne hundert und 11 trepper
hoch zu bette leuchten muste. Schelmuffsky 2, 13.
9) einem nach hause, heim leuchten, selten in eigentlicher
hedeutung +
der komete,
Aaer flammende, leuchtet uns heim!
FREILIGRATH dicht, 4,49,
»gl. unter heim theil 4?, 861; gewöhnlich übertragen, einen ab-
fertigen, derb fortschicken: wenn ich... von den strahlen deines
;lanzes mich nicht trennen will, da möchtest du mir wohl
ıuch gern nach hause leuchten. BETTINE 2,225; auch einen
ıach hause leuchten: lassen sie den neidischen mann, der
ılle handlungen einzig in seine kanäle lenken will, nur erst
nit mir fertig sein. er wird sie schon auch nach hause
euchten. LEssIınG 2,170. dafür bei Frısca ableuchten, einem
;chändlich oder übel ableuchten, male multatum aliquem dimit-
ere 1,609°. vgl. auch ausleuchten fheil 1,910.
10) leuchten, refleziv und mit angabe der wirkung:
Diogenes ist tod; wann dieser lebte heute,
er leuchtete sich tod eh als er fünde leute.
Loaocavu 1.67.71.